Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)

Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)

Titel: Der Teufel in dir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
Vom Netzwerk:
ein Haufen Lumpen und Handtücher. Die Toilette war nicht gespült, und es gab keinen Duschvorhang. Das Waschbecken war seit Jahren nicht gereinigt worden.
    Die beiden Türen am Ende des Flurs führten vermutlich zu den Schlafzimmern. Der ekelhafte Gestank drang aus dem Zimmer auf der linken Seite, die Musik aus dem anderen.
    Jessica stellte sich neben die Tür auf der rechten Seite, während Byrne an die Tür links klopfte.
    »Hier ist die Polizei«, sagte er. »Wir kommen jetzt rein.«
    Er wechselte einen raschen Blick mit Jessica. Dann wartete er drei Sekunden, ehe er den Griff der linken Tür herunterdrückte. Er riss sie auf und trat zur Seite.
    Niemand kam heraus.
    Am Fenster stand ein Bett, das mit einer alten Armeedecke bedeckt war. Überall lagen Zeitschriften, Zeitungen, Fast-Food-Behälter und schmutzige Kleidung.
    In dem Bett lag ein alter Mann unter der Decke. Nach dem Gestank zu urteilen, der von dem Körper ausging, musste er schon über eine Woche tot sein. Die Decke war mit Urin und Kot befleckt.
    Byrne drückte seine Krawatte auf Nase und Mund und betrat das Zimmer. Als Erstes öffnete er die Schranktür. Auf der Stange hingen abgetragene, glänzende Anzüge aus den Fünfzigern. Darunter stand ein Paar gute Schuhe, auf dem eine dicke Staubschicht lag.
    Byrne schloss die Tür und trat auf den Flur, gefolgt von Jessica. Die beiden Detectives wandten sich der anderen Tür zu. Das Lied begann von Neuem. Die ständige Wiederholung ging beiden Detectives gehörig auf die Nerven.
    Jessica forderte über Funk Verstärkung und einen Rettungswagen an. Dann wechselten sie erneut einen Blick. Jetzt mussten sie das Zimmer betreten.
    »Philadelphia Police!«, rief Jessica. »Wir kommen rein.«
    Byrne stieß langsam die Tür auf. Jessica legte eine Hand auf den Griff ihrer Waffe und spähte um die Ecke des Türpfostens ins Zimmer.
    Was sie sah, würde sie nie wieder vergessen.
    In dem Raum standen unzählige Kisten und bunte Kindermöbel. Es schienen insgesamt fast ein Dutzend alte, zerbrochene Wiegen, Kinderbettchen, Hochstühle und kleine Plastiktische zu sein. Ein Kinderbett stand in der Nähe des weit geöffneten Fensters. Das erklärte auch die eisige Kälte in der Wohnung.
    Die Musik erklang aus einem alten tragbaren Plattenspieler, der in der Zimmermitte stand.
    In dem Chaos sah Jessica auf den ersten Blick nicht die Person, die auf dem Stuhl saß. Erst als sie hustete, fuhren beide Detectives herum.
    In einer Ecke, auf einem mandelfarbenen gepolsterten Stuhl, saß eine junge Frau, nicht älter als neunzehn Jahre. Sie war ausgemergelt und trug drei Bademäntel übereinander, die allesamt aus Kliniken stammten: einer mit Punkten, einer mit Blumenmuster und ein pastellfarbener. Auf ihrem Schoß lag eine große Puppe mit verknotetem, orangerotem Haar, der ein Arm fehlte. Die junge Frau kämmte in aller Seelenruhe das schief geschnittene Haar der Puppe mit einer angelaufenen, silbernen Serviergabel. Sie hob den Blick zu den beiden Detectives.
    »Ist jetzt Essenszeit?«, fragte sie.
    Während Jessica das Zimmer durchquerte, ging Byrne um die Möbel herum und schaute sich den Kleiderschrank an. Er war leer.
    »Bist du Adria?«, fragte Jessica.
    »Ja!«, rief die junge Frau. »Adria!«
    »Ich heiße Jessica. Wir holen Hilfe.«
    Adria nickte. »Hilfe!«, rief sie und umarmte die Puppe. »Ein hübsches Baby.« Sie legte die Puppe wieder auf ihren Schoß und kämmte ihr weiter das Haar.
    Byrne durchquerte das Zimmer. Das Kinderbett unter dem Fenster war von allen Möbeln und Einrichtungsgegenständen noch am saubersten. Ein Stapel Pampers für Säuglinge lag daneben.
    Jessica begriff nach und nach, was geschehen war. Adria Rollins traf keine Schuld. Das Baby war aus diesem Zimmer entführt worden.
    Jessica war erschüttert. Byrne schaute ihr in die Augen und erkannte, wie sehr ihr die Situation zu schaffen machte.
    »Sieh mal nach, ob der Rettungswagen schon da ist. Ich komm hier alleine klar«, sagte er.
    Jessica verließ die Wohnung und eilte den Gang hinunter. Sie bekam kaum noch Luft. Tränen liefen ihr über die Wangen.
    In der Ferne hörte sie noch immer die leisen Klänge des Kinderlieds.

18.
    In der Welt der Fernsehnachrichten gab es einen Gott, und sein Name war Nielsen. Fernsehsender lebten und starben durch die von der Nielsen Media Research ermittelten Einschaltquoten. Reporter wurden nicht nach ihrer Kleidung, ihrem Gesicht, ihrer Frisur, ihrer angenehmen Vortragsweise oder den geschickten

Weitere Kostenlose Bücher