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Der Teufel in Frankreich

Der Teufel in Frankreich

Titel: Der Teufel in Frankreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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dreitausend Kamera- den zu vertreten in einer sehr wichtigen Sache. Ich finde, mein Französisch ist dieser Situation nicht gewachsen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir gestatten wollten, einen meiner Kameraden zuzuziehen.« – »Schön«, erwiderte der Kapitän. »Wen wünschen Sie?« Ich überlegte rasch und entschied mich für Herrn S., einen älteren, vorsichtigen Mann. Der wurde gerufen.
    Minuten vergingen, ehe er kam. Unangenehme Minuten. Alle schwiegen. Die Offiziere saßen da. Ich stand, unbequem, wahrscheinlich nicht sehr repräsentativ, vor dem kleinen, häßlichen Schreibtisch, dem Kapitän gegenüber.
    Dann kam Herr S. Der Kapitän wiederholte: »Was wünschen Sie?« Und jetzt sprach ich. Ich setzte die Ge fahr auseinander, in der wir schwebten. Viele von uns wurden von den Nazis gesucht und verfolgt, einige waren zum Tod verurteilt, manche wurden immer wieder in den Zeitungen und in den Radioreden der Nazis als Feinde erster Ordnung hingestellt. Wir waren verloren, wenn wir den Nazis in die Hände fielen. Wir hätten uns vielleicht retten können oder könnten uns noch retten, wenn wir nicht hilflos hier im Lager sitzen müßten, dazu verurteilt, untätig zu warten. Ich sprach sachlich, aber ich wies darauf hin, daß diejenigen, die uns in diese Lage gebracht, die Pflicht hätten, uns daraus zu befreien.
    Kaum war ich zu Ende, begann der behutsame Herr S. zu sprechen. Er milderte, er erklärte geschmeidig, wir nähmen selbstverständlich an, daß das den Herren im Generalstab alles bekannt sei, und wir zweifelten auch nicht, daß Maßnahmen zu unserer Rettung getroffen seien. Allein um die sicherlich begreifliche Sorge unserer Kameraden zu zerstreuen, wären wir dem Kapitän verbunden, wenn er uns eine tröstliche Botschaft für sie mitgeben könnte.
    »Was meinen Sie denn, was ich tun soll?« fragte leicht gereizt der Kapitän. Man könnte, erwiderte ich, uns zum Beispiel unsere Papiere und unser Geld zurückgeben, so daß wir im äußersten Fall unser Heil auf eigene Faust zu versuchen imstande seien. »Das könnte Ihnen so passen«, meinte der Kapitän. »Daß mir dann das halbe Lager durchgeht. Daß noch tausend Menschen mehr sich hier ziellos in der Gegend herumtreiben und Transport- und Lebensmittelversorgung erschweren. Ich kann Ihnen eine tröstliche Versicherung geben. Ich habe natürlich Weisung für den Fall ernsthafter Gefahr. Sagen Sie das Ihren Kameraden und suchen Sie sie zu beruhigen.«
    Das war ein vager Bescheid. Wenn wir damit zurückkommen, so wird das alles eher als beruhigend wirken. Wir standen unschlüssig und suchten nach Worten. Der Kapitän selber merkte, daß sein Bescheid hohl klang. »Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort als Offizier«, sagte er, »es ist Vorsorge getroffen, euch zu retten. Ihr werdet zur rechten Zeit abtransportiert. Aber das ist nicht so einfach, wie Sie es sich wahrscheinlich vorstellen. Das rollende Material wird bis zum letzten Wagen benötigt. Die Geleise sind verstopft. Auch müssen wir erst feststellen, wieviel Mann für den Abtransport überhaupt in Frage kommen. Wir müssen doch erst sichten, wer wirklich in Gefahr ist und wer nicht. Das erfordert seine Zeit.«
    Wir erschraken. Eine neue Sichtung. Nein, das durften wir nicht geschehen lassen. Mit einer solchen Sichtung, der berühmten Triage, waren wir zur Genüge genarrt worden. Die Triage hatte uns in die Situation gebracht, in der wir jetzt saßen. Wenn wir nun von neuem, bevor etwas geschah, das Sieb der französischen Bürokratie zu passieren hatten, dann waren wir verloren. Wenn ganz Frankreich längst von den Nazis besetzt ist, wird man sich über die Kriterien der Siebung noch immer nicht geeinigt haben.
    Ich sagte: »Verzeihen Sie, Herr Kapitän, gibt es nicht ein einfaches Mittel, festzustellen, wer in Gefahr ist und wer nicht? Wer sich vor den Nazis sicher fühlt, wird sich kaum den Strapazen eines Transportes ins Ungewisse aussetzen. Wir sind uns klar darüber, daß ein solcher Transport unter den Umständen von heute alles eher als angenehm sein wird. Wer sich vor den Nazis sicher fühlt, wird es bestimmt vorziehen, hier in Les Milles zu bleiben und hier ihre Ankunft abzuwarten. Bitte, Herr Kapitän, lassen Sie doch einfach durch Umfrage feststellen, wer bleiben will und wer Gewicht darauf legt, abtransportiert zu werden.«
    Der Kapitän zögerte, doch schien ihm meine Argumentation einzuleuchten. »Ich werde es mir überlegen«, versprach er.
    Unsere Worte hatten Eindruck auf den

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