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Der Tag mit Tiger - Roman

Der Tag mit Tiger - Roman

Titel: Der Tag mit Tiger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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defekte Leitung. Bei diesen älteren Häusern ist das nicht auszuschließen«, spekulierte ein anderer.
    »Ja, bei uns hat auch mal eine Kaffeemaschine gebrannt. Das geht schneller, als man denkt.«
    »Hat da nicht früher die alte Frau Rehbein gewohnt?«
    »Richtig, ja. Ich meine, jetzt läuft da sogar ein Rechtsstreit um das Haus mit dem Schwager.«
    »Na, der Fall hat sich jetzt erledigt.«
    »Du liebe Zeit, davon bleibt nicht mehr viel übrig.«
    »Sind die Leute, die da gewohnt haben, eigentlich alle raus gekommen?«
    Gepflegtes Grauen überkam die Umstehenden.
    »Glaube schon. Schaut, da bringen sie welche mit dem Krankenwagen weg.«
    »Die werden es wohl kaum überlebt haben. Die fahren nicht mit Blaulicht.«
    »Das kommt bestimmt morgen in der Zeitung.«
    »Passt auf, gleich bricht der Dachstuhl zusammen! Wir sollten ein Stück zurückgehen.«
    Unter den Schaulustigen befanden sich auch die Brandstifter. Alf und Erni sahen sich an. Ihnen war inzwischen ziemlich mulmig zumute. Die Bemerkung, die Bewohner könnten nicht überlebt haben, weckte ein unbestimmtes Gefühl der Schuld bei ihnen.
    »Scheiße, wenn die draufgegangen sind«, flüsterte Alf.
    Stone, der das hörte, hatte weniger Gewissensbisse. »Die werden wohl ’n bisschen zu husten haben, aber ich habe die Gören schon plärren gehört.« Er zuckte mit den Schultern und wandte sich dann Dick zu. »Na, jetzt ham wir erreicht, was du wolltest. In dem Haus brauchst du nicht mehr wohnen. Und wahrscheinlich gibt’s noch ’ne schöne Versicherungssumme.« Aufmunternd schlug er dem Dicken auf die Schulter, doch der war seit geraumer Zeit sehr still und in sich gekehrt. Jetzt zuckte er zusammen.
    »Hey, kommt mal ’n Stück zur Seite«, zog er die drei anderen von der Menschentraube fort.
    »Was’n los, kriegste jetzt die Panik?«
    »Hättste auch, wenn DEIN Schlüssel noch in der Kellertür stecken würde.«
    »Waaaaaas?«
    »Du Idiot, du Arsch, wie konnste den denn vergessen?«
    »Ihr wolltet doch so schnell weg da«, jammerte er. »Und da war der Katzenschwanz dran, wo doch mein Name mit draufsteht.« Dick war den Tränen nahe.
    Wieder war es Stone, der sich beruhigend einmischte. »Das Ding ist bestimmt verbrannt und eingeschmolzen, das wird kein Mensch mehr identifizieren können.«
    »Meinst du wirklich?« Hoffnungsvoll sah ihn sein Freund an.
    »Klar, guck dir das doch mal an.«
    Bei dem Anblick des brennenden Hauses lief ihnen ein Schauer über den Rücken.
    Nina stand am Lichtschacht und spähte die Treppe hinunter zur Kellertür. Der Wind trieb den Rauch zur anderen Seite, weshalb man an dieser Stelle einigermaßen atmen konnte. Der Zufall wollte es, dass sich das Feuer nach oben durch das Treppenhaus zwar mit Macht ausgebreitet, den Keller jedoch weitgehend verschont hatte. Daher war die Kellertür noch intakt, und der Schlüssel steckte unversehrt im Schoß. An ihm baumelte der Katzenschwanz.
    Nina musste würgen, als sie ihn erkannte. Dann waren Tiger und Anne wieder an ihrer Seite und sahen zusammen mit ihr herab. Sie schwiegen kurze Zeit, jeder seinen Gedanken nachhängend. Tiger knabberte an einer gesplitterten Kralle und strich sich dann über die Ohren. Anne leckte ihre schmerzende Pfote vorsichtig mit der weichen Spitze ihrer Zunge. Dann meinte Tiger wie nebenbei: »Den Schlüssel sollte man Minni bringen.«
    »Ja, die würde ihn erkennen«, pflichtete Nina bei.
    »Schaffst du das?«
    Nina schnupperte, drehte die Ohren und prüfte den Geruch der Rauches und des Feuers. Anne schloss sich an und schärfte ihre Sinne, um alle Gefahren oder Chancen aus der Umgebung aufzunehmen und abzuwägen. Tiger war der einzige, der nach oben schaute.
    »Viel Zeit habe ich nicht, aber es müsste gehen. Das Holz der Tür fängt bald an zu glühen«, teilte Nina den beiden mit.
    »Pass auf, was von oben kommt! Ich glaube, das Dach wird nicht mehr lange halten«, mahnte Anne.
    »In Ordnung.« Nina wandte sich an Anne und wollte wissen: »Wie bekomme ich den Schlüssel am besten aus dem Schloss? Damit habe ich keine Erfahrung.«
    Anne, offensichtlich auf ihre menschliche Erfahrung angesprochen, sah sie konsterniert an.
    »Das ist jetzt nicht die Zeit, um sich herumzuwundern. Antworte ihr!«
    Tiger hatte wieder einmal mehr das rechte Wort zur rechten Zeit gefunden. Anne versuchte also, das Problem auf kätzische Weise zu sehen.
    »Soweit ich das erkennen kann, steckt der Schüssel ein wenig zur Seite gedreht im Schloss. Abgeschlossen haben die aber bestimmt

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