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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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Rucksack über. Sina schnappte ihren sehr viel kleineren und fand sich Augenblicke später auf allen vieren rückwärts einen steilen, fast völlig zugewucherten Pfad hinunterkrabbelnd wieder. Sie verfluchte Hakopa. Da wollte sie Brandon mit ihrer Eleganz und ihrer Schönheit beeindrucken – und Hakopa sorgte nach einem ganzen Tag im Kajak dafür, dass sie auch noch einen lehmigen Hang hinunterkletterte. Jetzt war sie nicht nur verschwitzt, sondern auch noch lehmverschmiert. Unauffällig sah sie sich nach Brandon um. Aber auch der war damit beschäftigt, nicht in einem der Farnbüsche zu landen. Die Luft roch nach Erde, Meer und den vereinzelten Manuka-Büschen, die hier wuchsen. Eine Sekunde lang richtete sie sich auf und sah in die Tiefe. Weit unten sah sie einen schmalen Kiesstrand, in der Bucht ein paar hoch aufragende Felsen, um die das Meer brandete. Das Tosen der Wellen war bis hier oben zu vernehmen. Urplötzlich gab der weiche Boden unter ihren festen Wanderstiefeln nach. Sie rutschte ab und hielt sich mit Mühe am nächsten Strauch fest.
    Â»Das ist zwar der schnellste Weg nach unten«, grinste Hakopa. »Aber ich würde doch davon abraten. Könnte ein bisschen hart sein, wenn du unten landest.«
    Â»Danke für den guten Rat«, murmelte Sina. Allmählich fand sie diese Klettertour übertrieben. Wer wollte nach einem ganzen Tag mit dem Paddel in der Hand noch eine Steilwand bezwingen? Sie ganz sicher nicht. Aber inzwischen war der Weg nach oben sicher ebenso lang wie der nach unten. Da machte sie besser weiter. Außerdem war eine jammernde Europäerin sicher nicht die Begleitung, von der die beiden Männer geträumt hatten. Entschlossen griff sie wieder nach einer Wurzel, um nicht noch einmal abzustürzen. Sie sah auch nicht noch einmal nach unten.
    Brandon war ausnahmsweise still und stieg schweigend hinter ihr her in die Tiefe.
    Mit einem Mal spürte sie, wie der Boden unter ihren Füßen eben wurde. Sie drehte sich vorsichtig um und stellte fest, dass sie hinter einer letzten Reihe von zerzausten Palmen direkt am schmalen Strand stand. Die Wellen, die an die zerklüfteten Felsnadeln im Meer brandeten, waren höher als sie selber. Die Bucht war ein perfekter kleiner Halbmond. Staunend ging sie die letzten Meter zum Meer.
    Brandon trat neben sie. Für einen Moment berührten sich ihre Hände, dann trat er einen kleinen Schritt zur Seite. »Atemberaubend!«, murmelte er.
    Â»Du kennst diesen Strand noch gar nicht?«, fragte Sina überrascht.
    Brandon schüttelte den Kopf. »Hakopa hat mir von diesem Ort seit Monaten vorgeschwärmt, aber bis jetzt hatte ich keine Lust, ihm auf diesem Pfad zu folgen. Aber es hat sich gelohnt.«
    Hakopa ließ ihnen allerdings noch immer keine Ruhe. »Kommt mit! Am Ende der Bucht muss ich euch etwas zeigen.«
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, drehte er sich um und lief los. Brandon und Sina sahen sich kurz an. »Was soll denn jetzt noch kommen?«, fragte Sina leise.
    Brandon zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Wir folgen ihm lieber.«
    Die Bucht war nicht allzu groß. Nach ein paar hundert Metern wurde der Strand noch schmaler – und die Küste wölbte sich hoch über ihnen auf. Der Überhang formte eine tiefe, geschützte Höhle, in der mehrere große, flache Steine für eine bequeme Sitzgelegenheit sorgten. Hakopa hockte sich mit einem breiten Lächeln nieder.
    Â»Meine Vorfahren wussten einfach, wo die schönsten Orte der Welt sind. Hier haben sie abends auf ihrem Trail Rast gemacht, geschützt von der Höhle und mit dieser Aussicht …«
    Sina folgte seinem Blick. Nur wenige Meter von der Höhle entfernt türmten sich die riesigen Wellen, aber hier drinnen war es trocken. Der große Überhang sorgte dafür, dass die Höhe wie ein beschützender Raum wirkte. Schweigend blieben sie zu dritt sitzen und sahen den Wellen ein Weilchen zu. Sina genoss die Ruhe und die Müdigkeit in ihren Muskeln. Das Schweigen wirkte so vertraut wie unter Freunden, die sich schon eine Ewigkeit kannten. Erst als es dämmerte, erhob Hakopa sich und sammelte schnell einen Arm voll Treibholz zusammen.
    Als das kleine Lagerfeuer gemütlich knisterte, zog er eine Flasche Wein und eine Tasche mit Fleisch und Gemüse hervor. In der dunklen Höhle konnte Sina sich lebhaft vorstellen, wie hier einst die Maoris saßen und sich ihre Sagen und

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