Der Teufel in uns - Mord in Bonn
Luftaufnahmen von Haus und Grundstück.
Oben gab es ein Bad, ein Zimmer mit Schreibtisch, Sofa und Schrank, sowie ein Schlafzimmer, das auch durchsucht worden war. Kleidungsstücke, Schmuck, Kleinkram, Zeitschriften und ein paar Tablettenschachteln häuften sich auf dem Boden. Da die anderen Zimmer unberührt aussahen, hatte der Täter wohl im Schlafzimmer das gefunden, was er hatte haben wollen.
Sascha ließ alles so, wie es war, und trabte wieder nach unten. Im Flur rief ihm der draußen stehende Kollege durch die halb offen stehende Haustür zu: „Hier ist ein Nachbar, der möchte mit euch sprechen, weil er was gesehen hat!“
„Ok, ich komme raus.“
Auf der Straße standen ein paar Leute, die neugierig guckten und miteinander tuschelten.
„Ist Frau Degen was passiert?“, begrüßte ihn ein mittelgroßer, drahtiger Mann um die Sechzig, der (was Sascha schon lange nicht mehr hatte sehen dürfen) ein paar lange Strähnen seines noch dunklen Haupthaares quer über seine Halbglatze drapiert hatte.
„Ja, Frau Degen ist leider verstorben“, antwortete Sascha. „Wer sind Sie, und warum fragen Sie?“
„Ich heiße Kraus und wohne direkt nebenan. Sie ist ermordet worden, nicht wahr?“
Sascha schaute zu den Leuten auf der Straße hinüber, die natürlich jedes Wort mitbekommen hatten und auf einmal auffallend still geworden waren.
„Kommen Sie bitte rein.“ Sascha trat zur Seite, während ihm einfiel, dass sich sein Block, der Stift und natürlich auch sein Handy in seinen Jackentaschen befanden. Die Jacke lag im Auto. Nein, er war definitiv nicht bei der Sache. Schnell holte er die Jacke und schrieb auf, was Herr Kraus mit der 50er-Jahre-Frisur auszusagen hatte.
Dass er nämlich, bevor er gestern am späteren Nachmittag mit Rasenmähen angefangen hatte, Stimmen auf Frau Degens Terrasse gehört und kurz durch die Hecke gelugt habe. Andreas, der sich zu ihnen gesellt hatte, warf Sascha einen Blick zu.
Kraus fuhr fort. „Ich habe doch ihren Kindern versprochen, mich ein bisschen um die alte Dame zu kümmern...und die Frau, die auf der Terrasse saß, hab ich noch nie bei ihr gesehen. Und ob Sie’s mir glauben oder nicht, die Frau kam mir verdächtig vor! Es war ja ziemlich warm gestern, aber die saß da im langen Mantel, bis zum Kinn zugeknöpft! Und dann diese komische rote Brille und die pechschwarzen Haare, das war garantiert eine Perücke!“
Sascha notierte diese Beschreibung und ließ sich die Adresse von Frau Degens Kindern geben.
„Herr Kraus, Sie haben nicht mitbekommen, wann die Frau das Haus verlassen hat?“, fragte Andreas.
„Nein, ich war ja mit Rasenmähen beschäftigt. Als ich fertig war, war niemand mehr draußen, und die Terrassentür war auch zu. Mein Gott, wenn ich geahnt hätte, was da vor sich geht...“
Andreas bedankte sich, komplimentierte den Mann hinaus und trug Sascha gerade auf, mit den anderen Nachbarn zu reden, als dessen Handy sich meldete.
„Das ist Annika“, informierte er Andreas. „Ja, Schatz?“
„Ich glaube, es ist so weit“, keuchte Annika ins Telefon, „ich hab eindeutig Wehen!“
„Ist gut, ich bin schon unterwegs! Wenn du’s nicht mehr aushältst, ruf einen Krankenwagen!“ Sascha steckte sein Handy ein. „Tut mir leid, ich muss weg. Sag doch Manfred und Petra Bescheid, die sind sowieso an dem Fall dran.“
„Ja, mache ich. Sascha, kannst du jetzt wirklich fahren, ohne eine Spur der Verwüstung durch Bonn zu ziehen?“
„Ich versuche es, bis dann.“
Sascha stürmte nach draußen, sprang ins Auto, musste wenden, weil er geradeaus nicht weiterkam, hätte fast den Streifenwagen gerammt und blieb kurz stehen. Jetzt beruhige dich...oder willst du, dass dein Sohn noch vor der Geburt den Vater verliert?!
Er bekam sich tatsächlich halbwegs unter Kontrolle, konzentrierte sich auf den Verkehr und fuhr für seine Verhältnisse recht defensiv. Er verkniff sich jedes riskante Überholmanöver, hielt sich an fast alle Geschwindigkeitsbeschränkungen und kam heil, wenn auch mit erhöhtem Puls, zu Hause an.
Dort erwartete ihn eine gereizte Annika, deren Wehentätigkeit sich bereits wieder verflüchtigt hatte. Sie saß schweißgebadet auf dem Sofa und schaute Sascha leidend entgegen. „Ich bin schon fast eine Woche über dem Termin! Ich halte das nicht mehr aus! Ich will zum Arzt, der soll nachsehen, ob alles in Ordnung ist!“
Ihr Ton duldete kein Nein. „Gut, fahren wir. Musst du vorher noch mal aufs Klo?“
Zehn Minuten später waren sie auf
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