Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)
anderen Unterkünfte müssen sich selbst schützen, und wir haben hier keine Notunterkunft oder so. Ich meine… wir sind schon im Untergrund. Noch mehr verstecken kann man sich kaum. Wir werden den Tag hier verbringen müssen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass die VHA noch einmal hierher kommt, bei Tage am G rößten ist. Wir haben keine Wahl. Sobald es dunkel ist, brechen wir auf.“
Emily nickte und spürte, wie panische, eiskalte Angst in ihr hochkroch. Sie wollte nichts sagen, daher öffnete sie ihre Gedanken für einen Moment, wie aus Versehen, um Roy Einblick zu gewähren. Sie wollte getröstet werden, hätte das aber nie offen zugegeben .
Der Vampir reagierte prompt auf den kurzen Stoß ihres Angstgefühls. Er kam zu ihr und legte sanft seine großen, starken Hände auf ihre Schultern.
„Ich weiß, dass du Angst hast. Wir müssen nur ein paar Stunden hier aushalten, dann verschwinden wir und holen uns Morris . Sie werden es nicht wagen, uns anzugreifen, wenn wir ihn haben.“
„Und wo willst du ihn hinbringen?“ Die Frage war kaum mehr als ein Flüstern.
„Hierhin. Ich gehe gleich auf die sichere Leitung und versuche heraus zu finden, wer noch in der Nähe ist. Dann stellen wir Posten an den Eingang , wenn wir Morris hierher bringen . Der Überraschungseffekt ist nicht mehr auf der Seite der VHA. Wenn sie versuchen, den Minister hier raus zu holen, werden sie noch vor der Tür getötet. Aber dafür muss ich erst Verstärkung besorgen. Bleib du hier.“
Emily wehrte sich mehr pro forma , als Roy sie zu sich zog und sich in einen leidenschaftlichen Kuss mit ihr vertiefte, bis seine Fänge sanft an ihren Lippen kratzten.
Am Ende der Nacht hatte Roy wenigstens fünf seiner Untertanen wieder zusammen getrommelt. Alle hatten es irgendwie geschafft, über die abhörsichere Leitung Kontakt aufzunehmen. Emily nahm an, dass die Vampire überall in der Stadt Möglichkeiten installiert hatten, um diese Leitung zu nutzen.
Unter den Überlebenden der Familie, die jetzt zurückkamen, war auch ihr Cousin, Gene. Überraschenderweise freute sie sich, ihn zu sehen und schlang überschwänglich die Arme um seinen Hals. Dabei vergaß sie, dass sie nur noch in seiner menschlichen Erinnerung als Familienmitglied galt.
„Hey Süße, nicht so stürmisch! Wir können uns gerne später zurückziehen und das ausführlicher besprechen!“ Er grinste sie frech an, doch dann überzog ein Schatten sein Gesicht. Als sie Gene fragend ansah, schüttelte er traurig den Kopf. „Tristan hat es nicht geschafft. Er war ein Idiot und dazu noch ein gefährlicher Hitzkopf, aber nichts desto trotz war er mein Bruder.“
„Dein…?“ „Im vampirischen Sinne. Wann lernst du endlich , nicht wie ein Mensch zu denken?“
Emily löste sich von ihrem Cousin und sah ihn wütend an. „Hm, lass mich überlegen. Ich glaube, solange ich ein Mensch bin , wird sich daran nicht viel ändern!“
Roy trat zwischen die beiden und umarmte Emily demonstrativ. Zu ihrer Überraschung spürte sie plötzlich, wie er telepathisch Anweisungen gab und kein Wort mehr über die Lippen brachte. Sie hörte seine Stimme nur noch in ihrem Kopf.
‚Leute, wir können nicht sicher sein, dass die VHA hier nicht alles verwanzt hat. Also kein gesprochenes Wort mehr ab jetzt. Wir werden uns gleich nur noch laut darüber einig werden, dass wir in zwei Minuten alle wieder weg sind. Und noch was: Emily, wir werden dich gleich laut in einen Flieger nach Südamerika verabschieden. Kein Land nennen. Sollen die sich doch dumm nach dir suchen, während du die ganze Zeit bei uns bist.‘
Emily lächelte still in sich hinein. Es war ein guter Plan, der sie fürs erste aus der Schusslinie brachte. Sofern die VHA tatsächlich Wanzen in der Unterkunft angebracht hatte. Aber davon ging Roy anscheinend fest aus.
‚Gene, du hältst mit Tom und Silvester Wache am Eingang. Evan, du suchst mit Evelyn alles nach Wanzen ab, aber so schnell wie möglich. Vielleicht haben noch mehr überlebt und kommen wieder und ich weiß nicht, ob sie auch so klug sind, an Wanzen zu denken.
Wenn ihr damit fertig sei d , bewacht ihr den Geheimgang. Ich will böse Überraschungen vermeiden. Emily du ziehst dich in mein Zimmer zurück und schläfst. Keine Widerrede. Wir passen auf dich auf.
Ich suche alles zusammen, was noch da ist und w as wir brauchen können und komme dann zu dir. Bei Sonnenuntergang machen wir uns auf schnellstem Wege zum Haus des Ministers und überrumpeln ihn . Ach so: Gene,
Weitere Kostenlose Bücher