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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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Geschichten erzählten.
    Â»Auf was für einem Trail sind deine Vorfahren hier denn gewesen?«, wollte sie schließlich wissen.
    Â»Jade. Der Stein liegt hier häufig im Kies, daraus haben wir Schmuck gemacht.« Er fingerte kurz unter seinem Hemd herum und brachte ein matt glänzendes Schmuckstück zum Vorschein, das an einem Lederband um seinen Hals hing. »Der hier ist bestimmt schon sehr alt. Er stammt noch aus der Zeit, in der es keine weißen Einwanderer gab.«
    Sina betrachtete das Schmuckstück, das vom langen Tragen ganz glatt geschliffen war. »Warum ein Haken?«
    Â»Damit hat der sagenhafte Maui die Nordinsel aus dem Meer gefischt.« Er sah sie aufmerksam an. »Interessiert dich wirklich die ganze Sage?«
    Sina nickte.
    Brandon legte sich mit einem Seufzer zurück. »Achtung, jetzt kommt Onkel Hakopas Märchenstunde …«
    Die ruhige Stimme von Hakopa erfüllte in den nächsten Stunden die Höhle. Mit den tanzenden Schatten an den Wänden kam es Sina so vor, als ob seine Vorfahren zuhören würden und immer wieder anerkennend nickten, wenn ihr Urenkel eine besonders spannende Geschichte erzählt hatte. Irgendwann musste sie dabei allerdings eingenickt sein.
    Sie schreckte auf, als Hakopa wieder in die Höhle zurückkam und sich seine nassen Haare mit einem Handtuch trockenrieb. »Du hast geduscht?«, fragte sie fassungslos.
    Â»In dem Luxushotel am anderen Ende der Bucht«, erklärte er todernst. Erst als er Sinas völlig überraschtes Gesicht sah, fing er lauthals an zu lachen. »Blödsinn. Ich zeige es dir, sobald Brandon wieder hier ist.«
    Augenblicke später kam auch Brandon mit tropfenden Haaren und nacktem Oberkörper wieder. Sina konnte ihre Augen nicht von ihm wenden. Er war durchtrainiert bis in den letzten Muskel, wo andere Männer – und auch Hakopa – einen kleinen Bauchansatz hatten, waren bei Brandon nur flache Muskeln zu sehen. Eine Sekunde lang stellte sich Sina vor, wie es wäre, Brandon zu streicheln.
    Dann stand Hakopa vor ihr. »Komm mit – wir haben eine Kerze am Wasserfall gelassen.«
    Er ging durch die Dunkelheit voraus zur Seite der Höhle. Und tatsächlich ergoss sich hier ein kleiner Wasserfall die Steilküste hinunter und endete in einem flachen Teich. Ein Kerzenstumpen ließ die Wassertropfen funkeln. Hakopa reichte ihr ein Handtuch und lächelte verschwörerisch. »Nicht erschrecken. Das Wasser ist ganz schön kalt.« Damit verschwand er in der Dunkelheit.
    Sina sah sich kurz um, dann glitt sie aus ihrem verschwitzten Top und den verdreckten Jeans. Als sie sich unter den schmalen Wasserstrahl stellte, verschlug ihr die Kälte für einen Augenblick den Atem. Dann fing sie an, das prickelnde Gefühl auf ihrer Haut zu genießen. Sie schloss für einen Moment die Augen und versuchte, sich klarzuwerden, was sie hier eigentlich wollte. Sicher – mit Hakopa und Brandon sah sie Teile von Neuseeland, die kaum ein Tourist jemals zu Gesicht bekam. Aber warum war sie Brandon wirklich hier an die Küste gefolgt? Sie dachte an seine Lachfältchen um die grauen Augen, den durchtrainierten Oberkörper, sein sorgloses Lachen, mit dem er jedem Moment seine Ernsthaftigkeit nahm. Und sie musste sich eingestehen, dass sie sich Hals über Kopf in ihn und seine tiefe Stimme verliebt hatte. Er strahlte genau das aus, was sie immer gesucht hatte – ohne es zu wissen. Er war selbstsicher, ohne überheblich zu sein. Aber konnte sie sich einfach so auf einen Mann einlassen? Hier – am anderen Ende der Welt?
    Sie öffnete die Augen wieder und trat aus dem eiskalten Wasserstrahl, bevor sie blaugefroren war. Mit dem Handtuch rieb sie ihre Haut trocken. Die prickelte, als ob Tausende von Nadeln auf sie einstechen würden. Du dumme Kuh, ermahnte sie sich. Wahrscheinlich will er überhaupt nichts von dir wissen. Immerhin hatte Hakopa selber darauf hingewiesen, dass Brandon einer der begehrtesten Männer der Südinsel ist. Großes Erbe und dann auch noch dieses Aussehen – der hatte ganz sicher nicht auf eine Medizinstudentin aus Deutschland gewartet.
    Sie schlüpfte in ein frisches, weites T-Shirt, das sie mitgenommen hatte. Dazu die Shorts, die auch im kleinsten Rucksack Platz fanden. Gut, dass die Küste sich heute von ihrer besten Seite zeigte und eine laue Nacht herrschte. Rings um den Wasserfall leuchtete es jetzt im Unterholz.

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