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Der Tag mit Tiger - Roman

Der Tag mit Tiger - Roman

Titel: Der Tag mit Tiger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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zusammenzuckte.
    »Sie hat ein liebevolles Gemüt aber eine schlimme Stimme, ich weiß.« Christian versuchte Anne zu beruhigen, aber aus ihrer Kehle brach in diesem Augenblick ebenfalls ein herzzerreißendes Jammern hervor. Zusammen mit der klageheulenden Nina kniete sie plötzlich vor dem stillen, leblosen Pelzchen, und der ganze Schmerz und die Trauer strömten aus ihr hervor.
    Unter Schluchzen und Schniefen teilte sie Christian mit, dass sie die ganze Nacht bei ihrer sterbenden Katze verbracht hatte.
    Er hörte mitfühlend zu und streichelte ihre Arme. Dann stand er auf und klapperte in der Küche herum. Schließlich kam er mit dem Kaffee und einem Schälchen Sahne für Nina zurück. Anne hatte sich ein wenig gefangen und hielt sich an der heißen Tasse fest, während er ihr in Kurzform berichtete, was sich in der Nacht an kriminellen Ereignissen abgespielt hatte.
    Anne hatte sich soweit wieder beruhigt, um ihm interessiert und mitfühlend zuhören zu können, und fragte anschließend: »Und weshalb meinen Sie, Tiger sei daran beteiligt gewesen? Ich denke, ich bin um etwa acht, vielleicht halb neun hier bei ihm auf dem Sofa eingeschlafen und erst heute Morgen um kurz nach acht aufgewacht.« Sie lächelte ein tränenverschmiertes Lächeln. »Darum sehe ich auch so verbummelt aus, auch wenn Sie es mir vielleicht nicht glauben.«
    »Ich will Ihnen das ganz bestimmt glauben, aber Elly Mazinde erzählte die ganze Zeit etwas von einer anderen Katze, die sie geweckt habe, und da ich Nina oft mit Tiger umherziehen gesehen habe, dachte ich, er könne es gewesen sein. Zumal er gestern Abend so um acht herum noch mal mit einer neuen Freundin bei mir zum Abendessen gewesen ist.«
    »Das war bestimmt eine ähnliche Katze. Sie wissen doch, er hat das typische Aussehen der hiesigen Dorf-Rassekatzen.«
    »Natürlich, das ist auch denkbar, zumal eine mir völlig fremde, aber sehr liebevolle andere kleine Katze dabei war. Ist ja auch egal. Es ist sehr traurig, dass dieser kleine Kerl sterben musste, aber vermutlich ist er diese Nacht gerächt worden.«
    Dann erzählte Christian auch noch von Minni und dem Katzenschwanz und von der Festnahme der vier Brandstifter.
    »Es ist äußerst wahrscheinlich, dass Tiger von diesen jungen Idioten angefahren worden ist«, meinte Anne. »Ich habe schon ein paar Mal beobachtet, wie die mit beängstigender Geschwindigkeit hier durchs Dorf gedonnert sind. Und das mit Minnis Katze tut mir ganz besonders leid. Die kleine Dreibeinige habe ich oft ganz glücklich hier unten herumspielen sehen.«
    »Sind Sie eigentlich ganz sicher, dass Tiger heute Nacht nicht unterwegs war? Ich meine, wenn Sie doch so tief geschlafen haben?«
    Anne sah Christian irritiert an. »Wieso meinen Sie das?«
    »Na, haben Sie heute Morgen schon einen Blick in Ihre Küche getan?«, fragte er zurück.
    Anne überlegte. »Seit gestern Abend nicht mehr. Warum?«
    »Weil es darin aussieht wie ein Schlachtfeld. Etwa wie nach der Großfütterung eines Rudels Katzen.«
    Anne sprang auf und stürmte in die Küche. Christian hörte ihren entsetzten Aufschrei: »Ach, du Schande!«
    Er stand auf und folgte ihr. Anne stand, Hände in die Hüften gestützt, mit Empörung im Gesicht, vor dem halbausgeleerten Einkaufskorb, den zerfetzten Katzenfutterdöschen und der umgekippten Sahnepackung.
    »Es scheint fast, als wäre Tiger wirklich in einem letzten Anfall von Lebenslust noch einmal aufgestanden. Ich muss wirklich sehr tief geschlafen haben. Die Tür zur Terrasse war auch die ganze Nacht offen. Das war ein Selbstbedienungsladen für alle Katzen.«
    Sie schüttelte verwundert den Kopf und begann, mit raschen,effizienten Bewegungen das gröbste Durcheinander zu beseitigen. Christian hielt ihr dabei schweigend den Müllbeutel auf.
    Sie erzählte weiter: »Jetzt erinnere ich mich auch wieder. Ich war schon gestern Nachmittag einkaufen, um meinen kleinen Erfolg zu feiern. Dann ist der Unfall mit Tiger dazwischen gekommen, und ich habe hier alles stehen und liegen lassen. Nur gut, dass ich das Hühnchen noch in den Kühlschrank gelegt habe. Das hätte vielleicht eine Sauerei gegeben.«
    »Soll ich Nina mal hochnotpeinlich befragen?«, schlug Christian, nicht ganz ernsthaft, vor.
    Anne ging auf seinen leichten Ton ein: »Selbst wenn sie Ihnen antworten könnte, glauben Sie, eine so vornehme Dame von Rasse könne mit einer solchen Manscherei etwas zu tun haben? Ich denke doch, sie speist von – na sagen wir zumindest vergoldeten

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