Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
Jungen auf ein schwarzes Pferd. Ruby brauchte nicht lange zu überlegen, wessen Kind es war. Der Junge hatte große Ähnlichkeit mit dem jungen Mädchen, das an der Bude stand, die Zuckerwatte verkaufte. Dieses dünne, nervöse Mädchen namens Bethany war nach Ruby an der Reihe gewesen.
Ruby fragte sich, wie viele Mädchen es seitdem gewesen waren.
*
Gegenüber von der Stelle, wo der Prediger stand, half Ruby ihrem Sohn auf das Pferd. Es war alt und schmuddelig. Wahrscheinlich waren die fahlgrauen Augen einst pechschwarz gewesen wie das Fell der Hunde, die sich stets in ihrer Nähe aufhielten.
Das Karussell begann sich zu drehen. Die alte, krächzende Dampforgel spielte eine Melodie dazu. Ruby betrachtete ihren Jungen und stellte ihn sich in einer Zeit vor, da er stark sein würde und niemand ihn aufhalten konnte.
Der Prediger, der ganz in ihrer Nähe stand, hatte nicht die leiseste Ahnung, obwohl die Anzeichen eindeutig waren.
Für Ruby war dieser Augenblick vorherbestimmt, und er wurde in der Bibel erwähnt.
Und ich sah ein weißes Pferd.
Peter lachte fröhlich, als das Karussell immer schneller fuhr und das weiße Pferd sich im Rhythmus des Liedes auf und ab bewegte.
Ich hörte das zweite Lebewesen sagen: »Komm!«, und ein anderes Pferd erschien, und es war feuerrot.
Die kleine Abigail, die ihrem Bruder sehr ähnelte, lachte ebenfalls und hielt sich an ihrem roten Pferd fest.
Ich hörte das dritte Lebewesen sagen: »Komm!«, und ich erblickte ein schwarzes Pferd.
Der Junge auf dem schwarzen Pferd hatte Angst. Der Prediger hielt ihn mit der freien Hand fest.
Immer schneller drehte sich das Karussell, und die Musik der Kirmesorgel dröhnte wie eine Predigt in Rubys Kopf. Sie betrachtete ihren Jungen. Er schien zu wissen, wo er war und was das alles bedeutete. Ruby drückte das Geld an sich. Sie wusste, dass sie heute Nacht weggehen und niemals wiederkehren würde. Sie wusste auch, dass sie alle sich in der Stadt der beiden Flüsse wiedersehen würden.
In Philadelphia.
Und dann war der Tag der Abrechnung nicht mehr fern.
Während Ruby sich an der Stange festhielt, strich sie mit den Händen über die glatte Oberfläche des alten Karussellpferdes, von dem die Farbe abgeblättert war. Wie sie es immer getan hatte, stellte sie sich vor, dass dieses Pferd einst ein Rotschimmel mit glänzendem Fell gewesen war. Jetzt schien es durchscheinend zu sein. Sie hörte beinahe sein Herz schlagen.
Ich hörte die Stimme des vierten Lebewesens sagen: »Komm!«, und ich sah ein fahles Pferd, und der Name des Reiters war »der Tod«, und Hades folgte ihm.
*
In den Monaten, die auf diesen Tag folgten, erkrankte der Junge schwer an Tuberkulose. Diese Krankheit stellte in der modernen Welt kaum noch eine Gefahr dar, trat aber in den Kreisen, in denen Ruby sich bewegte, noch häufig auf. Nacht für Nacht saß sie mit einem Tuch über dem Mund bei ihrem Sohn und hörte sein entsetzliches krampfartiges Husten.
Der Junge war schon seit drei Monaten krank, als die beiden schwarzen Hunde eines Nachts zu ihr kamen und sich vor der Klinik in Doylestown neben sie setzten. Die ganze Nacht streichelte Ruby ihre Köpfe. In dieser Nacht hatte sie schreckliche Träume von Männern, die mit Stacheldraht umwickelt waren, und von alten Männern mit Steinen im Bauch. Als sie in einem hellen, heilenden Licht aufwachte, waren die Hunde verschwunden.
Krank vor Sorge lief sie in die Klinik. Sie erfuhr, dass ihr Sohn wie durch ein Wunder gesund geworden war.
*
Ruby wuchs zu einer schlanken, hübschen jungen Frau heran. Keinem Mann entgingen ihre Reize. Sie lernte, sich zahlreicher Tricks zu bedienen, und setzte die Künste der Überzeugung ein, die sie vom Prediger gelernt hatte. Das Geld, das Carson Tatum ihr gegeben hatte, gab sie klug aus, sparte jeden Penny und las jedes Buch, das sie ausleihen konnte.
Eines Tages las Ruby in der Zeitung, dass der Prediger bewiesen hatte, ein Handlanger des Teufels zu sein. Er war ein Mann geworden, der den Menschen ihre Seelen raubte und der mordete, um den Verlust seiner Stiefschwester Charlotte zu rächen.
Als Ruby von diesen schrecklichen Taten erfuhr, wusste sie, dass die letzten Tage gekommen waren.
*
Am Tag der dritten Kirche ging Ruby, die schon seit langer Zeit unter einem anderen Namen bekannt war und längst kein rotes Haar mehr trug, durch eine Straße in Nord-Philadelphia.
Und Hades folgte ihm.
Sie standen gegenüber der Kirche an der Ecke und beobachteten alles. Die Einwohner der
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