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Der Talisman (German Edition)

Der Talisman (German Edition)

Titel: Der Talisman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth von Bismarck
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bitte etwas einfallen! Ich will nicht heiraten. Ich muss meine Eltern suchen!« Aber der Talisman reagierte nicht.
    Um Ausschau nach seiner zukünftigen Braut Marisa zu halten, beugte sich Yasha weit über die Reling. Das war eine unwiderstehliche Einladung für den gut gelaunten Riesen. Seine Augen funkelten schelmisch, als er dem Segelbaum einen kleinen Schubs gab. Mit einem Knarzen schwang er über das Deck und fegte Yasha von Bord. Mit einem lauten Platsch landete der Junge im Wasser. Die Zuschauer bogen sich vor Lachen, aber Yasha fand das gar nicht lustig! Der Riese war mit einem riesigen Satz an Land gesprungen. Grinsend reichte er Yasha die Hand, hievte ihn hoch und entfernte einige Algen aus seinem Haar. Wie einen Siegerpokal hob der riesige Pirat den triefenden Jungen über seinen Kopf, damit ihn alle sehen konnten. Yasha wurde ganz schwindelig. Endlich ließ der Riese ihn runter. Schnaufend drängte sich Alumentai durch die Reihen der Menschen. Sie war sehr dick geworden. Yasha erstickte fast, als sie ihn an ihren gewaltigen Busen drückte: »Salvi-Co-Ilu, mein Engel, mein kleiner Schatz!« Schmatz, schmatz und noch einen Kuss. Yasha verzog das Gesicht und rang verzweifelt nach Luft. Da erlöste ihn der Riese und rief: »Mein Sohn, komm! Ich habe eine Überraschung für dich. Danach wirst du von den ›La-La‹-Frauen gewaschen, geölt, eingecremt und eingekleidet!«
    Überall am Weg
    standen
    Dorfbewohner und bewarfen Yasha mit Blumen und Seetaubenfedern. Dabei sangen sie so laut, dass dem Jungen fast das Trommelfell platzte. Auf einmal entdeckte Yasha ein bekanntes Gesicht in der Menge. Das war doch Steju? Aber der Riese hatte es eilig. An Stehenbleiben war nicht zu denken. Yasha flog eher, als dass er ging, denn »Riesenschritte« sind eben riesig! Der Triumphzug endete vor einer kleinen hellen Tür.
    Rechts und links davon standen zwei Männer. Ihre Oberkörper waren mit Federn beklebt, die die Form eines Kreuzes bildeten. Die beiden trugen sehr weite, rote Pluderhosen und waren barfuß. In der Hand hielten sie lange Stöcke, die mit magischen Augen bemalt waren. Sie sahen wirklich erstaunlich aus und standen so stramm und unbeweglich da, dass man hätte glauben können, sie seien aus Pappe. Ihr Blick war in die Ferne auf das Meer gerichtet, dessen Rauschen jetzt das einzige war, was man hörte. Der Riese hielt Yashas Hand fest und flüsterte: »Warte auf die Strahlen.« Plötzlich ertönte ein lautes Summen wie von einem gewaltigen Fliegenschwarm. Yasha drehte sich um. Die Dorfbevölkerung summte und beobachtete dabei gespannt die Sonne, die gerade zwischen zwei Felsen im Meer unterging. Das Summen wurde lauter und lauter, bis ein heller Strahl, ähnlich einem goldenen Pfeil, die kleine Tür traf. Die Menschen schrien in heller Begeisterung, als die kleine Tür anfing zu schimmern – sie war ganz aus Perlmutt. Auf ihr erschien der Name »Salvi-Co-Ilu«.
    Stolz lächelte der Riese Yasha zu. Dann befahl er: »Öffnen!« Die Wachen hämmerten mit ihren Stöcken auf den Steinboden und siehe da: Langsam öffnete sich die Tür. Dahinter umrundete ein überdachter Weg einen kleinen Garten. Am Ende des Gartens führte zu beiden Seiten eine Treppe zu einem offenen Zimmer mit einem Dach aus geflochtenem Seetang. Dort hing ein Bett in Form einer großen Muschel, das in der Abendbrise hin- und herschaukelte. Yasha war bezaubert. Es war einfach zu hübsch. Dazu das Plätschern der kleinen Springbrunnen im Garten und das Gurren der Seetauben auf einem Balken. Vor Rührung stiegen Yasha Tränen in die Augen. Er drehte sich um, aber … ach, erstaunliches Völkchen: Sie waren alle leise weggeschlichen.
    Der Zauber hielt nicht lange an. »Meine Hochzeit! Heute Abend bei Neumond. Oh Gott! Talisman! Wie schön das alles hier ist! Aber ich muss weiter! Bitte lass dir schnell etwas einfallen!« Plötzlich leuchtete der Talisman hell auf. Alumentai watschelte durchs Tor, gefolgt von Steju.
    »Steju!«, rief Yasha erfreut. »Steju, du hier? Wie schön!« Langsam gingen die drei durch den Garten. Yasha war glücklich, dass Steju sein Gedächtnis wiedergefunden hatte. Nun erzählte Steju, wie er mit Yashas Eltern aus der Mine von Rondônia geflohen war.
    Steju hatte eine ganze Weile suchen müssen, ehe er den Zauberer Dvorach und seine Frau gefunden hatte, um ihnen den Diamanten, den Yasha ihm damals zusteckte, zu überbringen. Die Sonne schien glühend in den Krater, ein paar schwarze Schmetterlinge flatterten träge durch

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