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Der Talisman (German Edition)

Der Talisman (German Edition)

Titel: Der Talisman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth von Bismarck
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kommt. Sie will Salvi-Co-Ilu verhexen!« »Nein, das stimmt nicht!«, krächzte die Stimme der alten Frau. »Ich muss Salvi-Co-Ilu etwas geben. Es ist wichtig für ihn!« »Schluss jetzt, weg mit ihr!«, donnerte der Riese. Yasha lief es eiskalt den Nacken hinunter. Nach einem kurzen Handgemenge entfernten sich die Geräusche, bis sie schließlich ganz verstummten. Mit weichen Knien verließ Yasha seinen Lauschposten an der Wand und setzte sich an den kleinen, wackligen Tisch. Auf einmal erschien ihm die Hütte des Riesen gar nicht mehr wie ein sicherer, heimischer Ort. Der Riese sagte immer, wie sehr er ihn liebte, aber warum verdarb er ihm dann die Chance, zu seinen Eltern zu finden, und jagte Alumentai davon?
    Während Yasha
    in der kleinen
    Hütte saß und seinen düsteren Gedanken nachhing, rannte der Riese aufgebracht am Strand hin und her, um sich wieder zu beruhigen. Als er nach einer sehr langen Zeit das Haus betrat, schäumte er noch immer vor Ärger. Polternd riss der Riese die Rumflasche aus dem Regal und trank einen Riesenschluck. Dann setzte er sich zu Yasha an den Tisch. Der Junge hatte ihn selten so wütend erlebt. Er musste seinen ganzen Mut zusammennehmen, um nicht vom Tisch aufzuspringen und aus der Hütte zu laufen. Die Luft knisterte vor Spannung. Nach einer ganzen Weile, der Riese starrte inzwischen dumpf vor sich hin, fragte Yasha vorsichtig: »Riese! Wer ist Alumentai? Was wollte sie mir geben?« Der Riese wich Yashas Fragen aus und wirkte auf einmal fast verlegen. Sogar seine Ohren waren ein bisschen rot angelaufen und das kommt bei Riesen wirklich nicht oft vor.
    » Hier spielt
    sich etwas
    Merkwürdiges ab«, dachte Yasha misstrauisch. Es hatte mit seinen Eltern zu tun. »Sage mir doch, was Alumentai mir geben wollte!«, bohrte er weiter. Da presste der Riese wütend die Lippen zusammen und stand so abrupt auf, dass er dabei seinen Stuhl umkippte. Die Geschichten von Yashas zaubernden Eltern und diesem Steju gingen ihm ganz gewaltig auf die Nerven. Jedes Mal stand der Riese Höllenängste aus, wenn dieses Thema zur Sprache kam. Seine größte Sorge war, dass Yasha ihn verlassen würde, um weiter nach seinen Eltern zu suchen. Und dann wäre er, der Riese, wieder allein.
    Schnell ging er zum Regal und griff mit einem triumphierenden Lächeln nach der Flasche mit der bitteren Medizin. Der Riese wusste ganz genau, das Yasha dieses eklige Gebräu abgrundtief verabscheute, darum hoffte er, dass die Fragerei nun endlich ein Ende haben würde.
    Abwehrend hob Yasha die Hände: »Nein! Bitte, Riese, ich brauche deine Medizin nicht. Alles, was ich dir über meine Eltern und Steju erzähle, ist wahr. Ich weiß, dass Alumentai mir etwas sagen möchte. Etwas, das alle hier auf der Insel wissen, nur ich nicht, und dass das Geheimnis mit meinen Eltern zu tun hat. Du willst es vor mir verheimlichen, weil du Angst hast, ich könnte dich verlassen, um sie zu suchen. Bitte sag mir doch, was passiert ist!« In seiner Wut warf der Riese die Medizinflasche gegen die Wand, wo sie in tausend Scherben zerschellte. Der eklige, dunkelbraune Sirup spritzte durch den Raum und lief die Bambushölzer herunter. Yasha zuckte erschrocken zusammen, als der Riese ihn anbrüllte: »Alumentai ist eine Hexe! Das ist alles! Keine Fragen mehr! Es reicht!«
    So sehr sich Yasha bemühte, er erfuhr weder, wo Alumentai geblieben war, noch bekam er heraus, was geschah, nachdem seine Eltern und Steju auf Cabeluda gestrandet waren. So konnte es nicht weitergehen, dachte sich der Junge. »Ich kann, ich kann, ich kann dieses Rätsel lösen.« Der Talisman leuchtete aufmunternd. Es sah fast so aus, als würde er dem Jungen zuzwinkern und Yasha begriff, dass er die Lösung wie so oft selber finden musste. Aber dafür brauchte er Alumentai! Nachdem Yasha eine Weile nachgedacht hatte, beschloss er, es mit einer neuen Strategie zu versuchen … nämlich mit der »Yasha-ist-sehr-brav-Strategie«. Er fragte nicht mehr nach Alumentai und sprach nicht mehr von der Suche nach seinen Eltern. Er tat sogar so, als würde ihm das morgendliche Verschönerungsritual, auf das der Riese so großen Wert legte, gefallen.
    Yasha hatte Erfolg. Sein Verhalten beruhigte den Riesen. Und es dauerte nicht lange, bis der verwegene Pirat wieder Lust bekam, eine kleine »Erkundungsreise« zu unternehmen. Seine letzte Kaperfahrt lag inzwischen einige Zeit zurück. Da er wusste, dass Yasha diese Reisen sehr missfielen, nahm er ihn zum Glück nicht mit. Stattdessen

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