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Der Teufel in Frankreich

Der Teufel in Frankreich

Titel: Der Teufel in Frankreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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steinigem Weg. Blaue Berge, viel Gehölz, viele Steineichen. Täler, Bäche, Heideland, alles unfruchtbar, Schluchten und ein Fluß und darüber ein sehr heller Himmel. Es ging immer bergauf, in großen, langsamen Kehren. Ich schaute zurück auf unsere Wiese. Die war übersät mit Gepäckstücken jeder Art. Die meisten hatten einfach ihre Sachen zurückgelassen. So hatte auch ich es getan.
    Niemand beeilte sich. Ein Sergeant, ein paar Wachsoldaten drängten, ohne Ernst. Das Ganze war eher ein Spaziergang, wir hatten ihn verdient nach der bösen Fahrt. Vielleicht kamen wir wiederum in ein Gebäude wie die Ziegelei von Les Milles. So kosteten wir diesen Spaziergang unter freiem Himmel noch nach Kräften aus und blieben oft stehen, um zu verschnaufen und den schönen Ausblick zu genießen.
    Der Weg dehnte sich. Jetzt folgte er ein paar hundert Meter der Landstraße. Sie war leer, es gab nur wenig Autos, es fehlte an Benzin. Einmal überholte uns ein dicht besetzter Autobus, er trug die Aufschrift: »Nîmes–Uzès«.
    Wir stiegen nun bereits an die zwei Stunden. Ich entdeckte einen Steig, der zunächst in eine Wiesensenkung hinunterführte, um später steil hochkletternd die Chaussee wieder zu erreichen. Ich schlug den Steig ein. Unten war ein kleiner Bach und viele gelbe, hohe Blumen. Ich hockte auf einem Stein nieder. Ich war allein. Seit vielen Wochen war es das erste Mal, daß ich allein war, und noch dazu auf einer weiten Wiese unter einem blauen Himmel. Überall ringsum war welliges Land, überall blaue, verdämmernde Berge, reinste Luft.
    Ich war viele Wochen eingesperrt gewesen, jetzt saß ich in der schönen Freiheit. Ich sah die Berge und den Himmel und die Wiese, das kleine Wasser floß zu meinen Füßen, ich weiß nicht, ob ich eine kurze oder eine lange Weile so saß, aber es war eine gute Zeit, das weiß ich.
    Dann stieg ich langsam wieder hinauf zur Landstraße. Der Aufstieg war nicht beschwerlich, doch auch nicht ganz mühelos, und als ich an der Straße anlangte, setzte ich mich von neuem auf einen Meilenstein und rastete.
    Militär-Camions kamen vorbei. Sie trugen unser Gepäck. Der barsche Offizier hatte nicht nur das auf der Wiese verstreute Gepäck einsammeln lassen, die Camions hatten Auftrag, auch das Zeug derjenigen, die es selber schleppten, aufzunehmen. Obendrein hatte einer von uns in der Stadt zwei oder drei Leiterwagen aufgetrieben, auf denen man Plätze haben konnte. Den Rest unseres Weges fuhr ich.
    Wir gelangten, nachdem wir insgesamt fünfzehn Meilen mochten zurückgelegt haben, an ein altes Ziertor. Darauf stand in verwitterten Lettern: »San Nicola«. Durch dieses Tor ging es in einen Gutshof, der seit längerer Zeit aufgelassen schien.
    Dieser Gutshof und seine Umgebung war offenbar zu unserer neuen Wohnstätte bestimmt. Ein Herrenhaus war da und einige kleine Ökonomiegebäude, alles altmodisch, primitiv, doch hübsch anzusehen. Die Offiziere und Wachmannschaften werden wohl im Haus und in den Ökonomiegebäuden untergebracht werden. Was aber wird aus uns?
    Für uns war nichts da als freies Gelände, eine weite, mit Maulbeerbäumen bestandene Wiese und ringsum Gehölz und wieder Grasland, das Ganze sehr lieblich gelegen, doch zur Unterbringung vieler Menschen schwerlich geeignet. Wir litten nach dem langen Fußmarsch stark unter Durst. Die vorhandenen Brunnen gaben zweifelhaftes Wasser her für etwa zwanzig Leute, bestimmt nicht für zweitausend. Vorläufig waren wir auf die Maulbeeren angewiesen.
    Immer mehr Nachzügler kamen. Schon auch hatten Leute aus der Stadt ihren Weg zu uns herauf gefunden. Sie boten Zigaretten an, Schokolade, Bonbons. Alles sehr teuer. Sie begründeten ihre hohen Preise mit dem langen, mühseligen Weg. Die Fahrt von der Stadt Nîmes hier herauf, erklärten sie, sei sehr umständlich. Unterwegs gebe es nichts, auch kein Wasser; alles müsse aus der Stadt heraufgeschafft werden. Dabei leide die Stadt Nîmes selber unter Mangel, sie sei voll von französischen, belgischen, holländischen Flüchtlingen, ihre Einwohnerschaft sei auf das Dreifache angeschwollen. Wir schauten uns an, besorgt. Die Bedürfnisse all dieser Flüchtlinge gehen den unsern voran: wer wird sich um uns kümmern? Doch wir schüttelten unsere Befürchtungen ab. Es war schöner Frühsommer und freier Himmel über uns. Es war zehnmal besser als in der Zie gelei von Les Milles, hundertmal besser als in dem verdammten Zug.
    Und da kamen ja auch schon die ersten Wagen mit den Dingen, die uns die

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