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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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der Speisekammer etwas Essbares für ihren Mann ist. Stattdessen liegt sie hier wie die Made im Speck und lässt es sich auf meine Kosten gut gehen.«
    Miriam stand sofort auf. »Es tut mir leid. Wenn ich geahnt hätte, dass du heute nach Hause kommst, dann hätte ich Vorkehrungen getroffen …« Hektisch verschwand sie durch die Hintertür in die Küche. Ich konnte es nicht glauben. War es wirklich erst zwanzig Monate her, dass sie noch selbstbewusst und fröhlich zu uns gekommen war? Selbstbewusst mit diesem Gockel Angus gescherzt hatte? Unglaublich, wie groß jetzt ihre Angst vor ihm war. Er musste sie noch häufiger verprügelt haben, als sie es uns erzählt hatte …
    Kaum war Miriam im Haus verschwunden, veränderte sich Angus’ Verhalten schlagartig. Er ließ sich auf den Stuhl nieder, auf dem gerade noch Miriam gesessen war, lehnte sich gemütlich zurück und musterte mich aufmerksam. »Wie ich höre, hast du noch keine neue Stellung, und Ava kann dich nicht mehr bezahlen?«
    Mir verschlug es fast die Sprache. Woher konnte er das wissen? Ich hatte mich bis jetzt nur bei ein paar Haushalten vorgestellt – ich konnte mir nicht denken, dass eine dieser Familien einen engen Kontakt zu Angus pflegte. Aber was blieb mir schon übrig, wenn ich nicht lügen wollte? Ich nickte.
    Immerhin wollte ich Ava noch verteidigen. »Aber Mrs. Ava ist sehr großzügig. Ich kann bei ihr wohnen, bis ich etwas gefunden habe.«
    Er lächelte. »Ich nehme an, für diese Großzügigkeit hilfst du immer wieder im Haushalt? Ja? Dann hat sie wohl das beste Geschäft von Seddonville gemacht: ein Dienstmädchen, das sie mit nichts außer einer schäbigen Dachkammer bezahlt. Ruiha, du bist viel zu freundlich für diese Welt. Hast du schon einmal daran gedacht, für mich und Miriam zu arbeiten?«
    Entsetzt sah ich ihn an. Für diesen Mann arbeiten, der log, bestach und Frauen schlug? Das wollte ich mir nicht einmal in meinen übelsten Träumen vorstellen.
    Ich erhob mich und strich meinen leichten Rock glatt, den Angus geradezu unverschämt genau musterte. War der Rock womöglich durchsichtig? Ich spürte, wie mein Gesicht flammend rot wurde. Mit dem letzten Rest Würde, den ich noch aufbrachte, lächelte ich ihn an. »Richten Sie Miriam doch meine Grüße aus. Ich kann leider nicht länger bleiben.« Damit ging ich aus dem Garten. Ich sah mich kein einziges Mal um, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass Angus mir hinterhersah, bis ich um die Ecke gegangen war.
    Zu Hause kam Ava mir aufgeregt entgegen. »Ich glaube, ich habe einen Käufer für das Haus gefunden! Ein Gentleman aus Christchurch ist interessiert. Er hat über einen Bekannten gehört, dass ich verkaufen will …«
    Auf einen Schlag sah ich meine Chancen auf die Dachkammer schwinden, die Angus gerade eben noch so schlechtgemacht hatte. Musste ich womöglich wieder bei meinen Eltern einziehen? »Bis wann will er das Haus denn haben?«
    Â»Am liebsten sofort. Aber das Beste kommt noch: Er lässt uns noch ein Jahr in dem Haus wohnen. Er hat geschrieben, dass er erst im nächsten Frühjahr an die Westküste ziehen will, und ich soll bis dahin das Haus für ihn in Schuss halten. Ist das nicht ein Geschenk des Himmels?«
    Sie strahlte mich an. Ich konnte nicht anders, ich musste mich für sie mitfreuen. Ihr hatte während der letzten Wochen das Wasser bis zum Hals gestanden, die Eintöpfe meiner Mutter waren nicht nur eine nette Geste – sondern auch bitter nötig, damit Ava und Junior nicht Hunger litten.
    Â»Wie schnell will er denn bezahlen? Und: Hat er sich das Haus denn überhaupt angesehen?« Irgendwie erschien mir die Sache komisch. Wer kaufte schon ein Haus, von dem ihm nur ein Bekannter berichtet hatte?
    Ava wischte meine Bedenken mit einer Handbewegung fort. »Er will es nicht sehen – und mir ist das im Augenblick völlig egal. Er hat das Geld schon angewiesen, sobald es da ist, gehe ich zum Notar und lasse das Eigentum überschreiben.« Sie griff nach meinen Händen und sah mich strahlend an. »Hättest du je gedacht, dass es so einfach sein könnte? Der Arm von Angus reicht nicht bis nach Christchurch, er kann nicht die ganze Welt bestechen!« Sie lachte weiter. »Und ich dumme Gans habe schon daran gezweifelt, ob ich überhaupt jemals wieder an Geld komme!«
    Meine Zweifel

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