Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
Mutter des Babys gefunden.«
»Wie hast du sie aufgespürt?«
Jessica berichtete ihm, dass sie die Ambulanzen abgeklappert habe, die kostenlose medizinische Versorgung anboten.
»Wo bist du jetzt?«, fragte Byrne.
»Ecke Zwölfte und Lehigh.«
»Warte auf mich. Bin schon unterwegs.«
Nachdem Jessica ein paar Minuten später zu Byrne in den Wagen gestiegen war, erzählte sie ihm von ihrem Gespräch mit Ted Cochrane.
»Dieser Krankenpfleger hat das Baby behandelt?«, fragte Byrne.
»Ja. Sie haben eine Kindesmisshandlung vermutet, waren sich aber nicht sicher.«
»Was für eine Misshandlung?«
»Das Baby hatte einen Bluterguss am Bein. Auf dem Foto konnte man nicht genau erkennen, woher die Verletzung stammen könnte.«
»Und die Mutter heißt Adria Rollins?«
»Ja. Ich habe den Namen an die Zentrale durchgegeben. Maria hat ihn überprüft.«
»Und? Hat sie was gefunden?«
»Die Frau hat keine Vorstrafen, wurde aber wegen einer geistigen Behinderung mehrmals in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.«
»Schlimm?«
»Einmal war sie länger als einen Monat in der Klinik.«
»Mit anderen Worten …«
»Schlimm«, sagte Jessica.
»Warum glaubst du, dass es unser Baby ist?«
Jessica griff in ihre Aktentasche und zog das Farbfoto hervor, das Ted Cochrane ihr gegeben hatte.
Als Byrne an einer roten Ampel hielt, nahm er das Bild und betrachtete es eingehend.
»Ja«, sagte er mit leiser Stimme. »Das ist unser Baby.«
17.
Das triste Mietshaus aus braunen Ziegelsteinen stand in der Fünften Straße. Jessica und Byrne parkten den Wagen und betraten das Gebäude. Jessica fielen die zahlreichen aufgebrochenen und verbeulten Briefkästen im schmutzigen Eingangsflur auf. Ein altes, mit einem Etikettendrucker gedrucktes Namensschild informierte sie, dass »D. Rollins« Wohnung Nummer sechs bewohnte.
Als sie im ersten Stock um die Ecke bogen und auf die letzte Wohnung auf der linken Seite zuhielten, stieg ihnen bereits auf dem Flur der unverkennbare Gestank des Todes in die Nase.
»Ich hole den Hausverwalter«, sagte Byrne.
»In Ordnung«, sagte Jessica.
Nachdem Byrne sich auf den Weg gemacht hatte, presste sie den Kragen ihres Mantels auf Nase und Mund und näherte sich langsam der Tür von Wohnung Nummer sechs. Sie klopfte an, lauschte.
Nichts.
Sie klopfte noch einmal und nannte dabei ihren Namen.
Niemand öffnete.
Jessica drückte ein Ohr an die Tür und lauschte. Sie hörte leise Musik. Es war ein Kinderlied, das sie aus ihrer Kindheit kannte. Der Ton war gedämpft und seltsam kratzig, sodass ihr der Titel des Liedes nicht auf Anhieb einfiel, obwohl es ihr vertraut war. Vermutlich erklang es nicht aus dem Radio. Das Kratzen wies eher darauf hin, dass es sich um eine alte Schallplatte handelte. Außer der Musik hörte Jessica nichts – keine Stimmen, keinen Fernseher, keine Schritte in der Wohnung.
Sie legte eine Hand auf den Türgriff, drückte ihn hinunter. Abgeschlossen.
Mit einem raschen Blick stellte Jessica fest, dass die Tür kein Sicherheitsschloss besaß, sondern eine Art Bartschloss mit einem großen Schlüsselloch, das man mit jedem Dietrich öffnen konnte.
Jessica spähte den Flur hinunter. Sie war allein. Während sie den Kragen ihres Mantels noch immer auf Mund und Nase drückte, kniete sie sich auf den Boden und schaute durch das Schlüsselloch. Sie konnte nicht viel sehen, doch als sie ihr Gesicht so nahe vor die kleine Öffnung hielt, nahm sie den Übelkeit erregenden Gestank von verwesendem Fleisch noch stärker wahr.
In dieser Wohnung lag unverkennbar ein Toter.
Augenblicke später erschien Byrne in Begleitung eines älteren Mannes. Vermutlich handelte es sich um den Hausverwalter. Er trug einen dicken Mantel und verfilzte Fausthandschuhe aus Wolle. Auf seinem Kopf saß ein schmutziges Basecap.
Jessica ging den Männern entgegen.
»Edward Turchek, das ist meine Partnerin, Detective Balzano«, stellte Byrne die beiden einander vor.
Der Mann begrüßte Jessica mürrisch.
»Können Sie uns sagen, wer in Wohnung Nummer sechs wohnt?«, fragte sie.
»Der alte Duke Rollins«, erwiderte Turchek.
»Alleine?«
Turchek schüttelte den Kopf. »Manchmal wohnt seine Enkeltochter bei ihm. Wenn sie nicht gerade … Sie wissen ja.«
»Nein, wissen wir nicht«, sagte Jessica. »Warum sagen Sie es uns nicht einfach?«
»Nun ja, sie ist ein bisschen …« Der Mann tippte sich mit dem Zeigefinger an die rechte Schläfe, um anzudeuten, dass die Frau nicht ganz richtig im Kopf war.
»Sie
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