Der Tanz des Maori (epub)
gibt.«
Sie erhob sich wieder. »Jetzt müssen wir weiter. Wir brauchen noch viel mehr für das Kinderzimmer als nur einen Stoff. Ich brauche noch Decken. Etwas zum Anziehen.«
»Wie lange glauben Sie denn, dass es noch dauert?«, fragte ich mit einem Blick auf den Bauch.
Ava hob die Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht noch zwei Monate?«
Miriam warf einen langen Blick auf Avas Bauch. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ich glaube, das sind noch drei Monate. Wäre Miss Ava schon weiter, dann würde der Bauch sich schon senken und tiefer sein.« Sie lächelte ihr bezauberndes Lächeln. »Zumindest war es so bei meiner Mutter und meinen groÃen Schwestern.«
»Und du hast wirklich bei den Geburten geholfen?«, frage Ava noch einmal nach. Das tat sie fast jeden Tag. Ganz offensichtlich konnte sie sich nicht vorstellen, dass die junge, naive Miriam von so etwas Wichtigem wie einer Geburt etwas verstehen sollte. Und in Seddonville gab es keine Hebamme, sondern nur einen alten Arzt, den man ganz sicher nicht mit einer Geburt betrauen wollte.
Miriam nickte. »Ganz bestimmt. Wir schaffen das. Und wenn nicht, dann schicken wir jemanden in das Dorf von Ruiha.« Sie lächelte mich an. »Die Maoris wissen, was bei einer schweren Geburt zu tun ist.«
Ava wirkte nur halb beruhigt.
Wir liefen weiter durch die wenigen Geschäfte von Westport. Zum Abschluss aller unserer Besorgungen kaufte Ava für uns noch leuchtend rote Haarbänder. »Es soll schlieÃlich nicht alles nur für meinen Junior sein«, lächelte sie.
Als wir nach Hause kamen, saà John mit düsterer Miene im kleinen Salon des Hauses. Ava zeigte ihm strahlend ihre Einkäufe für das Baby â aber seine Laune besserte sich nicht. SchlieÃlich setzte sie sich zu ihm.
»Was bedrückt dich, Liebling?«, fragte sie mit sanfter Stimme und griff nach seiner Hand.
Er schüttelte den Kopf. »Ich war heute bei unserer Mine. Angus treibt den Ausbau zu schnell voran. Ich kann ihn verstehen, er will möglichst schnell Kohle und Geld sehen. Aber für meinen Geschmack bleibt dabei die Sicherheit zu sehr auf der Strecke. Ich war nur kurz im Stollen, aber die Stützstreben sehen schlampig vernagelt aus â¦Â« Er sah Ava verzweifelt an. »Angus möchte nichts von meinen Bedenken hören. Was soll ich tun?«
»Du setzt dich natürlich durch!«, erklärte Ava in bestimmtem Ton. »Es kann doch nicht sein, dass dieser Mann dir diktiert, wie eine Mine gebaut wird. Davon hat er nun wirklich keine Ahnung, oder?«
»Nein«, seufzte John. »Leider nicht.« Er nahm Avas Gesicht in beide Hände. »Aber eigentlich will ich dich nicht mit meinen Problemen belasten. Du hast schlieÃlich genug Dinge, die du im Moment im Kopf hast, nicht wahr?«
Er deutete auf die Taschen, die sie dabeigehabt hatte. »Jetzt zeige mir doch noch einmal den Stoff für das Zimmer von meinem Sohn!«
»Oder deiner Tochter«, lachte Ava. Sie lieà sich schnell von John ablenken.
Wenige Tage später klopfte es plötzlich. Vor der Tür stand Angus mit einem zornigen Glitzern in den Augen. Er begrüÃte mich nicht einmal, sondern schob mich zur Seite und stürmte in das Haus. »Ist Ava hier?«, rief er dabei.
Ich konnte nur nicken und nach oben deuten. Ava und Miriam waren in diesem Augenblick dabei, die neuen Vorhänge aufzuhängen. Er platzte in die beschauliche Szene und beachtete anfangs das blonde Mädchen auf der Leiter überhaupt nicht. Er nahm Ava an beiden Schultern.
»Sag deinem Gatten, dass er endlich mit seinem Sicherheitswahn aufhören soll! Jeden Tag, den der liebe Gott anbrechen lässt, liegt er mir in den Ohren und jammert mir etwas vor von zu wenig Stützstreben. Oder schlecht verarbeiteten Streben. Das ist Blödsinn! Ich habe einen Architekten, der von so etwas Ahnung hat, und der versichert mir, dass alles gut ist. Aber John will das einfach nicht hören!«
Ava befreite sich mit einem Ruck aus seinem Griff und richtete sich zu ihrer vollen GröÃe auf.
»Lassen Sie mich los!«, zischte sie leise. Dann redete sie mit scheinbar normalem Ton weiter. »Lieber Angus, Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich meinem Mann einen Rat gebe, wenn es um den Abbau von Kohle geht. Ich denke, darin hat er wirklich mehr Erfahrung als ich.« Ihre Stimme wurde etwas leiser. »Und er hat auch sicher mehr Erfahrung
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