Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
beiden Tatorten vor. Die beiden Kreuze vor den Kirchen waren nicht mit Blut auf die Laternenpfähle gemalt worden, sondern mit einer Flüssigkeit, die aus einer stärkehaltigen Substanz, Erde und Gerbsäure bestand.
Unter dem Leichnam des Babys im Eisblock lag ein Messbuch wie das, von dem sie ein anderes Exemplar in der St. Adelaide Church gefunden hatten. Derzeit wurde es untersucht, obwohl die Chance, verwertbare Spuren auf einem Gegenstand zu finden, der so lange im Wasser gelegen hatte, sehr gering war.
Die Rechtsmedizin hatte ihnen mitgeteilt, dass es drei oder vier Tage dauern würde, bis sie die Obduktion des Babys vornehmen oder Spuren an dem kleinen Körper sichern könnten. Als Jessica protestierte, informierte man sie, dass jeder Versuch, den Leichnam zu schnell aufzutauen, sämtliche Spuren vernichten würde.
Jetzt lag das tote Baby in einem kalten Raum in der Rechtsmedizin in der University Avenue.
Jessica dachte an die Worte, die Daniel Palumbo vor seinem Tod gesagt hatte.
Er lebt.
Wer lebt?
Bis jetzt hatte sich noch niemand gemeldet und erklärt, es handle sich um sein Baby, obwohl Presse und Fernsehen groß und breit über die Story berichteten. Für Jessica war das ebenso entsetzlich wie alles andere, was mit dem Fall zu tun hatte. War es möglich, dass es in Philadelphia eine Mutter gab, die nicht wusste, dass ihr Baby vermisst wurde?
Bald würden die Ergebnisse aus dem Labor vorliegen, und sie könnten sich endlich daranmachen, die Puzzleteile zusammenzufügen. Jessica starrte auf das Telefon und sehnte das Klingeln herbei. Es hatte in der Vergangenheit nie funktioniert, aber das hielt sie nicht davon ab, es dennoch zu versuchen.
*
Byrne hatte an diesem Nachmittag frei. Um ein Uhr hielt Jessica es nicht mehr aus. Sie musste raus aus dem Büro und irgendetwas unternehmen, um die Ermittlungen anzukurbeln.
Sie schaute sich die Broschüren und Papiere an, die sie in Danny Palumbos Rucksack gefunden hatten, der sich dank Thomas Boyces Kooperation nun in ihrem Besitz befand. Ein paar Blätter stammten von Notizblöcken. Auf einem standen verschiedene Uhrzeiten, bei den anderen Zahlen konnte es sich um Hausnummern handeln.
Jessica glich einige der Hausnummern mit Hauptverkehrsstraßen ab, doch ohne Erfolg. Für eine Telefonnummer war keine der Zahlen lang genug.
Waren es vielleicht Uhrzeiten für die Essensausgabe in Obdachlosenheimen?
Ihr lag eine Liste von Obdachlosenheimen vor, doch keine Adresse stimmte mit denen auf Dannys Zetteln überein. Hatten die Zahlen vielleicht mit den Treffen anonymer Alkoholiker oder anonymer Drogenabhängiger zu tun?
Jessica suchte die Treffpunkte der Anonymen Alkoholiker in Philadelphia heraus und stellte fest, dass die Adressen und Uhrzeiten genau übereinstimmten. Sie und Byrne könnten zu diesen Treffen gehen, allerdings herrschte bei den Anonymen Alkoholikern Anonymität. Sogar im Rahmen einer Mordermittlung war es eher unwahrscheinlich, dass sie jemanden fanden, der über einen Teilnehmer eine offizielle Aussage machen würde. Falls Danny diese Treffen überhaupt besucht hatte.
Außerdem standen auf der Rückseite des Blattes sieben lange Zahlenreihen untereinander, die noch weniger Sinn ergaben.
Jessica legte das Blatt zu den Akten und führte die Notizen auf den verwirrten Verstand eines Mannes zurück, der am Ende seines Lebens angelangt war.
Schließlich wandte Jessica ihre Aufmerksamkeit wieder dem Baby zu, dessen Identität sie bis jetzt nicht kannten. Dass die Mutter sich bisher nicht gemeldet hatte, ließ den Schluss zu, dass sie sich entweder nicht melden konnte oder nicht wusste, dass ihr Baby verschwunden war.
Jessica ging davon aus, dass die Mutter des Kindes arm oder drogenabhängig war, vielleicht beides. Sollte das der Fall sein, hatte die Frau wahrscheinlich keinen Hausarzt. Dann könnte ihre Schwangerschaftsvorsorge und -nachsorge entweder in einer Notaufnahme oder einer Ambulanz, die kostenlose medizinische Versorgung anbot, durchgeführt worden sein.
Jessica beschloss, mit den Ambulanzen zu beginnen. So viele gab es nicht in Philadelphia. Zuerst würde sie sich die Ambulanzen im Norden der Stadt vornehmen, danach die im Westen. Sie hoffte, dass Byrne bis dahin wieder aufgetaucht war, um ihr bei den Ambulanzen in Süd-Philadelphia zu helfen.
Jessica druckte eine Liste aus und machte sich auf den Weg. Alles war besser, als auf das Telefon zu starren.
*
Am späten Nachmittag hatte sie vier Ambulanzen aufgesucht und mit einem
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