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Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)

Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)

Titel: Der Teufel in dir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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wieder ein. Dann drückte er auf ein paar andere Tasten. Jessica wusste, was Byrne überprüfte. Er hatte die Nummer seines Handys gewählt, um Lorettas Telefonnummer zu erfahren. Wenn sie eine Liste der Anrufe anforderten, die an diesem Morgen bei der Mordkommission eingegangen waren, könnten sie feststellen, ob der Anruf von dieser Nummer aus erfolgt war. Dieses Vorgehen war einfacher und schneller, als eine richterliche Verfügung zu erwirken, um eine Aufstellung von Loretta Palumbos Telefongesprächen von ihrem Festanschluss anzufordern.
    Byrne steckte das Handy wieder ein.
    Als Jessica sich anschnallte, drehte sie sich zu dem Reihenhaus um und schaute auf das Fenster im ersten Stock. Sie sah einen Schatten hinter den dünnen Vorhängen. Es war Loretta Palumbo. Sie stand im Zimmer ihres toten Sohnes.

10.
    Es stank fürchterlich. Zuerst glaubte Shane, es handle sich um eine köstliche Mischung aus verdorbenem Fisch und verfaulten Zitronen, die eine leichte Note von feuchtem Kaffeesatz durchdrang. Doch schon bald bemerkte er den unverkennbaren Geruch von benutzter Katzenstreu.
    Es gab nichts, was die Nasenschleimhäute stärker reizte als diese Mischung aus Katzenstreu mit Kiefernduft und Katzenkot. Shane war so geübt und hatte sich – wie Weinkenner sagen – ein so feines Näschen angeeignet, dass er schon beim ersten Atemzug den Unterschied zwischen klumpender und herkömmlicher Katzenstreu erkennen konnte.
    Es war aber nicht etwa so, als käme dieses Thema in dem kleinen Kreis von Freunden, mit denen er sich im Le Bec Fin oder im Striped Bass zum Essen traf, oft zur Sprache.
    Den Gestank des Fisches und der Katzenstreu durchdrang der Geruch fauler Bananenschalen, verdorbenen Essigs und mehrere Monate alter Tomatensoße. Shane musste daran denken – nicht zum ersten Mal –, dass seine Fähigkeit, Menschen zu durchschauen, größtenteils auf seinem Talent beruhte, in ihrem Müll zu lesen wie in einem offenen Buch.
    Die Menschen waren ihr Müll.
    Heute Abend hatte er sich ein wenig Erkältungssalbe unter die Nase gerieben, sodass der Geruch nicht ganz so stark war. Shane stand in einer Nische hinter einem eleganten Reihenhaus in Society Hill. Lange konnte er sich dort nicht aufhalten. Es gehörte nicht zum Plan, mitten auf die Delancey Street zu kotzen.
    Wie immer durchwühlte Shane zuerst die Papiersachen. Wenn es um Papier ging, war er in seinem Element. Obenauf lag ein Stapel von Katalogen: Restoration Hardware, Crate & Barrel, Pottery Barn, L. L. Bean, Land’s End. Alles Kataloge, die auf einen gut verdienenden Yuppie schließen ließen. Shane versuchte, die Kataloge vorsichtig voneinander zu trennen. Man wusste nie, was die Leute alles als Lesezeichen in Büchern oder Katalogen benutzten. Einmal hatte er in einer Ausgabe von Field & Stream einen intimen Brief gefunden. Ein verheirateter Mann mittleren Alters hatte diesen Brief an eine junge Frau geschrieben, die als Kellnerin im Familienrestaurant Denny’s arbeitete, nicht weit von dem Haus entfernt, in dem der Mann wohnte. Er hatte nur vergessen, den Brief abzuschicken.
    Heute Nacht fand Shane nichts in den Zeitschriften und Katalogen. Er schaute sich die Adressaufkleber an. Sie waren alle identisch. Auf sämtlichen Adressaufklebern stand die Anschrift des Hausbesitzers. Es gab keine abweichende Adresse, die ihm Informationen geliefert oder ihn auf eine neue Spur gebracht hätte.
    Neben den Katalogen lag ein Stapel Zeitschriften, die ebenfalls zusammenklebten: Mac World, Architectural Digest, Tropical Fish Monthly.
    Ein Mac-User und ein Zierfisch-Liebhaber, dachte Shane und speicherte diese beiden Informationen in seinem gut strukturierten Gehirn.
    Dem Mann hatten es Fische angetan. Zierfische. Bunte Zierfische.
    Konzentrier dich, Shane.
    Er blätterte in den Zeitschriften. Nichts. Das einzige lose Papier waren die beigefügten Postkarten, mit denen die Zeitschriften hartnäckig um Abonnenten warben. Shane hatte aus Prinzip noch nie eine dieser Karten benutzt.
    Als Nächstes stieß er auf eine Reihe geöffneter Briefumschläge und die dazu passenden Rückumschläge. Es handelte sich größtenteils um ungeschickt getarnte Wurfsendungen mit Angeboten für zinsgünstige Kreditkarten. Die Umschläge trugen keine Absender, denn der Empfänger sollte glauben, sie enthielten Rechnungen.
    E NTHÄLT WICHTIGE K ONTOINFORMATIONEN ! stand vorne in großen Buchstaben auf dem Umschlag. Fast all diese Umschläge, die Shane fand, waren ordentlich in zwei Teile

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