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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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sich auf die Lippen. Offensichtlich wollte sie nicht, dass er Zeuge eines Streits zwischen ihr und ihrem Ehemann wurde. Stattdessen bemühte sie sich um ein Lächeln. »Und wie geht das in den nächsten Tage und Wochen weiter?«
    Â»Ich kümmere mich darum, dass wir die besten Arbeiter finden, die im Moment auf der Straße stehen. Die Auswahl ist groß, und von meiner Arbeit bei der Company weiß ich, welche von ihnen wirklich ihr Geld wert sind.« Er schien erleichtert, dass er endlich die Wahrheit gesagt hatte – und jetzt über die Zukunft reden durfte. »Angus ist dann vor Ort und überwacht die Arbeit direkt in Matakite. Wir müssen schließlich erst einmal einen Stollen in den Berg treiben.«
    Ava runzelte die Stirn. »Sehe ich das richtig? Ihr teilt euch die Arbeit und die Investitionen – und hofft dann später auf einen großen Gewinn aus dieser Mine?«
    Erst jetzt schaltete sich Angus in das Gespräch ein. »Ja. Wir müssen jetzt investieren. Wenn dann der Krieg in Europa ausbricht, dann werden die Preise für Kohle in den Himmel steigen. Und wir sind dabei! Ava, Sie werden sehen: Wir werden in ein paar Jahren zu den wohlhabendsten Menschen auf der gesamten Südinsel gehören. Die Company hat einen Fehler gemacht – und wir sind diejenigen, die daraus einen Gewinn ziehen. Ich habe die richtigen Geschäftsverbindungen, John weiß alles über Kohle – wir sind ein unschlagbares Team!«
    John winkte mir zu. »Ruiha, bring uns doch noch etwas Wein. Wir müssen unbedingt auf unser neues Geschäft anstoßen!« Er lächelte seine Frau an. »Und du solltest Angus auch wie einen Freund der Familie behandeln …«
    Ava verstand seinen unauffälligen Wink. Ohne mit der Wimper zu zucken, hob sie ihr Glas und prostete Angus zu. »Dann nennen Sie mich doch Ava, lieber Angus.«
    Ich kannte sie inzwischen gut genug, um zu spüren, wie wenig wohl sie sich in diesem Augenblick fühlte. Sie konnte den Aufschneider Angus MacLagan mit seinen hochfliegenden Plänen nicht leiden, da war ich mir ganz sicher. Aber sie bemühte sich um Freundlichkeit – und sei es nur, um den Frieden mit ihrem Mann nicht zu gefährden und ihn auch nicht vor einem Gast bloßzustellen.
    Â»Wo wohnen Sie denn inzwischen, Angus? Es ist ja doch eine ganze Weile her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben …« Sie bemühte sich um einen verbindlichen Ton.
    Â»Ich habe mir noch kein Haus gekauft«, erklärte er mit einem gewinnenden Lächeln. »Aber ich habe ein Zimmer in der Pension von Tyler Hunt. Klein und gemütlich – und mit vielen Vorteilen. Ich muss mich weder um meine Wäsche noch um meine Mahlzeiten sorgen. So bleibt mir mehr Zeit, um mich um die Mine zu kümmern!«
    Â»Eine Familie haben Sie also in der Zwischenzeit nicht gegründet?« Eigentlich keine Frage, sondern eine Feststellung.
    Angus hob entschuldigend die Hände. »Liebste Ava, nicht jedem Mann ist so viel Glück vergönnt wie unserem John. Ich hoffe immer noch darauf, dass ein ähnlich bezauberndes Wesen für mich nach Seddonville kommt. Aber leider liegt unser Ort nicht gerade an den großen Straßen der Welt. Aber wenn die Richtige kommt, dann werde ich selbstverständlich sofort zugreifen und nicht an meinem Glück vorübergehen.« Wieder sein Lächeln.
    Ava nickte nur freundlich. »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück bei all diesen Plänen. So viel Glück, wie ich uns auch mit der neuen Mine wünsche …« Sie hob das Glas. »Auf Matakite!«
    Sie verbrachten den Rest des Abendessens mit belanglosem Geplauder über Seddonville, die aufstrebenden Städte Christchurch, Wellington und Auckland – und natürlich die Weltpolitik. Ich hörte an diesem Abend das erste Mal den Namen Hitler. Der wollte wohl die Deutschen aus der Krise retten. Angus war begeistert: Er war fest davon überzeugt, dass die Wirtschaft des Deutschen Reichs über eine gewaltige Aufrüstung richtig in Schwung kommen würde. »Und dann können sie sich Europa einfach unter den Nagel reißen!«
    Ava war darüber erschrocken. »Das werden England und Frankreich wohl kaum einfach so zulassen!«, erklärte sie. »Ich hoffe, Sie haben recht mit der Aufrüstung – denn nur so wird aus Matakite eine lohnende Investition. Aber ein Krieg? Dafür gibt es in Europa zu viele starke

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