Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
stellte die Kamera auf das Stativ, justierte und fixierte sie. »Du bist abgrundtief schlecht, Shane.«
»Trotzdem willst du nicht mit mir vögeln.«
»Selbst dann nicht, wenn du der einzige Schwanz im Delaware Valley wärst.«
Shane lachte. Das Beste an Mortal Cyn war, dass sie keinen Hehl daraus machte, lesbisch zu sein. Shane hingegen betonte seine Heterosexualität, deshalb gab es niemals sexuelle Spannungen zwischen ihnen. Trotzdem mochten es beide, ständig sexuelle Anspielungen in ihre Gespräche einfließen zu lassen.
Cyn schaltete das Licht ein und zählte leise herunter.
Genau einunddreißig Sekunden später sagte Shane seinen gewohnten Spruch auf:
»Hier ist Shane Adams von den Action News.«
In diesem zweiten Bericht über das Mitglied des Stadtrats (jeder Einwohner Philadelphias war überzeugt, dass der Kerl Schmiergeldzahlungen kassiert hatte) spielte der Hintergrund eine besondere Rolle. Sie hatten die Kameraeinstellung sorgfältig ausgewählt, sodass ein Teil des Neonschilds der Kneipe, die den passenden Namen K ORRUPTE K RÖTE trug, mit im Bild war. Während Shane nun seinen Kommentar sprach, leuchtete über seiner linken Schulter in gelben Neonbuchstaben das Wort K ORRUPT .
Shane schaute sich die Aufnahme auf dem Display der Kamera an.
Perfekt.
Er liebte seinen Job.
*
Als Shane wieder zu Hause war, duschte er und rasierte sich mit dem Elektrorasierer. Dann massierte er Gesichtswasser und Feuchtigkeitscreme ein. Neben dem Badezimmerspiegel stand immer ein Foto seines Gesichts in Originalgröße, das er jeweils am ersten Tag eines jeden Monats aufnahm. Das machte er mittlerweile seit fast zehn Jahren. Er hatte einen Ordner mit mehr als hundert Fotos. Auf diese Weise dokumentierte er die Veränderungen seines Gesichts, die sein Leben widerspiegelten. Shane hatte sich niemals einer Schönheitsoperation unterzogen, hatte niemals seine Haut abschleifen lassen und sich keine einzige Botoxspritze setzen lassen, legte aber großen Wert auf eine intensive Gesichtspflege, da er unverkennbar älter wurde.
Er setzte sich im Bademantel vor seinen iMac, öffnete die Datenbanken und klickte den Datensatz an, den er brauchte. Nachdem er iPhoto gestartet hatte, öffnete er den entsprechenden Ordner.
Zum ersten Mal war die Frau ihm aufgefallen, als sie vor ungefähr sechs Monaten aus einem Reihenhaus in der Fitzwater Street gekommen war. Seitdem hatte er sie ein paar Mal beobachtet. Die große Frau mit den langen Beinen hatte kastanienbraunes Haar und war stets elegant gekleidet. Sie schien über eine so große Schuhkollektion zu verfügen, als wollte sie Imelda Marcos Konkurrenz machen.
In den letzten drei Monaten hatte Shane ihren Müll jede zweite Woche systematisch durchwühlt und sorgfältig die Informationen, die ihm nützlich sein könnten, in die ständig anwachsende Datenbank eingegeben.
So wusste er zum Beispiel, dass sie den Wine Spectator abonniert hatte und gerne Barolo zum Essen bestellte, was drei verschiedene Rechnungen eines schicken Restaurants in der Stadtmitte belegten. Sie las gerne Bücher von Sue Miller und hatte sich kürzlich The Good Mother übers Internet bestellt. In drei neueren E-Mails, die sie aus irgendeinem Grund ausgedruckt und später weggeworfen hatte, empfahl sie das Buch mehreren Freundinnen.
Außerdem ließ sie sich mexikanisches Essen nach Hause liefern – donnerstagabends meist Tapas, freitagabends Frijoles, ein Gericht aus roten Bohnen.
Nicht vergessen: ein Broadway-Stück darüber schreiben.
Shane schloss die Augen und stellte sich die bevorstehende Begegnung vor. Diese Technik hatte er von einem Psychiater gelernt, den er auf richterliche Anordnung aufsuchen musste, nachdem er in der ersten Woche in seinem Job in Philadelphia mit dem Police Department aneinandergeraten war. Das Gericht war der Ansicht, er könne »labil« sein.
Shane grinste.
Die wissen gar nichts.
Zwanzig Minuten später zog er ein Sakko an, eine Jeans und ein weißes Hemd. Dann verschloss er die beiden Schlösser seiner Tür und verließ das Haus.
*
Nachdem Shane bei Barnes & Noble am Rittenhouse Square Besorgungen gemacht hatte, betrat er um kurz nach neun Uhr die Bar im Le Meridien. An der Theke war nur noch ein Platz frei. Auf dem Plasmabildschirm wurde ein Spiel der Philadelphia 76ers gezeigt.
Er entdeckte sie auf ihrem Lieblingsplatz mit ihrer übergewichtigen Arbeitskollegin, einer Frau Mitte vierzig in einem marineblauen Hosenanzug. Die Frau hieß Arlene. Das wusste Shane,
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