Der Tag Des Falken
dazu, aber er wußte, daß Hardcastle die offenkundige Freundschaft zwischen Geffar und Van Nuys mißbilligte.
»Mike, unsere Besatzungen, Flugzeuge und Drohnen sollten bis zum Umfallen im Einsatz sein. Wir müßten unsere Existenz fühlbar machen. Wir sollten dafür sorgen, daß diese verdammte Station endlich auf Touren kommt.«
Becker hielt wieder den Mund. Weil das ein Thema war, das seinen Boß und Geffar anging. Und weil er fand, daß sein Boß recht hatte.
Am Rand von Hammerhead One erzeugten Fernsehscheinwerfer einen taghellen Kreis - noch heller als das Flutlicht am Ostrand der riesigen Plattform. Die Kamera konnte mit einem Schwenk an Geffar vorbei die Aktivitäten an Deck des costarica-nischen Frachters, der eben kontrolliert wurde, einfangen.
Sandra Geffar, deren linke Hand ihren Ohrhörer bedeckte, mußte sich anstrengen, um die Stimme des Moderators zu verstehen. »Vielen Dank, Miss Geffar, daß Sie heute abend Zeit für uns haben...«
»Das ist mir ein Vergnügen. Eine wunderschöne Nacht hier draußen. Freut mich, daß Sie zu uns gekommen sind...«
Hardcastle, der in seinem Dienstzimmer neben dem Kontrollzentrum auf dem dritten Deck nur mit halbem Ohr zuhörte, schüttelte den Kopf. Wie konnte man bloß von Hammerhead One reden, als sei die Plattform eine weiße Badebucht auf den Jungfern-Inseln?
Die Gegensprechanlage auf seinem Schreibtisch summte, und er drückte die Sprechtaste, ohne den Blick vom Fernsehschirm zu nehmen. »Ja?«
»Die Dolphin ist klar zum Rückflug«, meldete Becker. »Sie wartet auf Sie, Admiral.«
Manche Leute glauben, wir hätten unbegrenzt Zeit, dachte Hardcastle. Aber wenn die Schmuggler erst mal in Massen kommen...
verdammt, wir müssen aufpassen, daß wir nicht überrollt werden, wenn sie damit anfangen... »Ich fliege morgen früh zurück, Mike.«
»Sie haben in letzter Zeit verdammt viel gearbeitet.«
»Ich nehme den nächsten«, entschied er, ließ die Sprechtaste los und konzentrierte sich wieder auf den Bildschirm.
»Was passiert heute nacht hier draußen?« fragte der Interviewer gerade.
Eine Kamera schwenkte langsam über die Reling und zeigte den Frachter, während Geffar sagte: »Wir helfen dem Customs Service bei der Durchsuchung eines Frachters. In diesem Fall sind offenbar Hinweise darauf eingegangen, daß er große Mengen Schmuggelware an Bord haben könnte - deshalb ist die Besatzung aufgefordert worden, an dieser Plattform der Border Se-curity anzulegen, damit das Schiff durchsucht werden kann, bevor es in amerikanische Gewässer einläuft.
Der Customs Service kommt auf unsere Plattform, und wir holen die Besatzung von Bord, damit das Schiff gründlich durchsucht werden kann. Zur Durchsuchung sämtlicher Frachtbehälter und Laderäume setzen wir Spürhunde, Sonden mit Glasfaseroptik, elektronische Schnüffler, Ultraschalldetektoren und Infrarotsonden ein.«
»Ist eine gründliche Durchsuchung dieser Art nicht ziemlich ungewöhnlich?«
»Nein, die Coast Guard führt sie zu Dutzenden durch. Hier auf Hammerhead One haben wir bessere Einrichtungen und haben die Situation besser im Griff als bei einer Durchsuchung auf hoher See.
Das verleiht unseren Grenzkontrollen eine neue Dimension. Hier draußen haben wir größere Möglichkeiten - und wir nutzen sie auch.«
»Ist an Bord dieses Frachters schon Schmuggelware entdeckt worden?«
»Noch nicht...«
»Bedeutet das, daß Ihre Aufklärung fehlerhaft gearbeitet hat?«
»Leider ist Aufklärung keine exakte Wissenschaft. Sollten Schmuggler herausbekommen haben, was wir wissen, können sie die Ware auf ein anderes Schiff umgeladen oder die Lieferung zurückbehalten haben. Vielleicht haben sie das Zeug über Bord geworfen, als wir sie aufgefordert haben, an unserer Plattform anzulegen. Somit wird verhindert, daß allein durch die Existenz dieser Plattform eine mutmaßliche Drogenladung in unser Land kommt. Und jeder erzwungene Wechsel in der Planung der Schmuggler ist ein Erfolg für unsere Seite.«
»Können Sie uns das bitte näher erklären?«
»Nehmen wir einmal an, eine Lieferung mit einer Tonne Kokain soll in die USA gebracht werden. Die Schmuggler umhüllen ihre Ware mit Kreosot, stopfen sie in Melonen oder versenken sie in Fässern mit Tomatenmark. Diese eine Tonne Koks wird in mindestens drei Tonnen Material versteckt. Dann hören sie, daß wir herausbekommen haben, welcher Frachter ihre Lieferung transportieren soll. Daraufhin müssen die Schmuggler sie wieder ausladen, den ganzen Dreck
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