Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
fast leer.
Alle paar Minuten schaute Byrne heimlich auf seinen Pager und hoffte, dass es nicht auffiel. Die beiden Mordfälle machten ihm arg zu schaffen, doch der Gedanke, dass ein ganzes Team mit den Ermittlungen beschäftigt war und sie ihn sofort anriefen, sobald es etwas Neues gab, beruhigte ihn ein wenig. Sein Handy hatte er auf Vibration gestellt.
»Wie hat dir der Film gefallen?«, fragte Byrne.
»Cool«, sagte Gabriel.
»Ist cool besser als okay?«
Gabriel grinste. »Mir hat’s gefallen, wie der alte Knacker den Jungen kaltgemacht hat. Das war echt der Hammer.« Er blies mit dem Strohhalm in seine Cola, sodass sie zu blubbern begann. Zwei junge Mädchen setzten sich an den Nebentisch. Gabriel versuchte Blickkontakt herzustellen, ohne die Girls anzuschauen. Byrne erinnerte sich, dass er es in diesem Alter genauso gemacht hatte.
»Du hast mir noch gar nicht erzählt, wie du an den Spitznamen G-Flash gekommen bist«, sagte Byrne.
»Weil ich schnell bin, Mann.«
»Ach ja?«
»Ja. Aber mein Bruder Terrell, der war richtig schnell. Er hat sogar Medaillen gewonnen.« Gabriel faltete das Wachspapier, in das sein Sandwich eingewickelt war, immer wieder zusammen und auseinander. »Ich war noch ein kleiner Junge, fünf oder sechs vielleicht, und wir hatten einen Hund. Einen ziemlich verwahrlosten Köter. Er hieß Bitley.«
Byrne lächelte. »Bitley? Wie kommt ein Hund an einen solchen Namen?«
Gabriel zog eine Schulter hoch. »War nicht meine Idee. Den Namen hatte er wohl schon, als wir ihn bekamen.«
»Verstehe.«
»Jedenfalls, der Hund war sauschnell. Wenn der aus ’ner Tür rauslief, war er schon auf der Hauptstraße, bevor man’s richtig mitbekam. Nach einer Stunde kam er total verdreckt nach Hause. Das war zu der Zeit, als Terrell für die Meisterschaften trainiert hat. Einmal hab ich aus Versehen die Tür aufgelassen, und Bitley schießt wie ’ne Rakete nach draußen. Terrell rennt hinter ihm her und kriegt ihn doch tatsächlich zu fassen. Können Sie sich das vorstellen? Er ist schneller gelaufen als Bitley!« Gabriel trank seine Cola laut schlürfend aus und schwenkte das Glas hin und her, dass die Eiswürfel klirrten.
Byrne hätte dem Jungen gerne Fragen über seinen Bruder und dessen Leben gestellt, hörte aber zuerst einmal zu. Der Junge redete mit ihm, und das war gut.
»Sind die Leute in deiner Wohngruppe religiös?«
»Nee«, sagte Gabriel. »Eigentlich nicht.«
»Und du?«
»Ein bisschen. Genau wie Terrell. Er hat vor jedem Wettkampf zum heiligen Sebastian gebetet, weil der Schutzpatron der Sportler ist.«
Man lernt jeden Tag dazu, dachte Byrne. »Bist du katholisch?«
»Meine richtige Mutter war katholisch«, sagte Gabriel. »Ich weiß nicht, was ich bin. Sind Sie denn katholisch?«
»Ja. Ich habe sogar eine katholische Schule besucht.«
»Gehen Sie in die Kirche?«
Byrne zuckte mit den Schultern. »Nicht so oft, wie ich es gerne tun würde.«
Gabriel lächelte. »Hält Sie etwas davon ab?«
Byrne grinste. Der Junge war ganz schön pfiffig. »Du hast recht. Mich hält nichts davon ab.« Er knüllte das Wachspapier zusammen, das auf dem Tisch lag, und warf es geschickt in einen Abfallbehälter in der Nähe. »Komm, gehen wir.«
»Okay.«
Gabriel hob den Arm, und die beiden schlugen ihre Fäuste gegeneinander.
Sie machten Fortschritte.
Diesmal setzte Byrne Gabriel zu Hause ab. Er parkte vor dem Haus, in dem die Wohngruppe untergebracht war, sodass jeder ihn sehen konnte.
Byrne stieg aus und ging um den Wagen herum. Er wusste, dass er beobachtet wurde. An der Ecke sah er zwei junge Burschen, möglicherweise Drogendealer. Als er Gabriel die Wagentür öffnete, zog einer der Typen ein Handy aus der Tasche und verschwand um die Straßenecke. Das Zivilfahrzeug eines Detectives glich in diesem Viertel einem Streifenwagen, auf dem in großen Buchstaben POLIZEI stand.
Byrne und Gabriel stiegen die Stufen zur Haustür hinauf.
»Ich ruf dich in den nächsten Tagen an«, sagte Byrne zum Abschied. »Okay?«
»Okay.«
Byrne nickte, ging zurück zum Wagen, stieg ein und wartete, bis er sich in den Verkehr einfädeln konnte. Dabei fiel sein Blick auf den Beifahrersitz, auf dem ein kleiner weißer Gegenstand lag.
Byrne musste lächeln. Es war ein aus Papier gefalteter Adler.
*
Als Byrne die Achte Straße erreichte, vibrierte sein Pager. Es war Jessica.
Byrne klappte das Handy auf und wählte ihre Nummer auf einer Kurzwahltaste.
»Was gibt’s?«, fragte er.
»Wir haben die
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