Der Teufel in uns - Mord in Bonn
Aussage noch einmal an. „Der Mann ist also auch in der Freien Gemeinde Glaube, Glück und Gerechtigkeit.“
„So ist es. Such mir doch bitte Heinemanns Nummer raus, damit ich ihn samt seiner Freundin hierher zitieren kann. Und den Valoschek gleich dazu, vielleicht kriegen wir auf die Weise mehr über die Sekte raus.“
Andreas rief an, und Yvette Glaser betonte mehrfach, ihr Mann sei um diese Zeit selbstverständlich auf der Arbeit. Andreas ließ sich seine Handynummer geben und verabredete sich mit ihm und seiner Lebensgefährtin für 17.15 Uhr im Polizeipräsidium. Mit Müh und Not bekam er auch Jakob Valoschek dazu, sich zum selben Zeitpunkt einzufinden.
Anschließend gingen Sascha und Andreas zum zweiten Mal ihre Kundenkartei nach Raubmördern und religiös motivierten Mördern durch, bis gegen 10.30 Uhr Andreas’ Telefon klingelte. Die Zentrale informierte ihn, dass es anscheinend einen zweiten Raubmord an einer älteren Frau in der Bonner Südstadt gegeben habe. Die Putzfrau habe die Tote gefunden und vor fünf Minuten angerufen.
Andreas gab es an Sascha weiter, der froh zu sein schien, den Schreibtisch verlassen zu können.
„Ich hätte nicht übel Lust, mein Handy versehentlich hier irgendwo liegen zu lassen“, brummte er.
Andreas verstand erst nicht, was er meinte, doch dann riet er ihm: „Tu das lieber nicht. Wenn du die Geburt verpasst, wirst du dir das nie verzeihen. Und Annika erst recht nicht.“
Sascha murmelte daraufhin etwas, das klang wie: „Ich weiß gar nicht, ob ich bei der Geburt dabei sein will“, aber schon waren sie, inklusive Handy, auf dem Weg nach unten und traten aus dem Gebäude auf den Parkplatz.
Die Sonne schien, kleine weiße Wolken trieben friedlich über den Himmel, und Andreas zog seine Jacke aus. Im Auto war es schon unangenehm warm.
Auf der Südbrücke fragte Andreas: „In welchem Krankenhaus habt ihr euch denn angemeldet?“
„Wir kommen gleich dran vorbei.“
„Habt ihr euch auch genau informiert? Ich hab da kürzlich in einem Buch gelesen, dass es lebensgefährlich ist, ins Krankenhaus zu gehen.“
„Mag sein. Aber Annika wollte keine Hausgeburt, und ich auch nicht. Das Krankenhaus ist uns von mehreren Leuten empfohlen worden.“
„Na dann. Ich will ja auch nicht alles schwarz malen -“
„Das tust du aber!“, fiel Sascha ihm ins Wort und bog mit quietschenden Reifen auf die Friedrich-Ebert-Allee ab.
Andreas sagte gar nichts mehr, während Sascha Richtung Poppelsdorf raste.
Gegen elf Uhr kamen sie in der Königsstraße an. Feine Gegend, gepflegte Häuser aus der Jahrhundertwende, alte Bäume, die Fahrbahnen zugeparkt bis an die Schmerzgrenze. Der bereits vor Ort befindliche Streifenwagen blockierte die Straße zusätzlich.
„Hier kommt ja keiner mehr durch! Wir sollten eine Umleitung organisieren“, meinte Andreas mehr zu sich selbst, während Sascha das Auto einfach hinter dem Streifenwagen abstellte.
*
Sascha merkte, dass er nicht ganz bei der Sache war. War das ein Wunder?
Er stieg aus, nickte dem Kollegen an der Haustür zu, sah sich kurz das Haus an (alt, hohe Fenster, kleiner Steinbalkon, Stuckverzierungen, grau, lange nicht gestrichen) und ging hinein. Aus einem Zimmer rechts war eine laute, aufgeregte, weibliche Stimme zu hören, mit russischem Akzent. Vermutlich die Putzfrau.
Sascha trat in eine sehr aufgeräumte Küche, in der eine Frau in mittleren Jahren am Tisch saß. Ein uniformierter Kollege stand neben ihr und versuchte, sie zu beruhigen.
Andreas, der ihm auf dem Fuß folgte, kam herein, stellte sich und Sascha vor und erfuhr, dass die Frau ,Müller‘ hieß, um zehn Uhr zum Putzen hergekommen war, mehrfach geklingelt und schließlich den Ersatzschlüssel benutzt hatte, den Frau Degen (so hieß die Tote) ihr anvertraut hatte.
„Ich sie gefunden in Wohnzimmer, auf Teppich“, klagte Frau Müller. „Und alles durcheinander.“
„Gut, wir sehen uns das mal an. Bleiben Sie bitte hier“, wies Andreas die Frau an und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer, dessen Eingang sich am Ende des Flurs neben der Treppe befand.
Dort lag eine ältere, weißhaarige Frau auf dem Boden, mitten im Raum, Mund und Augen halb offen. Im Raum herrschte Chaos. Alle Schränke waren durchwühlt worden, der Inhalt lag überall verstreut.
„Sieh dich doch mal in den oberen Räumen um. Ich sag Peer Bescheid.“
Sascha stieg die Treppe hinauf, ganz am Rand und ohne das Geländer anzufassen, um keine Spuren zu vernichten. An der Wand hingen
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