Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)
sagte der alte Mann.
Als sie die Hügelkuppe erreichten, fuchtelte er froh zu dem Bach hinunter. »Da! Und wie gefällt es dir hier? Eden! Wie es zu Anfang war –, Bäume, Himmel und
Wasser. Dies ist die Welt, die du hättest haben sollen, und zumindest heute kannst du sie haben.«
»Und sieh mal!« sagte der Junge und zeigte auf eine andere Hügelkuppe.
Ein großer Panzer, zur Farbe abgefallener Kiefernnadeln verrostet, hockte auf zerschmetterten Ketten auf dem Hügelsaum, Korrosionsgrind um das schwarze Loch, wo einst sein
Geschütz gewesen war.
»Wie können wir über das Wasser, um dahin zu kommen?« sagte der Junge.
»Wir wollen gar nicht dahin«, sagte der alte Mann reizbar. Fest hielt er die Hand des Jungen. »Nicht heute. Wir können an einem anderen Tag wiederkommen, vielleicht. Aber
nicht heute.«
Der Junge war geknickt. Seine kleine Hand wurde in der Hand des alten Mannes schlaff.
»Da vorn ist eine Biegung, und dahinter finden wir genau, was wir wollen.«
Der Junge sagte nichts. Er schnappte sich einen großen Stein und warf ihn auf den Panzer. Als das kleine Wurfgeschoß sein Ziel traf, straffte er sich, als werde gleich die ganze Welt
explodieren. Ein schwaches Klicken war vom Geschützturm zu hören, und er entspannte sich, irgendwie befriedigt. Brav folgte er dem alten Mann.
Hinter der Biegung fanden sie, was der alte Mann gesucht hatte: eine glatte, trockene Felsplatte, beim Bach, von hohen Ufern eingeschlossen. Der alte Mann streckte sich auf dem Moos aus und
klopfte liebevoll auf die Stelle neben sich, wo der Junge sich hinsetzen sollte. Er wickelte sein Mittagessen aus.
Nach dem Essen zappelte der Junge. »Es ist sehr still«, sagte er schließlich.
»So soll es auch sein«, sagte der alte Mann. » Ein Eckchen der Welt mal so, wie es sein soll.«
»Es ist einsam.«
»Das ist ja das Schöne.«
»Mir gefällt es in der Stadt besser, mit den Soldaten und ...«
Der alte Mann packte grob seinen Arm und drückte ihn heftig. »Nein, in der Stadt gefällt es dir nicht besser. Das weißt du nur nicht. Du bist zu jung, zu jung, um zu
wissen, was dies hier ist, was ich dir zu schenken versuche. Aber wenn du älter bist, wirst du dich daran erinnern und hierher zurückkommen wollen –, wenn dein kleiner Wagen
längst kaputt ist.«
»Ich will nicht, daß mein Wagen kaputtgeht«, sagte der Junge.
»Er geht schon nicht kaputt, er geht schon nicht kaputt. Aber leg dich einfach hierher, mach die Augen zu und vergiß das alles. Soviel kann ich dir immerhin schenken –,
ein paar Stunden weg vom Krieg.« Er schloß die Augen.
Der Junge legte sich neben ihn und machte ebenfalls gehorsam die Augen zu.
Die Sonne stand niedrig am Himmel, als der alte Mann erwachte. Ihm tat alles weh, und von seinem langen Nickerchen am Bach kam er sich feucht vor. Er gähnte und reckte sich. »Zeit zu
gehen«, sagte er, die Augen immer noch geschlossen. »Unser Tag des Friedens ist vorbei.« Und dann sah er, daß der Junge weg war. Zuerst rief er den Namen des Jungen
unbekümmert; dann, als nur der Wind antwortete, stand er auf und schrie.
Panik wallte in ihm auf. Der Junge war noch nie im Wald gewesen, konnte sich leicht verirren, wenn er nach Norden wanderte, weiter in die Hügel und den Hochwald. Er stieg auf eine
Anhöhe und rief wieder. Keine Antwort.
Vielleicht war der Junge wieder hinunter zu dem Panzer gegangen und hatte versucht, den Bach zu durchqueren. Er konnte nicht schwimmen. Der alte Mann eilte bachabwärts, um die Biegung,
dorthin, wo er den Panzer sehen konnte. Das häßliche Überbleibsel gaffte ihn von jenseits der Abkürzung böse an. Nichts bewegte sich, und nur Wind und Wasser waren zu
hören.
»Peng!« schrie eine kleine Stimme.
Der Junge hob triumphierend den Kopf aus dem Geschützturm. »Du bist tot!« sagte er.
GESEGNET SIND
DIE UNBEKÜMMERTEN
MÄDELS UND JUNGS .
NUN LACH DOCH MAL!
E s gab eine Zeit, da ich mit meinem Vater eins war, daß man, wenn man ein ehrfurchtsvoller, tapferer,
vertrauenswürdiger und höflicher Eagle -Pfadfinder mit 21 Medaillen für herausragende Verdienste wird, das Fundament für ein
ersprießliches Leben legt. Ich habe jedoch seitdem Gelegenheit gehabt, realistischer über das Verbiegen von Zweigen zum Zwecke der Nachrichtenübermittlung nachzudenken, und frage
mich nun, ob Hell’s Kitchen nicht eine solidere Vorbereitung auf das Leben ist als das Fähnlein Fieselschweif. Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, daß mein Freund
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