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Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition)

Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition)

Titel: Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhard Feuchtenbeiner
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dafür, dass ihr Verlangen nach einem Mann gerade heute so übermächtig war, dass ihr ein jeder recht gewesen wäre – und wenn es sich um einen Bediensteten handelte, den Hans eben.
    Ihre Mutter räumte die Reste ihres kleinen Imbisses fort. Dann sagte sie beiläufig: „Sicherlich liegt er schon lange im Bett.“
    „Von wem sprichst du, Mama?“, fragte Hermine in aller Unschuld, zu der sie fähig war.
    „Vom Hans natürlich“, kam leise die Antwort.
    „Dann wecke ihn doch einfach“, forderte nun Hermine mit Nachdruck, denn sie wusste ihre Mutter am Haken und wollte sich diese Stimmung unbedingt zunutze machen. „Soll er doch aufstehen, so wie vergangenes Monat nach dem Gardisten-Ball, da haben wir ihn auch dem Bett geklingelt. Und da war es schon nach vier Uhr morgens!“
    Ihre Mutter wirkte noch immer nicht restlos überzeugt, aber sie ging langsam zum Bett, neben dem eine elektrische Klingel angebracht war. Hermine verfolgte jede ihrer Bewegungen und versuchte, sich ihre Anspannung nicht anmerken zu lassen. Dann endlich jubelte sie innerlich auf und ihre Wangen überzogen sich mit der Röte der Vorfreude auf erotische, sinnliche Genüsse. Mama hatte geklingelt!
    Dankbar herzte sie ihre Mutter. „Hurrah, ein Mann, jetzt kommt ein Mann!“, rief sie und sprang begeistert im Schlafgemach herum.
    Die Ältere ging zur Garderobe und entnahm ihr zwei dünne Schlafröcke, die sie sich der Form halber überwarfen; es geziemte sich schließlich nicht, einem einfachen Bedienten völlig nackt gegenüber zu treten, und das gleich zu zweit. Jedenfalls solange dieser selbst noch einen Faden am Leibe trug.
    Fünf Minuten vergingen, in denen bange Erwartung und mühsam unterdrückte Spannung sich darin aufzulösen versuchten, dass die beiden Damen auf dem weichen Teppichboden hin und her marschierten.
    Dann war ein dezentes Klopfen an der Tür zu vernehmen. Die Frauen beendeten ihre nervöse Wanderung und hießen den Mann eintreten. Einen Moment später betrat der junge, nette Hans das Gemach und vollführte eine formelle Verbeugung.
    Die Hausherrin sah ihm fest in die Augen und fragte: „Bist du nüchtern, Hans?“
    „Zu Ihren Diensten, gnädige Frau!“
    „Dann zieh dich aus; im Zimmer nebenan!“ Sie wandte ihm den Rücken zu.
    Hans tat wie ihm geheißen, freudig in sich hineinlächelnd. Es war dies nun das zweite Mal, dass er gänzlich unverhofft zu einem Einsatz als Liebesdiener kam. Wieder durfte er davon ausgehen, dass er für seine Dienste mit einem hübschen Schmuckstück belohnt werden würde – und das für die „Arbeit“, es mit den schönsten Weibern zu treiben, denen er jemals nahe gekommen war.
    Der fesche Bursche legte seine Kleidungsstücke eines nach dem anderen ab und sinnierte dabei, halblaut mit sich selbst sprechend, vor sich hin.
    „Es ist wirklich zu komisch, da bin ich ein ganz simpler Lakai und habe doch das schönste Leben. Alle Frauen kann ich bekommen, vorgestern hat die Köchin die Beine breit gemacht, gestern das Stubenmädchen, und heute darf ich der Gnädigen und dem Fräulein Tochter zu Diensten sein. Die sind ja beide wahrlich exquisit, ich könnte gar nicht sagen, welche mir lieber ist. Als sie mich das letzte Mal riefen, nach diesem sogenannten Gardisten-Ball, waren die beiden derart geil, dass sie mich aussaugten bis auf den letzten Tropfen; zwei Tage konnte ich kaum kriechen. Unsereiner muss eben für alles herhalten, Tag und Nacht. Scheint die Sonne, lassen sie sich aus der Kutsche helfen, und wenn der Mond ihr Blut in Wallung bringt und grad kein edler Stecher bei der Hand ist, dürfen die Bediensteten auch noch unter den Röcken zu Werke gehen. Wenn das die Leut wüssten, ha! Hans, ich sag dir, du hast es bestens getroffen. – So, jetzt aber hinein zu den Damen, die sitzen schon auf Nadeln und brauchen dringend meinen Diener …“
    Im Schlafzimmer herrschte mittlerweile völlige Dunkelheit, denn die Hausherrin hatte rasch die Lampe abgedreht, nachdem Hans zum Ausziehen hinausgegangen war. Beide hatten den flüchtig übergelegten Schlafrock wieder auf den Boden fallen lassen, erneut trugen sie nichts weiter am Leib als das, was ihnen Mutter Natur mitgegeben hatte. Erwartungsvoll standen sie auf dem weichen Teppich im Zimmer herum, als erneut das vorsichtige Klopfen des Lakaien zu vernehmen war.
    Hans wartete nicht auf eine Antwort, sondern öffnete lautlos die Tür und schlüpfte in das stockdunkle Gemach. Nach zwei Schritten fühlte er die beiden warmen Frauenleiber

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