Der Tanz des Maori (epub)
in Neuseeland brach in diesen Wochen der Frühling an â und diese Jahreszeit passte viel besser zu Sinas Lebensgefühl. Der Aufbruch in ein neues Leben â genauso fühlte sich diese Reise nach Neuseeland an. Am Flughafen würde Brandon sie erwarten â er hatte am Telefon etwas von einer »Ãberraschung« erzählt. Sein Besuch im Sommer erschien ihr eine Ewigkeit her. Die drei Tage waren damals viel zu schnell verflogen â und danach hatte sie am Schreibtisch doppelt hart gelernt und gearbeitet, um dafür zu sorgen, dass sie das Staatsexamen auch wirklich bestand. Immerhin war das ihre Eintrittskarte für das Jahr in Christchurch ⦠aber jetzt war sie wirklich unterwegs, sie hatte das Visum und den Arbeitsvertrag mit dem Christchurch Hospital in der Tasche, was sich erfreulich leicht hatte organisieren lassen. Mit einem Seufzer schloss sie die Augen.
Vierundzwanzig Stunden später bremste Brandon vor einem kleinen, gelben Haus in einem ruhigen Viertel von Christchurch. Strahlend zog er die Schlüssel aus der Tasche. »Ich bin gespannt, wie es dir gefällt. Aber ich bin mir so sicher gewesen, dass du dich hier wohlfühlst, dass ich den Mietvertrag schon unterschrieben habe. Es ist so wunderschön hier!«
Mit einem Schwung öffnete er die Haustür. Neugierig trat Sina ein. Ein kleiner Flur, der direkt in eine groÃe, helle Küche führte. WeiÃe Küchenschränke und ein groÃer, schwerer Tisch aus weià lasiertem Holz. Durch eine Terrassentür ging es direkt von der Küche in den Garten, der mit Palmen, Manuka-Büschen und lauter Blumen, deren Namen sie nicht kannte, überwuchert war. Neugierig ging sie in das Nachbarzimmer. Ein kleiner Kamin, wieder eine Tür auf die Terrasse. Genug Platz für ein Sofa, ein paar Bücher und einen Fernseher. Im Wohnzimmer führte eine Treppe nach oben. Unter dem Dach fand sie ein gelb gefliestes Bad und ein Schlafzimmer. Das groÃe Bett stand unter dem weit geöffneten Dachfenster. Brandon legte einen Arm um ihre Hüfte. »Na, was sagst du? Ist das hier nicht einfach das perfekte winzige Puppenstubenhaus für uns beide?«
Sie nickte. »Das ist es â es ist wirklich wunderschön. Aber ⦠wie willst du das deinem GroÃvater sagen? Deine Ausbildung ist immer noch nicht vorbei, vergiss das nicht!«
»Keine Sorge, das vergesse ich nicht«, beruhigte Brandon sie. »Aber ich habe nicht vor, meinen Eltern oder ihm von diesem Haus zu erzählen. Ich behalte weiter meine kleine Wohnung. Und dieses Haus hier ist unser kleines Geheimnis!«
Sina verzog das Gesicht. »Unser kleines Geheimnis kostet aber leider Geld. Wie sollen wir das bezahlen, wenn du trotzdem weiter deine Wohnung behältst?«
»GroÃvater hat sein Wort gehalten: Ich darf so viel Geld ausgeben, wie ich will, solange ich dich nicht wiedersehe. Er glaubt ja, dass du schon lange wieder in Deutschland bist, und er füllt mein Konto so reichlich wie nie zuvor. Er hat nicht einmal gemerkt, dass ich einen Flug nach Deutschland bezahlt habe. Ich finde, wir sollten diese groÃzügige Spende für unser Glück annehmen!« Brandon sah sie mit diesem breiten Lächeln an, das sie von der ersten Sekunde an unwiderstehlich gefunden hatte. Sie legte ihre Arme um ihn.
»Wenn das so ist â dann hoffen wir also, dass er nie von irgendjemandem erfährt, dass sein Enkel ein heimliches Liebesnest hat.« Sie küsste ihn. »Und wir sollten möglichst schnell wieder nach Seddonville fahren. Ruiha â¦Â«
»Ja, sicher«, er küsste sie zurück. »Du solltest dir aber auch im Klaren darüber sein, dass Ruiha vielleicht gar nichts zu erzählen hat. Vielleicht haben wir am Schluss nur eine schöne Geschichte aus der Zeit der frühen Siedler in Neuseeland, bei der die Heldin dir zufällig ähnlich sieht. Vergiss das nicht! Es könnte sein, dass es kein Geheimnis gibt, das wir lösen können. SchlieÃlich ist mein GroÃvater deutlich über achtzig Jahre alt, da kann es schon mal sein, dass sich so ein alter Mann in eine fixe Idee verrennt, bloà weil ihm die Farbe deiner Augen nicht passt.« Er küsste sie noch einmal. »Die mir übrigens ausnehmend gut gefällt!«
Widerwillig nickte Sina. »Das kann ich aber nicht glauben. Ich bin mir sicher â«
»Ja«, unterbrach Brandon sie. »Wir reden mit Ruiha, wir hören uns ihre
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