Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)
presste.
„Das sollte das Geschwindigkeitsproblem lösen.“
Er erhöhte sein Tempo ein wenig, wenn auch nicht viel, da die anderen Vampire zwar übermenschlich schnell waren, jedoch nicht seine Gabe besaßen. Emily wurde ein wenig übel. Der Lauf bei einer solchen Geschwindigkeit fühlte sich an, als würde man mit 230 kmh über den Motorway rasen, nur ohne das Auto um einen herum.
„Wir sind gleich da. Da vorn, die Villa auf der Anhöhe. Tom, Silvester, ihr bleibt hier und schiebt Wache. Gebt mir ein Zeichen, wenn Gefahr im Anzug ist. Emily, du kommst….“
Er überlegte einen Augenblick und schätze das Risiko ein.
„ Nein, d u bleibst hier. Mit Sicherheit wimmelt das Gebäude von VHA-Agenten.“
Wieder dachte er eine Sekunde nach. Emily bekam langsam den Verdacht, dass der spontan in der Not entstandene Plan nicht so gut durchdacht war, wie sie angenommen hatte.
„Tom, du bleibst bei Emily . Wenn ich dir ein Zeichen gebe, rückst du als Verstärkung an. Wenn hier draußen die Hölle losbrechen sollte , kommt ihr rein. Silvester, du kommst mit. Und Emily, egal was passiert: Du bleibst, wo du bist und befolgst genau Toms Anweisungen . “
Auch Tom sah sein Oberhaupt nun zweifelnd an, doch er sagte nichts. Roy hatte Befehle gegeben und die galt es zu befolgen. Er war nicht in der Position, die Entscheidungen de s Lords in Frage zu stellen.
Bevor die kleine Gruppe sich auf den Weg machte, wollte Roy Emily in einem Anflug von Sentimentalität im Angesicht der Gefahr an sich ziehen, doch sie wand sich geschickt aus seiner Umarmung.
„Ihr habt keine Zeit zu verlieren.“ Dicht an ihr Ohr gepresst murmelte Roy:
„Ich hole das nach, wenn ich zurück bin. Und dann dulde ich keine Ausflüchte.“
In dieser Sekunde wusste Emily, dass er sie bereits als seinen Besitz ansah , als seine Gefährtin , obwohl sie davon noch weit entfernt war. Sie war zwar freiwillig mitgekommen, doch mittlerweile hatte sich die Erkenntnis eingeschlichen, dass Roy sie so oder so nicht allein auf seinem Anwesen gelassen hätte. Er hatte ihr die Entscheidung nur zum Schein selbst überlassen. Doch was Roy noch nicht wusste war, dass ihr Vorsatz aller Gefühle zum Trotz unverändert feststand, nach New York zurück zu kehren, wenn die Krise überstanden war.
Während Emily mit Tom in einer dunklen, engen Gasse hockte und darauf wartete, dass Roy und die anderen Vampire mit dem Innenm inister aus der Villa zurückkamen, wurde ihr immer mulmiger zumute. Sie kannte den Vampir nicht, der dicht neben ihr saß und behutsam seine Waffe polierte und die Stille, die sich zwischen ihnen ausbreitete, wurde immer unerträglicher. Als Emily ansetzte, um etwas zu sagen, gebot Tom ihr mit einem Blick, es zu lassen. Doch eine Sekunde später hörte sie seine Stimme in ihrem Kopf.
‚Nicht sprechen. Wir müssen absolut still sein. Hab keine Angst. Roy hat mir gesagt, dass dein Leben geschützt werden muss, also werde ich genau das tun.‘
Emily schnaubte in Gedanken verächtlich . ‚Tut ihr immer alles, was Roy euch sagt?‘
Die Augen des Vampirs leuchteten unwirklich, als er sie in der Dunkelheit offen ansah.
‚Wenn dein Vater dir als Kind etwas gesagt hat, hast du das akzeptiert?‘
Touché. Emily lächelte und gab sich geschlagen. Und plötzlich war es Tom, der auf telepathischer Ebene ein Gespräch mit ihr begann.
‚Wie du damals einfach in die Unterkunft marschiert bist … das war sehr mutig von dir. Alles oder nichts, richtig?‘
Die junge Frau nickte. ‚Aber das hab ich jetzt davon. Ich bin mit Vampiren auf der Jagd, um nicht mehr selbst gejagt zu werden. Ich wünschte, ich wäre in New York geblieben. Dann wäre das alles niemals passiert.‘
Tom schüttelte den Kopf. ‚Das stimmt nicht, und ich glaube, das weißt du. Übrigens hast du unglaubliche telepathische Fähigkeiten, Respekt. Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns so unterhalten können. Was hast du vor, wenn das hier vorbei ist?‘
Die Frage überraschte Emily. Offenbar ging nicht jeder Vampir davon aus, dass sie nun zu ihnen gehörte.
‚Ich gehe zurück nach New York. Werde mir einen netten Mann suchen und eine Familie gründen.‘
‚Weiß Roy das auch schon?‘ Tom sah sie eindringlich an, und Emily blickte betreten zu Boden.
‚Ich ha be es ihm gesagt. Aber er…‘
‚… liebt dich. Er wird dich nicht so einfach gehen lassen.‘
Emily widersprach dem Mann heftig. ‚Das muss er. Er hat es mir versprochen.‘
Überrascht zog Tom die Augenbrauen hoch,
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