Der Tanz des Maori (epub)
Geschichte an. Ich will nur verhindern, dass du dann enttäuscht bist. Und jetzt sollten wir unseren neuen Garten mit einem kleinen Grillfest nur für uns zwei einweihen. AuÃerdem habe ich auch noch etwas zu feiern: Vergangene Woche waren die letzten Prüfungen für das Kapitänspatent. Du darfst mich jetzt Kapitän Cavanagh nennen!«
Sina umarmte ihn. »Gratuliere dir! Endlich habe ich einen ganz eigenen Kapitän! Davon habe ich schon immer geträumt â¦Â«
Brandon wiegte ein wenig den Kopf. »Freu dich nicht zu sehr. Damit ist leider auch meine Ausbildung zu Ende. Ich werde immer wieder lange unterwegs sein. Und wie ich meinen GroÃvater kenne, wird er mir sehr schnell einen Tanker geben, den ich dann für die Reederei steuere. Das Gute daran: Wir sind dann von seinem Geld nicht mehr abhängig!« Er zog sie hinaus in den Garten.
»Aber jetzt wollen wir noch nicht von Abschied reden. Hier sind die Lammkoteletts, ich habe Salat gekauft â und der Sekt steht im Kühlschrank!«
In den nächsten Tagen richtete sie mit viel Liebe das kleine Häuschen ein. Bunt gepunktete Vorhänge, ein kleiner Teppich, ein tiefblaues Sofa und einfaches weiÃes Geschirr. Sie kam sich vor wie in einem Märchen, während sie ihr erstes gemeinsames Haus mit Brandon einrichtete. Als sie die leeren Wände musterte, überlegte sie lange, welche Bilder zu ihr und dem Haus passen würden. Für Wohnzimmer und Küche bunte Drucke von irgendwelchen neuseeländischen Künstlern, die viel Lebensfreude vermittelten. Für das Schlafzimmer nahm sie allerdings das Bild von Ava aus dem Fotoalbum, lieà es vergröÃern und rahmen und hängte es schlieÃlich auf. Brandon studierte es an diesem Abend fasziniert. »Jetzt sieht man noch deutlicher, wie ähnlich du ihr bist. Man könnte wirklich meinen, du hättest dich verkleidet und in Schwarz-Weià ablichten lassen. Unglaublich!«
Sina nickte nur. Sie hatte das Bild mit dem Versprechen aufgehängt, das Geheimnis dieser Frau zu lüften. Ihr fiel es immer schwerer, an einen Zufall zu glauben â dabei war sie der Wahrheit noch keinen Schritt näher als vor einem guten halben Jahr.
Als sie schlieÃlich ihr Liebesnest nach ihrem Geschmack eingerichtet hatten, blieben Sina noch ein paar Tage, bevor sie ihren Dienst in dem Hospital antreten musste.
Sie beschlossen, ihre Gnadenfrist für einen Besuch an der Westküste zu nutzen â Hakopa hatte sie eingeladen, wieder bei ihm zu wohnen. Noch vor dem Besuch bei Ruiha wollten sie allerdings noch einmal in »ihre« Höhle, die Hakopa ihnen vor Monaten gezeigt hatte: Ein sorgloser Tag mit einer langen Wanderung durch den Paparoa-Nationalpark und schlieÃlich wieder die Klettertour hinunter an den einsamen Strand. Diesmal hatte Hakopa ihnen allerdings von Anfang an mit einem breiten Lachen erklärt: »Ihr geht lieber alleine los. Ich habe euch wirklich gerne, aber im Dunkeln da wieder hochzuklettern, das muss ich nicht unbedingt wiederholen â¦Â«
Sina hatte das Gefühl, in eine vertraute Welt zurückzukehren. Der Wasserfall, die Wellen ⦠Im letzten Abendlicht ging sie mit Brandon spazieren. Sie sah auf die eiskalten Wellen, die die rundgeschliffenen Steine am Strand umspülten. »Ob man hier noch Jade findet?«, überlegte sie. »Immerhin haben die Maoris hier jahrhundertelang danach gesucht ⦠vielleicht ist alles weg?«
»Kaum. Das Meer spült immer wieder neue Stücke an.« Brandon bückte sich und hatte ein kleines, rundes Stück Stein in tiefdunklem Grün in seiner Hand. Es sah aus wie eine Murmel, die ein vergessliches Kind an diesem Strand liegen gelassen hatte. Er drückte sie ihr in die Hand. »Behalte es. Vielleicht bringt es dir Glück, keine Ahnung. Aber es soll dich auf jeden Fall immer an diesen wunderschönen Abend erinnern.«
Dieses Mal duschten sie gemeinsam unter dem kleinen Wasserfall und kuschelten sich dann unter einer warmen Decke am Lagerfeuer aneinander. Die Wärme, die Anstrengungen des Tages, Brandons Atem und das beruhigende Rauschen des Meeres schläferten Sina ein. Sie fiel in einen tiefen Schlaf.
Und wieder regnete es, der Mann mit den dunklen Augen riss die Augen auf und schlug sich an die Brust, während er sich drohend näherte. Dieses Mal wollte ihr Traum nicht enden. Er kam ihr immer näher, sie konnte die nassen Haare und die Tropfen auf
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