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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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anstarrten, während sie darauf warteten zu erfahren, welches Johanna gehörte. Allmählich verursachten ihr diese gesichtslosen Marionetten Gänsehaut.
Nachdem sie sich erfrischt, umgezogen und Arghira fortgeschickt hatte, um dasselbe zu tun, fühlte sie sich verloren. Sie vermisste Frederik, denn sie war noch nie zuvor von ihm getrennt gewesen. Nach einer Weile beschloss sie, die Einrichtung auf die Probe zu stellen und öffnete die Tür. Davor stand zu jeder Seite ein Schwertkämpfer mit Kapuze – als Wächter oder Kerkermeister?
»Ich wünsche, einen Brief zu schreiben«, verkündete sie. »Ich brauche Papier, Tinte.«
Der kleinere der beiden verneigte sich mit einer Geste in Richtung der gegenüberliegenden Wand. Auch der andere verneigte sich, dann stapfte er den Gang entlang davon. Zehn oder fünfzehn Minuten später klopfte jemand heftig gegen die Tür. Johanna öffnete sie und ihr wurde ein Tablett mit Papier, Federkielen, einem Messer, einem Tintenfass, einem Sandstreuer und sogar einem Wachsstab überreicht. Sie verfasste eine Nachricht an den Baron, in der sie ihm mitteilte, wo sie sich aufhielt und dass sie hoffte, Fadrenschloss in ein paar Tagen bei der Rückreise aus Trenko zu besuchen. Als sie fertig wurde, drang kein Licht mehr durch die Läden, folglich konnte die Botschaft erst am Morgen abgeschickt werden. Dennoch versiegelte Johanna sie, versah sie mit der Anschrift und begab sich hinaus auf den Gang, wo sie darum ersuchte, den Brief so bald wie möglich zustellen zu lassen. Der Bruder, der ihn entgegennahm, hatte altersfleckige Hände. Derjenige, der ihr das Papier gebracht hatte, besaß die Hände eines Knaben.
Bald darauf schlenderte der Großherzog höchstpersönlich zur Tür herein, rasiert, umgezogen und strahlend guter Laune.
»Alles zu deiner Zufriedenheit, mein Täubchen?« Er sah sich um.
»Ich fühle mich bei den Brüdern sehr willkommen, Hoheit.«
Er nickte und sah sich abermals um. »Gut, gut! Ich werde in der Halle speisen. Für dich wäre es schicklicher, hier zu essen.«
»Mit Freuden.«
Wieder nickte er. »Bis später also?« Damit ging er. Er warnte sie stets vor, wenn er sie zu besuchen beabsichtigte. Was selten geschah. Eigentlich nur zwischen zwei Geliebten oder wenn seine augenblicklich bevorzugte Mätresse unpässlich war, doch heute war zweifellos eine jener Nächte, in der seine Gemahlin reichen musste, so alt sie auch sein mochte. Zwar fühlte sie sich nach dem langen Ritt wund, dennoch gedachte sie, ihn nicht zu enttäuschen. Er war stets zärtlich – die Geister wussten, Übung hatte er genug! – und heute hatte er sich eine Belohnung redlich verdient.
    Am folgenden Morgen wurde Johanna das Frühstück auf einem Tablett zur Tür hereingereicht. Daneben lag eine Antwort des Barons, der ihr mitteilte, sie wäre höchst willkommen. So früh im Monat erhellte kein Mond die Nächte, folglich musste jemand den ganzen Weg nach Fadrenschloss und wieder zurück in pechschwarzer Finsternis geritten sein.
    Nach Sonnenaufgang brachen die Reisenden auf und mussten gegen einen eisigen Wind ankämpfen. Die Palastgarde blieb in Vamky zurück und wurde durch Probst Volpe sowie zwanzig seiner Brüder ersetzt, die sinnvollerweise Leder- und Pelzgewänder trugen. Bewaffnet waren sie nur mit Schwertern. Auf der Nordseite des Rückens fiel der Pfad fast ebenso steil ab, wie er auf der Südseite angestiegen war, bis er wieder auf die Asch stieß, die sich nun als wesentlich schmalerer Strom milchigen Wassers präsentierte und gurgelnd durch einen Wald verlief. Allmählich stieg das Gelände wieder an. Bäume wurden rarer und verschwanden gänzlich. An der Kuppe des langen Anstiegs bildete der Weg vor ihnen ein V aus blauem Himmel zwischen mächtigen, gletscherbedeckten Gipfeln: der Pilgerpass.
    Auf der steinigen Ebene lag immer noch Winterschnee, und an manchen Stellen verengte die Straße sich in dem Gewirr der Felsblöcke so sehr, dass die Pferde nur noch hintereinander Platz hatten. Wenn die Reiter sich wieder nebeneinander gesellten, wechselten sie häufig die Gefährten, und Johanna fand sich letztlich neben Karl wieder.
    »Wie strahlend die Gletscher Eure ruhmreiche Schönheit widerspiegeln, o Perle der Berge.«
»Ich wusste gar nicht, dass Ihr bei uns seid, Herr.«
Er hatte sich so sehr gegen den Wind vermummt, dass sein übliches spöttisches Grinsen kaum zu sehen war. »Und nun kennt Eure Freude keine Grenzen.«
»Nun ist mir die Freude an der Reise verdorben.« Sein Vater hatte

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