Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)
Bett gab. Der Vampir überflog das riesige, verriegelte T or einfach und setzte schließlich vor dem Eingangsportal sanft auf dem Boden auf.
„Geschafft. Willkommen zu Hause, Emily Watson.“
Die junge Frau sah ihn überrascht an. „Wie bitte?“
„In meinem Zuhause meine ich. Das Anwesen gehört mir. Vor zweihundert Jahren habe ich hier gewohnt. Bis die Menschen in Rathes herausgefunden hatten, was ich bin. Danach musste ich die Gegend verlassen, um nicht massakriert zu werden. Aber das Anwesen gehört noch immer mir, und das Rätsel um den Besitzer ist längst zu einer Legende geworden. Wir brauchen uns also keine Sorgen zu machen, entdeckt zu werden. Hier traut sich schlicht und einfach niemand mehr h in . “
„Und wenn jemand sieht, dass hier Licht ist?“
Roy lächelte. „Die Fenster sind alle gut von innen geschützt. Mit neuester Technik. Mir kann drinnen nichts passieren, und wir machen einfach die Vorhänge zu, dann sieht uns niemand. Aber davon abgesehen… I ch werde mich wohl noch ungestraft in meinem eigenen Haus aufhalten dürfen. Komm rein, wir haben nicht mehr viel Zeit.“
Gerade bevor die ersten Sonnenstrahlen den Parkplatz vor dem schlossähnlichen Anwesen erreichten, schloss Roy die große Eingangstür von innen zu.
„Wow!“ Mehr brachte Emily nicht heraus, als sie mitten in der mit Marmor gefliesten Eingangshalle stand. An der linken Wand hing ein riesiges, übermannsgroßes Portrait von Roy und seiner Familie. Emily wich bei Viviennes Anblick zurück, als hätte sie einen Stromschlag bekommen, und starrte fassungslos auf das gemalte Gesicht der Frau.
„Das… das ist nicht möglich!“
Roy sah ihrer Reaktion auf das Gemälde fasziniert zu. Er hatte gewusst, dass sie schockiert sein würde. „Ich sagte dir bereits, dass du meiner Frau sehr ähnlich siehst.“
Emily schüttelte heftig den Kopf und trat noch einen weiteren Schritt zurück, um das Bild besser betrachten zu können. „Nein, du hast gesagt, es wäre eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden! Du hast mir nicht gesagt, dass ich… dass ich eine Kopie deiner Frau bin! So etwas gibt es doch überhaupt nicht! Soll das ein schlechter Scherz sein?“
Der Vampir schüttelte den Kopf und legte seine r Besucherin sanft eine Hand auf den Rücken, um sie in den Salon weiter zu leiten . „Über Vivienne mache ich keine Scherze.“
Die junge Frau ging dem Hausherrn etwas unsicher voran , ließ sich in dem gemütlichen Salon schließlich vorsichtig auf die Kante eines antik aussehenden Sessels sinken und seufzte erschöpft .
„Das ist tatsächlich der einzige Grund, warum ich noch lebe, oder? Du hast mich, als Gene mich in eure Unterkunft gebracht hat, nur nicht sofort getötet, weil ich genau so aussehe wie deine Frau. Du konntest es nicht.“
Roy nickte nur. Eine unheimliche Stille breitete sich über dem Raum aus, während er ans Fenster trat und, sicher hinter der vor UV-Licht schützenden Verglasung, den Sonnenaufgang betrachtete. Ein Luxus, den er seit seiner Verwandlung nicht mehr genossen hatte. Es weckte alte Sehnsüchte und Erinnerungen an sein menschliches Dasein in ihm.
„Komm ans Fenster.“
Emily folgte seiner Anweisung gehorsam und stellte sich neben ihn, jedoch nicht zu dicht . Wut , Unsicherheit , Verwirrung und ein unbestimmtes Prickeln schufen eine deutliche Kluft zwischen ihnen. Der Vampir schien in Gedanken aber vollkommen woanders zu sein.
„Das ist das erste Mal seit meiner Verwandlung, dass ich einen Sonnenaufgang sehe. Ich habe diese Verglasung erst kürzlich einbauen lassen und noch nicht testen können. Aber wie´s aussieht, funktioniert es.“
Er drehte und wendete seine Hände, fasste sich ins Gesicht. „Nichts angebrannt, oder?“
Emily musste widerwillig lächeln. „Nein. Nichts angebrannt.“
Sie spürte, wie Roy ein Stück näher rückte und sich zu ihr drehte und zuckte zurück, als seine Hand ihr Kinn umfasste.
„Bei Sonnenlicht betrachtet siehst du Vivienne tatsächlich noch viel ähnlicher, als ich gedacht hatte. Ihr könntet Zwillingsschwestern sein. In einer anderen Welt würde ich glauben, sie wäre nicht gestorben, und du wärst sie.“
Emily zog sich verstört zurück. Ihr gefiel nicht, was Roy sagte. Und noch weniger gefiel ihr das rote Glimmen in seinen Augen und das Gefühl, das es in ihr auslöste . „Ich bin aber nicht Vivienne. Vergiss das nicht.“
Die junge Frau versuchte das erneute Ziehen in ihrer Magengrube zu ignorieren und schob es schnell auf den Hunger, der
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