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Der Tag mit Tiger - Roman

Der Tag mit Tiger - Roman

Titel: Der Tag mit Tiger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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war einen Spaltbreit offen. Sie versuchte mit der Pfote diesen Spalt zu verbreitern, aber die Tür bewegte sich nicht. Als sie hochsah, erkannte sie den Grund. Die Fenstertür war durch eine altmodische Technik mit einem Metallhaken am Rahmen befestigt, weshalb sie in dieser halboffenen Position weder zuschlagen noch weiter aufgehen konnte.
    Anne erinnerte sich an Tigers Rat vom Morgen. Wo derKopf durchging, passte auch der Rest durch. Nun, vielleicht! Es war jedoch verdammt eng! Zwei Schnurrhaare blieben auf der Strecke. Auch das schmerzte, aber dann war der Kopf durch den Spalt gezwängt. Just in diesem Moment rüttelte eine Windböe an dem Fenster, und der eine Zentimeter Spiel, den die Türöffnung hatte, hätte fast dazu geführt, dass Anne erwürgt worden wäre. Nach Luft japsend arbeitete sie sich weiter vor. Die rechte Pfote folgte dem Kopf. Jetzt hing sie quer zwischen Tür und Rahmen und bat in einem stummen Gebet, kein weiterer Windstoß möge den Spalt verkleinern.
    Hier im Haus vermeinte sie schon die Flammen knistern zu hören. Auf jeden Fall war der Rauchgeruch bereits sehr deutlich wahrzunehmen. Sie zog die linke Pfote nach, dabei stieß sie sich an der schmerzenden Kralle.
    »Sch… immer auf die wunden Stellen«, fluchte sie und zwängte den restlichen Körper ins Zimmer. Dann erst prüfte sie, wo sie eigentlich gelandet war. Sie hatte Glück.
    Sie stand direkt vor den Betten von Elly und George Mazinde.
    Nina stand vor Christians Bett und maunzte, und er antwortete mit einem Schnarcher.
    So ging das nicht! Nina maunzte lauter, und Christian schnarchte lauter. »Männer«, murrte Nina und sprang auf das Bett. »Hach, treten, trampeln, weich, schööön!«
    Kurzzeitig gab sie sich ganz dem Genuss des weichen Federbettes hin und ließ sich von ihrer Aufgabe ablenken. Pflichtbewusst wie sie war, besann sie sich jedoch sofort wieder und maunzte Christian in ihrer schönsten, heisersten Quietschstimme ins Ohr. Unwillig grunzte der Schläfer undschob Nina vom Kopfkissen, aber sie blieb unbarmherzig. Sie stieg über den schützenden Arm und quakte noch einmal lauthals: »Rrrrrrauuuuus«.
    Jetzt war Christian endgültig wach.
    »Was willst du denn, du kleiner Quälgeist? Das ist doch noch gar nicht deine Zeit.« Er blinzelte schlaftrunken auf den Wecker, dessen Zeiger auf kurz nach Mitternacht standen. »Geh wieder in dein Körbchen, Süße«, forderte er sie auf, aber Nina zeterte nochmals: »Rrrrrrauuuuus!« Um ihre Laute zu unterstreichen, sprang sie vom Bett und blieb auffordernd mit erhobenem Schwanz am Bett stehen.
    »Uha«, seufzte Christian auf, als er sich mit einem gigantischen Gähnen aus dem Bett schwang.
    Liebevoll, weil er jetzt endlich verstanden hatte, was sie wollte, rieb Nina ihre Schlappohren an seinem nackten, behaarten Schienbein.
    »So, so, schmusen willst du?«, meinte der Umschnurrte, schon wieder versöhnt, und streichelte ihr den schönen, hellen Kopf, aber das war es doch schon wieder nicht. Noch einmal dachte Nina entrüstet »Männer!« und schoss ins Wohnzimmer. Auffordernd jaulte sie zum letzten Mal: »Rrrrrauuuus!!!!«
    »Weiber«, knurrte Christian hinter ihr her, setzte die Brille auf und folgte ihr auf nackten Sohlen zum Balkonfenster. In diesem Augenblick schrillte die Alarmanlage zwei Häuser weiter los. Tiger hatte also doch Erfolg gehabt.
    Aus unerfindlichem Grund war die Alarmeinrichtung am ersten Fenster nicht eingeschaltet. Das hatte Tiger aber nicht wissen können. Er glaubte, er habe den richtigen Punkt nicht getroffen.Erst nach mehrmaligem Probieren hatte er aufgegeben und war zum nächsten Fenster gelaufen. Hier hatte er gleich beim ersten Mal Erfolg. Das widerwärtige Geräusch beleidigte seine Ohren, und mit Höchstgeschwindigkeit verließ er das hell erleuchtete Gelände. Nur am Rande nahm er wahr, wie Türen sich öffneten, Fenster aufgerissen wurden und eine empörte Stimme brüllte: »Stellt doch endlich einer diese höllische Anlage ab!«
    Alles konzentrierte sich auf das heulende, angestrahlte Haus, auf dessen Turm auch noch eine gelbe Signallampe rotierte. Keiner achtete auf Mazindes Haus, aus dem aus den unteren Fenstern bereits der Rauch quoll.
    Anne entschloss sich, auf Ellys Bett zu springen, weil sie sich erhoffte, von ihr mehr Verständnis zu erhalten. Auf dem Kopfende sitzend, maunzte sie, was das Zeug hielt. Elly schlug die Augen auf und murmelte etwas in ihrer Muttersprache. Anne maunzte lauter, und Elly drehte sich nach ihr um.
    »Kätzchen,

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