Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
Aufregung. Immer wieder schaute er auf die Webseite des Verlags, weil er auf eine Lesereise hoffte, und seine Mühe wurde belohnt. Er stand vor der Buchhandlung Borders in der South Broad Street in einer Schlange und wartete aufgeregt. Immer wieder erhaschte er einen Blick auf Cooper, der leger in Jeans und Sporthemd gekleidet war. Sein silbergraues Haar leuchtete im Licht der Neonlampen. Shane hatte einstudiert, was er sagen würde, wenn er am Tisch stand, doch anstatt eine geistreiche Bemerkung zu machen, sagte er nur: »Hallo, ich bin ein Fan.«
Cooper lächelte. »Ich habe Ihren Bericht gestern Abend gesehen. Gute Arbeit.«
Shane war sprachlos. Diese Worte sorgten dafür, dass er in den folgenden Wochen auf Wolken schwebte.
Besonders begeisterten ihn die Aussprache und Ausdrucksweise des Journalisten. Shane hatte bei zwei Sprachtrainern und einem Schauspiellehrer Unterricht genommen und versucht, sich die perfekte Fernsehstimme anzueignen. Diese Sprachnorm für die Fernsehberichterstattung war eine Mischung aus der Aussprache der Oberschicht, der Bewohner Neuenglands und der von Hausfrauen aus dem mittleren Westen. Eine gehobene Sprache, nannten sie einige, bei der jede Silbe deutlich artikuliert wurde.
Es hieß nicht Kaffe , sondern Kaffee .
Shane hatte Tausende von Stunden damit verbracht, Zeitungsartikel laut zu lesen, um sich eine Aussprache anzueignen, die nicht die kleinste Spur eines Akzents aufwies.
Doch so gut er auch sein mochte, es rückte immer wieder jemand Jüngeres nach, und meistens eine Frau. Shanes neue Bedrohung hieß Dawn Reilly. Die kleine, forsche Sechsundzwanzigjährige war das neue Gesicht. Noch besser traf es vielleicht, von den neuen Titten zu sprechen. Durch ihren Wechsel vom CBS-Fernsehstudio in Cleveland (momentan auf Platz 18) ins Studio nach Philadelphia war ihr ein großer Karrieresprung geglückt.
Von dem Augenblick an, als sie und Shane sich das erste Mal begegneten, flogen die Fetzen zwischen ihnen. Dawn war genauso ehrgeizig wie Shane, aber sie hatte Pfeile im Köcher, über die Shane nicht verfügte. Obwohl er es nicht beweisen konnte – bisher jedenfalls nicht –, wusste er, dass sie mit dem offenbar nicht allzu glücklich verheirateten Nachrichtendirektor ins Bett ging und deshalb diesen tollen Job bekommen hatte.
Zweimal war Shane ihr freitagabends zu den Klubs gefolgt, und zweimal hatte er ihren Müll durchwühlt, konnte aber nichts Handfestes entdecken.
Nichts, was er benutzen konnte.
Bis jetzt.
*
Shane schaute sich das Filmmaterial an, das sie vor der St. Damian Church aufgenommen hatten. Der Ort ähnelte dem Schauplatz eines Horrorfilms. Cyns Aufnahmen aus der Froschperspektive zeigten im Hintergrund die Kirchturmspitze und dunkle Wolken, die über den Himmel zogen.
Letzte Nacht habe ich geträumt, dass ich nach Manderley zurückgekehrt bin.
Shane musste lachten. Er liebte alte Filme, vor allem von Hitchcock und besonders Rebecca . Diesen Film hatte er sich mindestens zehnmal mit seiner Mutter angeschaut. Shane träumte oft davon, eines Tages, wenn er nach seiner Tätigkeit bei CNN mit einem Schrank voller Emmys in den Ruhestand trat, einen Thriller zu schreiben.
Er kehrte in die Gegenwart zurück und wandte sich dem kurzen Artikel zu, der heute Morgen im Inquirer erschienen war. Sein Blick glitt über die Zeilen. Shane glaubte schon längst nicht mehr, dass es den Tatsachen entsprach, was er las. Heutzutage ging es in den Medien nicht mehr um akkurate Berichterstattung, sondern darum, als Erster zu berichten. Alles entsprach den Tatsachen, bis das Gegenteil behauptet wurde. Dann wurde ein Widerruf nebst Entschuldigung veröffentlicht, und das Leben ging weiter.
Shane spürte, dass jemand in seiner Nähe war, und drehte sich um. Cyn stand hinter ihm. Er zeigte auf das Display.
»Das ist großartig, Cyn.«
»Ich weiß«, sagte sie. »Ich spendiere dir heute Mittag trotzdem nichts zu essen.«
»Diese Kirche wurde aufgegeben?«
Wie alle anderen Sender in der Stadt hatten auch sie versucht, in die Kirche zu gelangen, waren aber verjagt worden. Schließlich handelte es sich um einen Tatort, an dem die Ermittler mit der Spurensicherung beschäftigt waren.
»Aufgegeben? Nein«, sagte Cyn. »Ich glaube nicht, dass die Erzdiözese ein Gebäude einfach sich selbst überlässt, wenn sie es nicht verkauft. Diese Kirche wurde geschlossen und die Gemeinde mit einer anderen zusammengelegt.«
Dreimal hatte Shane bei der Erzdiözese angerufen, und jedes Mal hatte
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