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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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Deswegen heißen wir ja auch so.«
    Zum ersten Mal fiel Brandons Blick länger auf die Speisekarte. »Diner for Witches« stand da. Hexen-Imbiss. Nett. In dieser Sekunde fiel es ihm auch wieder ein. Die Frau, die Abtreibungen zu einer Zeit vornahm, als das noch mit dem Tod bestraft wurde.
    Â»Was wurde aus deiner Großmutter?«, wollte er wissen.
    Die junge Frau lachte. »Sie verkaufte ihre Kräuter bis in die Fünfzigerjahre hinein. Dann ging sie in ein Altersheim. Vor zwanzig Jahren starb sie an Altersschwäche. Und wahrscheinlich auch aus Ärger darüber, dass die Menschen sie immer weniger benötigten. Die modernen Zeiten waren nichts für Eloise. Sie träumte immer noch davon, dass man sie brauchte, um Liebestränke zu brauen oder Kinder zu verhindern …«
    Â»Und woher kannte sie Angus MacLagan?«
    Der Rotschopf lachte. »Tja, wenn er wirklich so gut aussah und so ein Schwerenöter war, dann hat sie wahrscheinlich mehr als einmal den Frauen aus der Not geholfen, die er aus Versehen mit einem dicken Bauch beglückt hat.« Sie sah sein betroffenes Gesicht und hörte auf zu lachen. »Es tut mir leid, wenn dir das nahegeht. Ich finde nur, dass es schon so lange her ist, dass es keinen Einfluss mehr auf uns haben sollte. Wie sieht dein George Cavanagh denn aus? Denn Angus MacLagan hat Oma mehr als einmal beschrieben. ›Ein stolzer Spanier‹ hat sie immer gesagt. Ich habe sie immer im Verdacht gehabt, in diesen Angus heimlich verliebt gewesen zu sein …«
    Â»Du hast deine Großmutter gerne gehabt«, stellte Brandon fest.
    Â»Sicher. Sie hat sich und meine Mutter in einer schwierigen Zeit alleine durchgebracht. Als kleines Mädchen saß ich oft bei ihr und habe mir ihre Geschichten angehört. Das war besser als jedes Märchenbuch …«
    Sie brach ab, weil durch die Tür vier Halbwüchsige hineinkamen, sich an einen Tisch fallen ließen und lauthals nach Bier und Burgern verlangten. Mit einem fröhlichen Lächeln verschwand sie in der Küche und ließ Brandon alleine vor seinem leeren Teller sitzen. Er zerkrümelte gedankenverloren das letzte Stück Baguette zwischen seinen Fingern. Was war es schon für ein »Beweis«, dass es diese Eloise wirklich gab? Wahrscheinlich war ihre Geschichte an der Westküste so bekannt, wie an anderen Orten die Geschichte vom Weihnachtsmann. Das konnte Ruiha also einfach nur geschickt in ihre Geschichte hineinverwoben haben. Und keiner konnte ihm sagen, ob Angus MacLagan und George Cavanagh ein und dieselbe Person waren. Es wäre etwas anderes, wenn er ein Foto finden würde … Aber da hatte Sinas altes Album nichts hergegeben. Darin fanden sich nur Bilder von Ava und dem kleinen Junior. Und ob der wirklich später sein Onkel John wurde, das konnte man beim besten Willen nicht sehen. Vor allem, wenn man bedachte, dass Brandon sich nicht an John erinnerte. Er kannte nur ein Bild, das John irgendwann mit Mitte zwanzig zeigte. Danach: nichts mehr. Nur noch die Erzählungen über den Säufer in der Familie …
    Â»Na, genug Brösel fabriziert?« Die Rothaarige ließ sich wieder bei ihm nieder. Im Hintergrund sah Brandon, wie die vier späten Besucher vor großen Burgern und gewaltigen Haufen von Zwiebelringen saßen, die sie möglichst schnell in sich hineinschaufelten.
    Brandon schob verlegen die Reste seines Baguettes zusammen. »Entschuldigung. Aber ich habe mir überlegt, wie man es anstellen kann, die Vergangenheit von diesem Angus MacLagan und George Cavanagh herauszufinden.«
    Â»Leider ist Oma tot – sonst müsstest du nur ein Bild von deinem alten Herrn dabeihaben. Sie hätte das sicher hingekriegt … So kann ich dir leider nicht helfen.« Für einen Augenblick saßen sie schweigend da.
    Dann stand Brandon auf und streckte der Frau die Hand hin. »Ich sollte ins Bett. Hat mich aber gefreut, dich kennenzulernen. Falls ich mal wieder in die Gegend komme …Wie heißt du denn?«
    Â»Lissy. Von Eloise …« Sie grinste ihn schräg an und schüttelte ihm die Hand. »Ich würde mich wirklich freuen, die Fortsetzung zu hören!«
    Damit verabschiedete Brandon sich und ging in sein tristes Hotelzimmer. Wieso nur hatte alles und jedes, das er im Moment sah und erlebte, mit Ruihas Geschichte zu tun? Der letzte Gedanke, bevor er einschlief, galt jedoch Sina. Wie mochte es ihr im Augenblick nur

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