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Der Talisman

Der Talisman

Titel: Der Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King und Peter Straub
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das war in Ordnung.
    »Komm«, sagte Richard. »Machen wir uns wieder auf den Weg.«
    »Wohin?«
    »Zu deinem Talisman«, sagte Richard. »Nach allem, was du erzählt hast, muss er in Point Venuti sein. Und das ist die nächste Station an der Strecke. Also komm, Jack. Machen wir uns auf den Weg. Aber langsam – ich bin noch nicht fertig mit Reden.«
    Jack musterte ihn neugierig, und dann setzten sie sich wieder in Bewegung – aber langsam.
     
    7
     
    Nachdem der Damm einmal gebrochen war und Richard zuließ, dass er sich an Dinge erinnerte, erwies er sich als unvermutet reiche Informationsquelle. Jack war zumute, als hätte er an einem Puzzle gearbeitet, ohne zu wissen, dass ihm etliche der wichtigsten Teile fehlten. Es war Richard, der ihm die meisten dieser Teile lieferte. Richard war schon früher in dem Lager gewesen; das war das erste Teil. Es hatte seinem Vater gehört.
    »Bist du sicher, dass es derselbe Ort war?« fragte Jack zweifelnd.
    »Ganz sicher«, sagte Richard. »Es kam mir schon auf der anderen Seite, da drüben, irgendwie vertraut vor. Als wir zurückkehrten – hierher –, war ich ganz sicher.«
    Jack nickte – er wusste nicht recht, was er sonst hätte tun sollen.
    »Wir waren oft in Point Venuti. Da wohnten wir immer, bevor wir hierherkamen. Der Zug war eine großartige Sache. Ich meine, wie viele Väter haben schon ihren Privatzug?«
    »Nicht viele«, sagte Jack. »Ich vermute, Diamond Jim Brady und Leute wie er hatten Privatzüge, aber ich weiß nicht, ob sie Väter waren.«
    »Oh, in die Kategorie gehört mein Dad nicht«, sagte Richard mit leichtem Lachen, und Jack dachte: Da bin ich nicht so sicher, Richard.
    »Wir kamen immer in einem Mietwagen aus L. A. nach Point Venuti und wohnten dort in einem Motel. Nur wir beide.« Richard brach ab. Seine Augen waren feucht vor Liebe und Erinnerung. »Dann – nachdem wir uns eine Weile dort aufgehalten hatten – bestiegen wird Dads Zug nach Camp Readiness. Es war nur ein kleiner Zug.« Er blickte Jack bestürzt an. »Ich glaube, so einer wie der, mit dem wir gefahren sind.«
    »Camp Readiness?«
    Aber Richard schien ihn nicht gehört zu haben. Sein Blick war auf die verrosteten Schienen gerichtet. Hier waren sie unversehrt, aber Jack dachte, dass sich Richard vielleicht an die verbogenen und verkrümmten Abschnitte erinnerte, die sie eine Weile zuvor passiert hatten. An einigen Stellen hatten sich die Enden der Schienenabschnitte sogar hochgebogen wie zerrissene Gitarrensaiten. Vermutlich befanden sich in der Region die Schienen in gutem Zustand und wurden regelmäßig und liebevoll gewartet.
    »Früher verkehrte hier ein Schienenbus«, sagte Richard. »Vor langer Zeit, in den dreißiger Jahren, hat mein Vater gesagt. Die Mendocino County Red Line. Aber sie gehörte irgendeiner privaten Gesellschaft, und die machte bankrott, weil in Kalifornien – du weißt schon …«
    Jack nickte. In Kalifornien fuhr jeder einen Wagen. »Richard, warum hast du mir nie von diesem Ort erzählt?«
    »Mein Vater hat ausdrücklich gesagt, ich dürfte dir nicht davon erzählen. Du und deine Eltern wussten, dass wir gelegentlich in Nordkalifornien Ferien machten, und dagegen war nichts einzuwenden, aber ich sollte dir weder etwas von dem Zug noch von Camp Readiness erzählen. Er sagte, wenn ich es erzählte, würde Phil wütend werden, weil er nichts davon wusste.«
    Richard hielt inne.
    »Er sagte, wenn ich davon erzählte, würde er mich nie wieder mitnehmen. Ich dachte, es wäre deshalb, weil sie Partner waren, die keine Geheimnisse voreinander haben sollten. Aber jetzt vermute ich, dass mehr dahintersteckte. Die Busgesellschaft machte bankrott, weil immer mehr Autos auf immer mehr Straßen erschienen.« Er machte eine nachdenkliche Pause. »Das ist mir aufgefallen an der Gegend, in die du mich mitgenommen hast. So eigenartig sie war – sie stank nicht nach Abgasen. Das ist mir aufgefallen.«
    Jack nickte wieder, sagte aber nichts.
    »Schließlich verkaufte die Busgesellschaft die ganze Linie mit allem Drum und Dran an eine Erschließungsfirma. Die dachte, die Leute würden sich weiter landeinwärts niederlassen wollen. Aber das taten sie nicht.«
    »Und dann kaufte sie dein Vater.«
    »Ja, vermutlich. Genau weiß ich es nicht. Er redete nie viel darüber, wie er die Linie gekauft hat – oder wie er die Schienen für den Bus gegen diese Eisenbahnschienen auswechseln ließ.«
    Das muss eine gewaltige Arbeit gewesen sein, dachte Jack, und dann dachte er an die

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