Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
es nun den Eingang eines Hauses in Nord-Philadelphia zierte.
Im Grunde sah die St. Damian Church wie eine typische Pfarrkirche in Philadelphia aus, die ums Überleben kämpfte. Bis auf eine hochinteressante Tatsache.
»Sie ist geschlossen«, sagte Jessica.
Ein kleines Schild neben der Tür bestätigte es. Die Pfarrei war mit einem anderen, größeren Pfarrbezirk zusammengelegt worden, der drei Straßen entfernt war.
Jessica und Byrne gingen zur Rückseite des Pfarrhauses und blickten durch die Fenster ins Innere. Die Scheiben waren dermaßen mit Ruß und Dreck verschmutzt, dass man kaum noch hindurchsehen konnte.
Ein Tor neben dem Pfarrhaus führte auf einen kleinen Hof. Jessica stieß das Tor auf. Auf dem Hof lagen ein paar Müllbeutel und zwei abgefahrene Autoreifen.
Jessica bemerkte eine zerbrochene Scheibe in der Tür und schaute sie sich genauer an. Draußen lagen keine Scherben, also musste jemand eingebrochen sein. Sie richtete das Licht ihrer Maglite ins Fenster. Der Kitt war schon häufiger erneuert worden, es schien also nicht der erste Einbruch gewesen zu sein.
Sie spähte ins Innere. Auf den Scherben, die den Boden bedeckten, lag kein Staub. Der Einbruch musste also kürzlich erfolgt sein.
*
Ein schmaler Gang führte zum hinteren Teil des Kirchenschiffes. Rechter Hand befand sich die Sakristei, die Vandalen schon vor langer Zeit zerstört hatten. Instinktiv streckte Jessica die rechte Hand aus, um ihre Finger in das Weihwasserbecken zu tauchen, aber es hing nicht mehr dort.
Der Blick der Detectives fiel in den nahezu leeren Kirchenraum und auf die schwarze Plastikfolie an den Fenstern. Die bunten Kirchenfenster waren entweder gestohlen worden oder zerbrochen. Das spärliche Tageslicht, das in die Kirche fiel, erhellte die Dunkelheit kaum. Jessica und Byrne schalteten ihre Taschenlampen ein.
Als sie zum vorderen Teil der Kirche gingen, sah Jessica, dass fast alle Kirchenbänke weggeschafft worden waren, ebenso die meisten Skulpturen. Eine kleine Statue der Jungfrau Maria war umgefallen und lag auf der Seite rechts neben dem Altar.
Aufgeschreckt durch die Anwesenheit der Detectives, flogen ein paar Tauben aufs Dachgesims.
Auf allen Oberflächen lagen Staub, Schmutz und Vogelkot. In der Luft hingen der Geruch von Trockenfäule und der ekelhaft süßliche Gestank vermoderter Blumen.
»Ich schau mich im Keller um«, sagte Byrne.
»Okay.«
Als Jessica den kleinen Vorraum erreichte, in den schwaches Licht von der Straße fiel, sah sie, dass das Sakramentshäuschen, in dem die drei heiligen Öle aufbewahrt wurden, unbeschädigt war.
Jessica drehte sich um und schaute den Mittelgang hinunter, der einst zum Altar geführt hatte. Einen Augenblick lang stellte sie sich vor, wie es wohl gewesen war, als die Familien aus dieser Gegend am Samstagnachmittag zur Beichte und am Sonntagmorgen zur Messe in die Kirche geströmt waren. Jessica dachte an die Taufen, die Hochzeiten und Beerdigungen in dieser kleinen Kirche, und wie bedeutsam solche Ereignisse für ein Stadtviertel waren.
Ihre Gedanken schweiften ab zu ihrer Kindheit und zu einer anderen Kirche, der St. Pauls Church, die stets Mittelpunkt ihres Lebens gewesen war. Sie hatte dort den Kindergarten und die Grundschule besucht, hatte die Erstkommunion und die Firmung empfangen. Rocco Basconi, der Pfarrer, hatte sie getauft und getraut.
»Jess«, erklang Byrnes Stimme.
Jessica spähte zur Treppe hinüber, die in den Keller führte. Das Licht von Byrnes Taschenlampe huschte über den Türpfosten. Jessica durchquerte die Kirche, blieb oben an der Treppe stehen und blickte hinunter in den Keller. Byrnes große Silhouette zeichnete sich an der Wand ab.
Als Jessica die Treppe hinunterstieg, begann sie zu frösteln, was nicht nur mit der Kälte in der ungeheizten Kirche zu tun hatte.
Als sie die unterste Stufe erreichte, richtete sie die Taschenlampe auf die gegenüberliegende Wand. Bis auf einen Gegenstand war der Keller vollkommen leer. Vermutlich befand er sich genau an der Stelle, wo oben der Altar stand.
»Was ist das, Kevin?«
Byrne antwortete nicht. Jessica sah sein angespanntes Gesicht. Er zog das Handy aus der Tasche und ging auf die Treppe zu.
Jessica bekam eine Gänsehaut, als sie auf die alte, ovale Waschwanne schaute, die ungefähr fünfzig Zentimeter lang war. Sie erinnerte sie an die Wanne aus gebürstetem Aluminium, in die ihre Großmutter sie und Michael an heißen Augusttagen gesetzt hatte. Für die kleinen Kinder in
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