Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Talisman (German Edition)

Der Talisman (German Edition)

Titel: Der Talisman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth von Bismarck
Vom Netzwerk:
die Luft. Die schwer bewaffneten Wächter saßen im Schatten und dösten. Der Zauberer Dvorach und seine Frau Clara waren gerade dabei, ihre Tragekörbe mit Geröll zu füllen, als Steju sie entdeckte. Aus den Augenwinkeln beobachtete er die Wachen. Dann ließ er den Diamanten in den Blechbecher plumpsen und füllte ihn schnell mit Wasser.
    »Wasser, frisches
    Wasser!
    Wer möchte etwas trinken?«, rief Steju und ging auf die Dvorachs zu. Plötzlich legte sich eine schwere Hand auf seine Schulter. »Zuerst ich!« Erschrocken wirbelte Steju herum und starrte in die stechenden Augen eines Wächters. Das eine war blau, das andere braun. Geistesgegenwärtig ließ der Junge den Becher fallen und murmelte eine Entschuldigung. Der Wächter knurrte verärgert. Der Diamant lag genau vor Stejus Füßen. Hastig stellte er den Wasserkanister auf den Diamanten und beeilte sich, den Becher aufzuheben. Doch der unheimliche Wächter beachtete ihn nicht mehr. Er hatte die Dvorachs entdeckt und zischte ihnen hasserfüllt zu: »Ich habe euren Sohn nach Brasilien gelockt. Bald wird er hier sein, dann gehört Yasha mir und ihr könnt nichts dagegen tun!« Mit diesen Worten drehte Olav Zürban sich abrupt um und stapfte davon.
    Das Ehepaar Dvorach
    sah ihm fassungslos
    hinterher, Steju brach als Erster das Schweigen: »Hier! Diesen Diamanten hat Yasha mir gegeben. Macht euch keine Sorgen um ihn. Er ist schon weg. Ihr sollt nach Ungarn fliehen und mich mitnehmen!«, raunte Steju leise. Clara Dvorach strich dem kleinen, mageren Jungen über den Kopf: »Natürlich nehmen wir dich mit, aber vorher brauchen wir deine Hilfe.« Nun galt es, aus der Diamantmine von Rondônia zu fliehen. Das war gar nicht ganz einfach, denn die Mine wurde streng bewacht. Dass sich der Schwarzmagier Olav Zürban als Wächter eingeschlichen hatte, machte die Situation noch viel schwieriger. Im Stillen bedauerte der Zauberer Dvorach, dass ein Großteil seiner magischen Kräfte durch den Bann Olav Zürbans blockiert war. Nur allzu gerne hätte er seinen alten Widersacher im offenen Kampf unter Zauberern gestellt. Doch daran war nicht zu denken. Es war Yashas Mutter, die den rettenden Einfall hatte …
    Als Wasserträger konnte sich Steju auf dem Gebiet der Diamantmine frei bewegen und er begann, Olav Zürban unauffällig zu überwachen. Bald wusste Steju, welche der Baracken Olav Zürban als Unterkunft diente. Nun musste er nur noch auf eine gute Gelegenheit warten, um dem Schwarzmagier den Beutel mit dem Wexelstaub zu entwenden.
    Eines Nachts war es dann soweit. Olav Zürban saß, ganz gegen seine Gewohnheit, mit den anderen Wächtern zusammen am Feuer, würfelte mit ihnen und trank – viel mehr, als ihm gut tat. Steju verließ leise seinen Beobachtungsposten und weckte den Zauberer Dvorach und seine Frau Clara. Schnell schlichen sie zur Baracke des falschen Wächters. Es dauerte nicht lange, bis der Schwarzmagier auftauchte, begleitet von einem Schwarm schwarzer Schmetterlinge. Sein sonst so scharfer, zweifarbiger Blick war trübe und er taumelte betrunken zu seiner Unterkunft. Die drei heimlichen Beobachter grinsten sich an.
    Nach kurzer Zeit wurde es still in der Baracke. Steju hielt die Luft an, als er die Tür öffnete und in den dunklen Raum schlüpfte. Vom Bett hörte er die ruhigen Atemzüge Olav Zürbans. Vorsichtig tastete Steju nach dem Gürtel, an dem die Beutel mit den verschiedenen Zauberpulvern befestigt waren. Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis er ihn schließlich unter einem Berg von Kleidung, die Olav Zürban auf seinem Stuhl abgelegt hatte, hervorzog. Triumphierend schlich sich Steju aus der Baracke.
    Zufrieden musterte Zauberer Dvorach Stejus Beute. Schwindibus-Pulver, Wexelstaub und noch drei weitere Pülverchen waren sorgfältig in Beuteln verpackt am Gürtel befestigt. Vorsichtig schüttete der Weißmagier den Wexelstaub in seine Hand. Es war viel zu wenig, um nach Ungarn zu gelangen. Aber es würde reichen, um aus der Mine herauszukommen. Das Ehepaar Dvorach und Steju stellten sich dicht zusammen und fassten sich an den Händen. »Alles ich jetzt wechseln kann – heraus aus der Mine, so schnell ich kann. Alle kommen mit, die an meiner Hand, gerne bis ins Ungarnland«, flüsterte der Zauberer Dvorach und warf den glitzernden Wexelstaub in die Luft. Die Luft flimmerte und die drei Gestalten begannen zu leuchten, während sie sich langsam auflösten …
    Yasha hatte Steju
    gebannt
    zugehört. Dankbar wollte Yasha ihn umarmen, doch der Junge

Weitere Kostenlose Bücher