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Der Talisman (German Edition)

Der Talisman (German Edition)

Titel: Der Talisman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth von Bismarck
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du halbe Portion?«
    Yasha hatte inzwischen die Zügel des Pferdes ergriffen und wiederholte seine Frage. Mit seinen Wurstfingern zeigte der dicke Mann auf sein Herz und auf die schwarze Blesse des Hengstes: »Panna hier und Panna da. Jetzt hau ab, du elender Sohn einer Wüstenmaus, oder ich reite dich nieder!« Hastig ließ Yasha die Zügel los und sprang zur Seite. Abdul Khemir ritt an ihm vorbei. Doch der Junge gab nicht auf und folgte dem Dicken. Dabei achtete er darauf, sich möglichst unauffällig zu verhalten. Kreuz und quer ging es durch Tamanrasset. Yasha hatte bereits vor Stunden die Orientierung verloren. Plötzlich waren Pferd und Reiter verschwunden. Ärgerlich blieb Yasha stehen und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Langsam ging er weiter und spähte aufmerksam nach rechts und links.
    Trotzdem wäre
    er fast an der dunklen
    Seitengasse vorbeigelaufen. Im letzten Moment sah er den weißen Hengst weit hinten in einem kleinen Tor verschwinden. Erleichtert hastete Yasha das Gässchen entlang und schlich vorsichtig durch das Tor in den Innenhof. Hinter einem großen Blumenkübel ging er in Deckung.
    Abdul Khemir und zwei Männer standen an der gegenüberliegenden Seite des Hofes. Der weiße Hengst mit der herzförmigen Blesse und zwei andere Pferde waren dort festgebunden und schnaubten leise. Yasha spähte vorsichtig über den Rand des Blumenkübels und spitzte die Ohren.
    Laut dröhnte Abdul Khemirs Stimme über den Hof: »Morgen«, befahl er, »vor Sonnenaufgang reitet ihr zu meinem Palast in Agadez. Dort wartet ihr auf die Karawane aus Bilma. Sorgt dafür, dass alles für meine Hochzeit vorbereitet wird, hahaha!« Agadez liegt im Land Niger und ist die letzte große Stadt vor der Ténéré-Wüste, das hatte Yasha in einem Erdkundebuch gelesen. Trotz der Hitze lief es ihm kalt den Rücken hinunter. Morgen vor Sonnenaufgang würde er nach Agadez reiten. Ihm stand ein weiter und gefährlicher Weg durch die Wüste bevor. Yasha hatte genug gehört! Hastig schlich er sich aus dem Hof, um seine Vorbereitungen zu treffen.
    Als die Sonne wie ein rotglühender Ball hinter den Dünen unterging, öffnete der Basar seine Pforten. Im Inneren brannten hunderte von Öllampen und in der Luft lagen viele fremdartige Gerüche. Yasha bestellte sich in der Gasse der Lebensmittelhändler an einem Stand etwas zu essen und eine Tasse Pfefferminztee. Neugierig beobachtete er das Treiben in den engen Gassen.
    Nachdem er
    sich gestärkt hatte,
    begann er seine Besorgungen zu machen. Es gab eine Gasse der Gewürzhändler, der Teppichhändler, der Kleiderhändler, der Kupferschmiede und der Schuhmacher. Hier hatte jede Berufsgruppe ihre festen Stände. Yasha kaufte sich ein Pferd, Kleider und Schleier sowie Proviant und einen Wasserbehälter aus Ziegenfell.
    Früh am nächsten Morgen schmierte sich Yasha sein Gesicht mit einem dunklen Gemisch aus Öl und Staub ein. Dann zog er seine neuen blauen Kleider an und wickelte sich den Gesichtsschleier um den Kopf und über Kinn und Mund, wie er es bei den Einheimischen gesehen hatte. Nun sah er aus wie ein echter Tuareg. Die Verkleidung war der erste Teil von Yashas Plan. Der zweite Teil war viel schwieriger in die Tat umzusetzen: Yasha wollte die beiden Boten von Abdul Khemir abfangen und dafür sorgen, dass sie ihn als Reisebegleiter mit nach Agadez nehmen.
    Es war noch dunkel, als Yasha seinen Posten vor der kleinen, dunklen Gasse bezog, in der er gestern Abdul Khemir und die beiden Männer belauscht hatte. Es dämmerte bereits, als die zwei Reiter endlich auftauchten. Gemächlich ritten sie durch die gerade erwachende Stadt.
    Yasha nahm eine Abkürzung durch eine Seitengasse und galoppierte so schnell er konnte zum südlichen Stadttor. Reisende, die nach Agadez wollen, müssen die Stadt Tamanrasset durch dieses Tor verlassen. In einem Palmenhain wartete er auf die zwei Boten von Abdul Khemir. Außer einigen Bauern, die mit ihren Eselskarren Datteln und Brennholz in die Stadt brachten, war noch niemand unterwegs. Als die beiden Boten mit lautem Hufgeklapper das Stadttor passierten, trabte Yasha wild los und hielt sein Pferd plötzlich mitten auf der staubigen Straße an, als wäre etwas mit seinem Sattel nicht in Ordnung. Umständlich fing er an, die Sattelgurte nachzuziehen. Dabei beobachtete er die beiden Reiter aus den Augenwinkeln. Als Yasha sicher war, dass er die Aufmerksamkeit der beiden Reiter auf sich zog, ließ er einige Goldtaler aus seinem Brustbeutel

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