Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition)
Blicke zuzuwerfen. Diese hatte sich auch bereits willig auf den Stuhl ihrer Kabine gesetzt und demonstriert, dass sie über ähnliche Gelenkigkeit verfügte wie ihre vollbrüstige Freundin. Weit gespreizt saß sie da, nichts verbergend, keine Wünsche offenlassend, und doch wohl zugleich auch unerfüllbares Sehnen erweckend.
Selbiges wurde in winzigen Bewegungen der Hände, in kaum sichtbarem Schürzen der Lippen offenkundig. Wie gern hätten die beiden einander berührt, wie gern hätten sie den Schritt über das bloße Schauen hinaus getan und wären in liebreichender Umarmung versunken, die zarten Finger am Geschlecht der anderen! Ganz deutlich konnte Hermann dies erkennen, und es stimulierte ihn noch weiter, denn was erregt einen Mann mehr als solch überbordende weibliche Begierde? Vielleicht das Wissen, das sie ungestillt bleiben würde und es womöglich ihm selbst vorbehalten bliebe, den geilen Fräuleins zur Erfüllung zu verhelfen?
Doch diese überhitzten Gedanken des Barons führen uns zu weit weg vom Geschehen. Tatsache war: Die störende Bretterwand ließ sich nicht einfach entfernen; die Mädchen konnten nicht zueinander gelangen. Tatsache war auch, dass sie ein nicht ungefährliches Spiel trieben und ihnen die Zeit langsam knapp wurde. Denn einige der anderen jungen Damen planschten bereits im Wasser, die anderen waren zumindest gerade im Begriff dazu und standen in ihren Badekostümen auf der das Bassin umlaufenden Plattform. Niemand hätte an einen Zufall geglaubt, wenn ausgerechnet zwei Nachbarkabinen weit länger besetzt geblieben wären, als es für ein einfaches Wechseln der Kleidung vonnöten gewesen wäre.
Vesna und Judith wurde das Risiko, das sie eingingen, ebenfalls bewusst, und endlich lösten sie ihre Blicke voneinander, schlüpften rasch in ihre Badehöschen und zogen ihre leichten Blusen über. Dann trat Vesna aus der Kabine, und fast zur selben Zeit wurde auch der Vorhang der Nebenkabine zurückgezogen.
Die Jahrgangskameradinnen begannen bei ihrem Anblick verstohlen miteinander zu wispern. Das sündhaft aufregende Spiel der beiden war nicht gänzlich ohne Folgen geblieben, denn beider Gesichter überzog eine leichte Röte und in ihren Augen stand ein ganz besonderer Glanz. Die anderen wussten diese Zeichen wohl zu deuten und standen dem offenbar wohlgefällig gegenüber, denn sie lächelten ihnen zu. Es schien sogar, als vermenge sich ein klein wenig Neid mit dem wissenden Lächeln, das die Mädchen aufgesetzt hatten. Dies mochte daran liegen, dass Vesna und Judith sich ganz gezielt für die beiden Kabinen entschieden hatten, in denen sie sich so lange aufgehalten hatten; die meisten der Bretterwände waren wohl dicht gefügt und denkbar ungeeignet für schamlose Schauspiele in der Art, wie wir es gerade mit ansehen durften. Der Zweck der Wände bestand ja nun gerade darin, den Blicken eine undurchdringliche Barriere zu sein.
Und am Wollen hätte es kaum gemangelt – es war ein offenes Geheimnis, dass sich unter all den Maiden keine befand, die es nicht verstanden hätte, eine Beziehung mit einer der anderen zu schließen, die auch die intime, körperliche Seite mit einschloss.
Bevor jedoch etwas auffällig werden konnte, das jede wusste, aber keine wissen durfte, sprang Vesna ins Wasser und beendete damit das Getuschel. Judith folgte ihr sogleich nach und nur die hagere Nonne, die zur Aufsicht eingeteilt worden war, blieb auf der Plattform und beäugte das Geschehen mit argwöhnischer Miene.
Der Lärm, der während des Umkleidens abgeebbt war, schwoll nun wieder an und erreichte bald einen neuen Höhepunkt. Denn zum lauten Kichern und den neckischen Zurufen der fröhlichen jungen Damen gesellten sich jetzt noch die Geräusche von Händen, die aufs Wasser patschen, und die übermütigen, spitzen Schreie derjenigen, die von Wasserfontänen ihrer Kameradinnen bespritzt wurden.
Jakob hatte nur Augen für seine Judith; er schien wahrhaftig in dieses Mädchen verliebt zu sein. Hermann wiederum, der wie wir wissen für die geile Serbin entbrannt war, heftete seinen Blick unverwandt auf die vollen, so reif wirkenden Formen dieser Schönheit, die sich von allen anderen deutlich abhob; fast schien es, als wäre sie die einzige erwachsene, voll erblühte Frau unter Kindern.
Mehr als eine halbe Stunde lang durften sich die Mädchen dem ungetrübten Badevergnügen hingeben, und sie nützten diese Gelegenheit weidlich aus, platschten und planschten herum, bespritzten sich gegenseitig und
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