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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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nicht, daß je ein Zauberer eine Seuche durch den Einsatz von Magie geheilt hätte.
    Ihr müßt verstehen, General, wenn jemand Magie beherrscht, heißt das nicht, daß er dem Hüter höchstpersönlich Einhalt gebieten kann, wenn die Zeit seiner Berührung gekommen ist. Wären Zauberer dazu imstande, ich versichere Euch, dann wären die Friedhöfe mangels Kunden längst verschwunden. Zauberern fehlt jene Macht, über die der Schöpfer verfügt.
    Unsere Welt ist eine Welt der Ausgewogenheit. So wie wir alle, besonders die Soldaten, dem Hüter dabei helfen können, den Tod herbeizuführen, so können wir auch am Werk unseres Schöpfers teilhaben und Leben bewahren. Vielleicht wissen wir besser als die meisten, daß es die Pflicht der Soldaten ist, den Frieden und das Leben zu schützen. Im Gegenzug müssen wir manchmal Leben nehmen, um einen Feind aufzuhalten, der sonst einen noch größeren Schaden anrichten würde. Allein das jedoch bleibt von uns in der Erinnerung, nicht das Leben, das wir zu bewahren suchten.
    Auch ein Zauberer muß in einem ausgewogenen Verhältnis, in Harmonie mit der Welt stehen, in der er lebt. Schöpfer und Hüter, sie beide haben in unserer Welt eine feste Rolle, die sie spielen müssen. Es steht nicht in der Macht eines einfachen Zauberers, ihnen vorzuschreiben, was sein soll. Er kann sich dafür einsetzen, daß die Geschehnisse sich zu einem Ergebnis verbinden – zu einer Hochzeit, zum Beispiel, aber er kann dem Schöpfer nicht vorschreiben, als Folge dieser Ehe Leben zu erzeugen.
    Ein Zauberer darf nie vergessen, daß er innerhalb unserer Welt arbeitet und sein Bestes geben muß, um den Menschen zu helfen – so wie ein Bauer einem Nachbarn hilft, der seine Ernte einbringen oder ein Feuer löschen muß.
    Ein Zauberer kann Dinge tun, die jemand ohne Magie nicht bewirken kann, etwa so, wie Ihr kräftig genug seid, eine Streitaxt zu schwingen, ein alter Mann dagegen nicht. Ihr habt zwar starke Muskeln, dafür besitzt der Alte Weisheit, die er aus seiner Erfahrung gewonnen hat. Gut möglich, daß er Euch im Kampf durch seine Weisheit und nicht mit seiner Muskelkraft besiegt.
    Ein Zauberer kann so groß sein, wie er will, er wäre niemals fähig, neues Leben in diese Welt zu setzen. Eine junge Frau, die weder Magie noch Erfahrung oder Weisheit hat, kann das, er dagegen nicht. Vielleicht hat sie am Ende mehr mit Magie zu tun als er.
    Was ich Euch Männern zu erklären versuche, ist folgendes: Nur weil ich mit der Gabe geboren wurde, kann ich diese Seuche mit der Gabe nicht zum Stillstand bringen. Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, daß Magie all unsere Probleme löst. Für einen Zauberer ist genauso wichtig, die Grenzen seiner Kräfte zu kennen, wie für einen Armeeoffizier die seiner Männer.
    Viele von Euch haben gesehen, was mein Schwert gegen den Feind ausrichten kann. Doch so furchterregend es als Waffe auch ist, diesem unsichtbaren Feind kann es nichts anhaben. Andere Magie könnte sich als ebenso machtlos erweisen.«
    »›Deine Weisheit erfüllt uns mit Demut‹«, zitierte General Kerson leise aus der Preisung.
    Die Männer bekundeten ihre Zustimmung und kommentierten Richards logische Erklärungen mit einem Nicken. Kahlan war stolz auf ihn, weil er wenigstens sie überzeugt hatte. Sie fragte sich, ob er sich selbst ebenfalls überzeugt hatte.
    »Das war nicht so sehr Weisheit«, brummte Richard, »sondern gesunder Menschenverstand.«
    »Bitte seid versichert, Ihr alle«, fuhr er fort, »dies bedeutet nicht, daß ich nicht die Absicht hätte, einen Weg zu finden, um diese Seuche zu beenden. Ich werde jedes Mittel prüfen, das sie vielleicht aufhalten könnte.« Er legte Berdine die Hand auf die Schulter. Sie sah hoch. »Berdine durchsucht mit mir die Bücher alter Zauberer, um herauszufinden, ob sie uns irgendwelche klugen Erkenntnisse hinterlassen haben.
    Wenn es einen Weg gibt, wie Magie der Pest Einhalt gebieten kann, dann werde ich ihn entdecken. Im Augenblick jedoch müssen wir jene Mittel anwenden, die uns zur Verfügung stehen, um den Menschen zu helfen. Wir müssen die Männer aufteilen.«
    »Aufteilen – und was dann?« fragte General Kerson.
    »Aufteilen und aus Aydindril abziehen.«
    General Kerson richtete sich auf. Die Glieder seines Kettenhemdes reflektierten das Licht der Lampe, so daß er wie das Traumbild einer Seele zu funkeln schien. »Und Aydindril schutzlos zurücklassen?«
    »Nein«, beharrte Richard. »Nicht schutzlos. Mein Vorschlag geht dahin, die Truppen

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