Der Teufel in uns - Mord in Bonn
„Wissen Sie, mir wär’s am liebsten, wenn Sie jetzt gehen. Ich hab furchtbare Kopfschmerzen, wir können ja einen neuen Termin ausmachen.“
Die Kommissarin erhob sich ebenfalls und lächelte freundlich. „Aber sicher, das ist kein Problem. Ich komme gerne noch mal wieder.“
Liselotte nickte und bewegte sich demonstrativ humpelnd ins Wohnzimmer. Sie hörte, wie die Frau ihr folgte und sogar die Terrassentür zumachte. Das gefiel Liselotte nicht. Sie drehte sich um und sah, wie die Frau Handschuhe aus ihrer Tasche nahm und anzog. Das gefiel ihr erst recht nicht.
„Was –“
„Hören Sie mir jetzt genau zu, Frau Degen!“ Der Ton ein Zischen, das Gesicht unbewegt, die Augen kalt. „Ich habe gesehen, wie Sie Geld von der Bank abgehoben haben! Sagen Sie mir, wo es ist, dann gehe ich, und Ihnen wird nichts passieren!“
Liselottes Herz begann zu hämmern, sie brachte keinen klaren Gedanken zustande. Das einzige, was sie fassungslos von sich geben konnte, war: „Was sind Sie für ein böser Mensch!“ Dann fühlte sie auch schon die Hände der Frau an ihrem Hals. Sie drückten zu.
„Sag mir, wo du das Geld versteckt hast, du alte, scheinheilige Kuh!“, fauchte die Frau, und ihr Gesicht wurde zur wütenden Grimasse.
Jetzt begann Liselottes Herz Sprünge zu machen. Unregelmäßige, irgendwie zittrige Sprünge, die Liselotte in grenzenlose Panik versetzten. Sie versuchte, nach den Händen der Frau zu greifen, sie riss den Mund auf, um nach Luft zu ringen, doch plötzlich fuhr ein Stich durch ihren linken Arm, ihr Herz krampfte sich grässlich und schmerzhaft zusammen, Todesangst, und dann –
*
Bonn-Bad Godesberg - 18.15 Uhr
Diesmal hatte Holger vorgesorgt. Gut ein Promille hatte er schon getankt, als er mit Fiona am Versammlungsort ankam, einem Lokal in Godesberg.
Der normale Speiseraum war schon einfach eingerichtet, aber der Saal, den man durch einen Gang, der nach Toiletten roch, erreichte, war so gut wie dekorationslos. Keine Bilder an den Wänden, keine Pflanzen vor den Fenstern, dafür aber bräunliche Verfärbungen in den oberen Ecken.
Holger bemerkte, wie die magere Tabea bei diesem Anblick gleich das Gesicht verzog, als habe man sie in eine Jauchegrube gestoßen. Andererseits fand er die Kahlheit des Raums nicht unpraktisch, machte sie doch das Anbringen von Kameras und Wanzen schwieriger.
Holger suchte sich einen Platz mit freiem Blick, Rückendeckung und guten Fluchtmöglichkeiten und beobachtete die Leute aus seiner Gemeinde, wie sie eintrudelten, sich begrüßten und Plätze suchten. Als aber sein Blick auf Ramona fiel, verabschiedete sich seine Entspanntheit, und alles, was am Vormittag passiert war, kam wieder hoch. Das lag daran, dass diese Frau, diese Ramona, ihn äußerlich extrem an seine Chefin erinnerte: klein, etwas pummelig, bleiche Haut und helle, kurze Naturlocken. Keine Schminke störte die Unscheinbarkeit...und die Augen, diese wasserblauen Augen!
Immer, wenn er Ramona über den Weg lief, erschrak er und dachte: Verdammt, was macht die Chefin hier?!
Und manchmal war er sogar überzeugt, dass die Chefin es wirklich war, dass sie sich verkleidet hatte, dass sie heimlich ein Doppelleben führte, dieses Luder! Weil sie ihn ständig unter Beobachtung halten wollte!
Holger lockerte die Krawatte. Am Morgen war die Chefin in sein Büro gekommen, hatte ihn festgenagelt mit ihrem hellblauen Blick, hatte die Stirn gefurcht, und in ihren schrecklich schwarzen Pupillen flammte für den Bruchteil einer Sekunde ein winziges Feuer auf, während sie Holger drohte: „Herr Zorn, wenn Sie sich nicht bald wegen Ihrer ,Krankheit‘ in Behandlung begeben, dann gibt es nicht nur die nächste Abmahnung, sondern dann mache ich Ihnen persönlich die Hölle heiß!“
Wenn das nicht der Teufel gewesen war, der aus dieser Frau gesprochen hatte!
*
Gottfried hatte es geschafft, einen Platz neben Tina zu ergattern. Natürlich nahm sie ihn kaum wahr, weil gerade Jonas den großen Raum betrat und ihr zulächelte. Nein, so ging das nicht weiter! Gottvertrauen hin oder her! Der Spruch hieß schließlich: ,Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!‘ und nicht: ,Sitze herum, bis du alle Gelegenheiten verpasst hast!‘
Geduldig wartete er, bis Jonas die Leute in seiner Nähe (inklusive Tina) begrüßt hatte und sich dann zwei Neuzugängen widmete. Dann sprach Gottfried Tina mit möglichst neutraler Stimme an.
„Hallo Tina, wie geht’s dir?“
Sie wandte sich Gottfried zu, Verwunderung in den
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