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Der Teufel in Frankreich

Der Teufel in Frankreich

Titel: Der Teufel in Frankreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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und französische Kinder hatte. Er wird den Zug verlassen, sobald wir in Nîmes ankommen, wird nach Hause gehen, sich seiner Frau, seiner Kinder erfreuen, er wird in einem Bett schlafen, noch dazu in seinem eigenen, er wird gut essen, guten Wein trinken. Er war völlig aus dem Häuschen. Er schlug uns auf die Schultern, umarmte uns, lärmte, sang, lud uns ein, so viele wie wollten, mit ihm zu kommen, seine Heimkehr zu feiern.
    Der Abend fiel ein, die Sonne ging glorreich unter. Wir fuhren nicht nach der Station, unser Zug wurde um die Stadt Nîmes herumgeleitet und hielt schließlich auf einem Nebengeleise, ein paar Kilometer vor der Stadt. Es wurde uns bedeutet, dies sei das Endziel unseres Zuges; morgen würden wir ausgeladen werden.
    Da hatten wir also diese qualvolle, grauenvolle Reise gemacht, da hatten wir diese bösen Nächte durchgestanden, im Wortsinn durchgestanden, um jetzt wieder ungefähr in der gleichen Gegend zu landen, von der wir ausgefahren waren.
    Unser Zug hielt inmitten einer großen, mit Steinen übersäten Wiese. Man sagte uns, wer wolle, könne den Zug verlassen und auf der Wiese schlafen. Der Tag war heiß gewesen, aber wie häufig im südlichen Frankreich wurde es mit Beginn der Nacht sehr kalt. Trotzdem kletterten viele aus dem Zug und suchten sich einen Platz auf der Wiese, in der scharfen Kälte. In den Waggons entstand dadurch, daß viele auf der Wiese schliefen, Platz zur Genüge, so daß man sitzen, ja liegen konnte.
    Ein großer Bauernhof war in der Nähe, es gab Wasser, Milch, auch etwas Wein. Wir streckten uns aus, die in dem Wagen und die auf der Wiese. Lang, dunkel, schäbig stand der Zug da. Aber dies war die letzte Nacht in ihm und um ihn, morgen werden wir ihn nicht mehr sehen.
    Ich hatte mir die Wiese gewählt, auf ihr zu schlafen. Ich räkelte mich, dehnte mich, wickelte mich fester in meine Decke. Zu meinen Häupten war der besternte Himmel. Glücklich schlief ich ein.

    Die Zelte
    Wie schön sind deine Zelte, Jakob,
    Und deine Wohnungen, Israel.
    von Nîmes

    Am nächsten Morgen mußten wir früh aufstehen und in der alten Einteilung, Deutsche, Österreicher, Fremdenlegionäre, antreten.
    Dann warteten wir wieder einmal. Es war das übliche, endlose Gewarte, und wir fragten uns, warum man das Wecksignal so früh geblasen hatte. Im übrigen war diesmal das Warten nicht einmal so schlimm. Man hatte viel Schlaf nachzuholen, viele streckten sich denn auch aus und schliefen in der guten, höher steigenden Sonne, die andern hockten und dösten. Der Himmel war hell, die Luft rein, sehr würzig. Sanfte blaue Berge hoben sich im Umkreis. Der Zug freilich, jener gespenstige Zug, der uns diese schlimme Ewigkeit hindurch beherbergt hatte, stand noch immer da. Aber siehe, jetzt ratterte auch er fort. Mit einem tiefen Aufatmen sahen wir, wie er um die Kurve bog, entschwand. Mit ihm glitt von uns fort die Bitterkeit der scheußlichsten Fahrt unseres Lebens.
    Wohin wir gebracht werden würden, wußten wir nicht. In der Umgebung der Stadt Nîmes kamen für Lagerzwecke zwei oder drei Örtlichkeiten in Frage. Alles deutete darauf hin, daß ein längerer Fußmarsch vor uns lag. Der Marsch als solcher schreckte uns nicht; was aber sollte mit dem Gepäck werden? Es wird mühsam sein, es hinauf in die Berge zu schleppen.
    Einige ältere Herren machten sich an den Kapitän heran. Der war ein Neuer; unsere alten Wachmannschaften, Offiziere und Soldaten, waren mit dem Zug davongefahren. Der neue Kapitän erklärte barsch, Wagen stünden nur für das Gepäck der Kranken zur Verfügung, die Gesunden sollten ihre Bagage gefälligst selber schleppen. Die älteren Herren murrten. Sie hatten den Rest ihrer Habe durch all die Schrecken dieser Fahrt gerettet, sie wollten ihn nicht verlieren. Die Strapazen des Zuges hatten sie tapfer ertragen, jetzt, bei diesem geringfügigen Anlaß, begehrten sie auf. Erregt und finster eröffneten sie dem Offizier, sie seien alte Männer und einfach nicht mehr imstande, ihr Zeug die Berge hinaufzuschleppen. Der Offizier antwortete grob, dann müßten sie eben darauf verzichten. Vor sich hin murrte er, die Militärbehörde habe zur Zeit andere Sorgen als die Unterwäsche einiger Boches.
    Dann marschierten die ersten Gruppen ab. Das heißt, sie marschierten nicht, sondern noch auf der Wiese lösten sie sich auf, und ein jeder ging, wie er konnte und wollte. Durcheinandergemischt, Wachsoldaten, Sergeanten, Internierte, zogen wir dahin durch die schöne Landschaft, auf

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