Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
Hände in die Hüften. Sein rechter Vorderreifen hatte einen Platten. Sogar aus zwei Metern Entfernung konnte er den sauberen Schnitt an der Seite sehen.
Als er sich dem Wagen näherte, um sich den Reifen genauer anzuschauen, fiel sein Blick auf die Windschutzscheibe. Unter einem Scheibenwischer klemmte eine Visitenkarte. Shane nahm sie in die Hand. Auf der Vorderseite stand:
D ETECTIVE J ESSICA B ALZANO P HILADELPHIA P OLICE D EPARTMENT , M ORDKOMMISSION
Er drehte die Visitenkarte um. Auf der Rückseite stand mit blauer Tinte geschrieben:
Shane, Ihr Parkschein ist abgelaufen. Ich habe die Verkehrsüberwachung angerufen. Keine Sorge, der Strafzettel wird nicht mehr als vierzig Dollar kosten. Lassen Sie sich mein Hörnchen gut schmecken! PS: Vielleicht würde ihr ein Abonnement für eine Kinderzeitschrift gefallen.
Shane Adams schaute die Walnut Street in beide Richtungen hinunter, doch Jessica Balzano war verschwunden, wie nicht anders zu erwarten.
Shane wollte gerade zum Kofferraum seines Wagens gehen und den Reservereifen herausholen, als er spürte, dass jemand links neben ihm stand. Er wirbelte herum. Hinter seinem Wagen stand eine Mitarbeiterin der Verkehrsüberwachung.
Es war also kein Scherz gewesen. Er hatte nicht nur einen Platten, er würde auch einen Strafzettel bekommen.
Dieses verdammte Miststück!
46.
Als Jessica im Roundhouse eintraf, wies der Kollege an der Rezeption auf eine Frau, die auf der anderen Seite der Eingangshalle stand, einen großen weißen Briefumschlag in der Hand. Jessica erfuhr, dass sie Byrne sprechen wollte, den offenbar niemand erreichen konnte. Der Kollege hatte ihr gesagt, sie könne ihm den Umschlag geben, aber sie bestand darauf, auf Kevin Byrne zu warten.
Jessica ging zu der Frau und stellte sich vor.
»Ich bin die Partnerin von Detective Byrne. Was kann ich für Sie tun?«
Die Frau wirkte beunruhigt. »Der Mann hat gesagt, Detective Byrne wäre nicht hier.«
»Er ist unterwegs«, sagte Jessica. »Aber vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
Die Frau drehte den großen Briefumschlag immer wieder um, ohne zu antworten.
»Wenn Sie etwas für Detective Byrne haben, kann ich es ihm gerne geben.«
»Also gut. Es wird wohl okay sein, wenn ich es Ihnen gebe.«
Jessica nahm den Umschlag entgegen und betrachtete ihn. Jemand hatte mit zittriger Hand die Adresse von Detective Kevin Byrne daraufgeschrieben. Das Logo in der unteren linken Ecke kannte Jessica. Es war das Logo der Villa Maria.
»Ich verstehe nicht«, sagte Jessica. »Von wem ist der Umschlag?«
»Es ist furchtbar.«
Die Sache wurde von Sekunde zu Sekunde sonderbarer. »Verzeihung, aber ich weiß nicht, was Sie meinen. Was ist furchtbar?«
»Das mit Pfarrer Leone.«
»Was ist mit ihm?«
Die Frau brach in Tränen aus. »Er ist verstorben. Ich dachte, Sie wüssten das.«
Jessica hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Der nette alte Mann, den sie gerade erst kennengelernt hatte, der Mann, der in Kevin Byrnes Vergangenheit eine so große Rolle gespielt hatte, war tot? »Darf ich fragen, was passiert ist?«
Die Frau griff in die Tasche, zog ein Spitzentaschentuch heraus und tupfte sich die Augen. »Er ist in der vergangenen Nacht verstorben. Er wollte, dass Detective Byrne das bekommt, was in dem Umschlag ist. Ich weiß, Pfarrer Leone war alt und bei schlechter Gesundheit, aber es ist trotzdem ein Schock für mich. Vor allem nach dem Besuch von Detective Byrne. Ich habe Pfarrer Leone niemals so glücklich gesehen, so voller Schwung. Was Detective Byrne zu ihm gesagt hat, muss ihm viel bedeutet haben.«
*
Auf dem Weg nach oben versuchte Jessica erneut, Byrne zu erreichen, doch es meldete sich nur die Mailbox. Manchmal brachte es sie auf die Palme, dass Byrne während der Dienstzeit sein Handy ausschaltete. Sie schrieb ihm eine SMS, bat ihn, sie sofort anzurufen, und piepte ihn sicherheitshalber auch auf dem Pager an. Dann setzte sie sich an ihren Schreibtisch. Die Nachricht vom Tod des Pfarrers erschütterte sie zutiefst. Manchmal hatte sie das Gefühl, als wäre sie ständig vom Tod umgeben.
Sie schaute sich die Zettel an, die Kollegen ihr hingelegt hatten. Nichts Eiliges. Jessica wollte gerade jemanden zurückrufen, als ihr Handy klingelte. Es war Maria Caruso.
»Hallo, Maria.«
»Sieht so aus, als würden wir heute Nacht zusammenarbeiten.«
»Hast du mit dem Chef gesprochen?«
»Ja. Dana hat gesagt, Kevin hat sich krank gemeldet. Ich erzähle dir alles, wenn wir uns sehen. Wir gehören zu den
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