Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
ihn auf.
Carter drehte sich langsam um.
»Wo kommen Sie her?«, fragte Vincent.
»Aus dem Geschäft.«
»Aus welchem Geschäft?«
»Das weiß ich nicht mehr, Mann.«
»Sie wissen es nicht mehr? Sie waren gerade in dem Geschäft, und jetzt wissen Sie es nicht mehr? Meinen Sie die Drogerie an der Ecke?«
»Ja, genau.«
»An der Ecke ist keine Drogerie.«
Carter schüttelte den Kopf. »Mann. Warum verarschen Sie mich?«
Vincent lächelte. »Ich verarsche Sie nicht, Carter. Die Wahrheit ist, wir müssen wohin. Wissen Sie, wohin?«
Carter schwieg.
»Das war eine Frage«, sagte Vincent.
»Woher soll ich wissen, wohin Sie wollen?«
»Wir besuchen Ihren Bruder.«
Carter verzog das Gesicht, als hätte er das Wort noch nie gehört. »Meinen Bruder?«
»Ja, Ihren richtigen Bruder. Keinen Kumpel, keinen Kollegen und keinen Cousin, sondern Ihren Bruder namens DeRon. Nur finden wir ihn nicht.«
»Haben Sie es hier mal versucht?«
»Verdammt«, sagte Vincent und warf Byrne einen kurzen Blick zu. »Warum bin ich nicht darauf gekommen? Ja, wir haben es hier versucht, Carter. Wir haben ihn an allen Orten gesucht, an denen er sich gerne aufhält. Deshalb gehen wir davon aus, es hat sich herumgesprochen, dass wir ein bisschen mit ihm plaudern wollen. Darum fragen wir Sie jetzt, klar?«
Carter sagte keinen Mucks.
»Hören Sie, ich möchte Ihre unermessliche Intelligenz nicht beleidigen, indem ich die Frage wiederhole.«
Vincent, der Lederhandschuhe trug, griff in seine Jackentasche und zog ein sorgfältig verpacktes Päckchen heraus. Es war ein kleiner Plastikbeutel, der vermutlich fünfzig Gramm Kokain enthielt. Er reichte Carter die Tüte, der sie entgegennahm.
»Was ist das?«
»Das gehört Ihnen«, sagte Vincent. »Ich habe es gerade bei Ihnen gefunden, als ich Sie abgetastet habe.«
Carter sah aus, als hätte ihn der Schlag getroffen. Anstatt um sich zu schlagen, zu fluchen oder wegzurennen, schien er innerlich zusammenzubrechen. Mit weit aufgerissenen Augen und schockierter Miene stand er einfach nur da. Vincent nahm ihm das Päckchen wieder ab.
»Das gehört mir nicht, Mann!«, schrie Carter.
»Natürlich gehört es Ihnen. Da sind überall Ihre Fingerabdrücke drauf. Und bei Ihrem Vorstrafenregister bin ich ziemlich sicher, dass Sie dafür sehr lange sitzen werden.«
Vincent warf Byrne die Schlüssel von Carters Wagen zu. Byrne öffnete den Kofferraum. Er fand eine Segeltuchtasche mit Reißverschluss und zog ihn auf. In der Tasche lagen dreißig- oder vierzigtausend Dollar.
»Oh, Carter, Carter«, sagte Vincent. »Wenn zu dem Rauschgift noch das Geld dazukommt, sehe ich wirklich schwarz für Sie.«
Carter begann zu zittern. Byrne hatte das schon oft gesehen. Es war ein unwillkürlicher Muskelreflex, der einem Zusammenbruch vorausging. Carter stand kurz davor.
Vincent griff in die Hosentasche, sodass das Holster mit der schweren 45er-Automatik sichtbar wurde. »Laufen Sie ruhig weg.«
»Warum, Mann? Warum tun Sie das?«
»Weil ich mit Ihrem Bruder sprechen muss, und zwar jetzt.«
»Ich weiß nicht …«
»Mir reicht’s jetzt.« Vincent zog die Waffe, spannte den Hahn und richtete sie auf Carters rechte Kniescheibe. »Sie haben genau zehn Sekunden.«
»Ellbogen«, sagte Byrne.
Vincent schaute ihn an. »Ellbogen?«
»Ja«, sagte Byrne. »Wenn du ihnen in den Ellbogen schießt, können sie noch laufen. Tut verdammt weh, aber dann brauchen wir ihn nicht runter zum Fluss zu schleppen.«
»Zum Fluss?« , brüllte Carter.
»Gute Idee«, sagte Vincent und wandte sich wieder Carter zu. »Jetzt haben Sie noch zwei Sekunden.«
»Warten Sie!«, sagte Carter. »Ich piepe ihn an. Dann schickt er mir eine Nachricht mit der Adresse, zu der ich fahren soll.«
Vincent wartete einen Moment, ehe er das Wegwerfhandy von der Tonne nahm. »Das ist das Handy, an das er die Nachricht schickt?«
»Ja.«
»Und er ruft nicht an und hinterlässt keine Sprachnachricht?«
»Nein«, sagte Carter. »Er will nirgendwo seine Stimme hinterlassen.«
»Wer hat noch diese Nummer?«
»Niemand. Nur DeRon.«
»Okay, piepen Sie ihn an.« Mit zitternden Händen folgte Carter der Aufforderung. Zwanzig Sekunden später erhielt er wie versprochen eine SMS. Es war eine Adresse.
»Sehen Sie, wie einfach das war?«, sagte Vincent.
Carter schwieg.
Vincent warf Byrne das Handy zu. Carter öffnete den Mund und wollte protestieren, besann sich dann aber eines Besseren.
»Wir können das Risiko nicht eingehen, dass Sie Ihren Bruder
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