Der Teufel in uns - Mord in Bonn
fortan alle Alkoholiker.
Benjamin trank einen Schluck Wasser und hörte wieder Jonas zu, der gerade Gott für alles Mögliche dankte. Im Lauf der Zeit hatte auch Benjamin gelernt, wie gut es tat, sich zu bedanken. Ja, er bedankte sich sogar für die Begegnung mit wirklich schlimmen Menschen. Denn immerhin waren sie so etwas wie ein Auftrag für ihn – an ihnen konnte er sich beweisen.
Plötzlich merkte er, dass sein Blick wieder an diesem Arthur hängen blieb. Er konnte den Typ nicht einordnen. Aber je länger er ihn beobachtete, desto klarer wurde ihm, dass der Mann eine Brille mit Fensterglas trug, und dass er etwas zu verbergen hatte. War er vielleicht vom BND? Sollte er die Gruppe ausspionieren? Oder von der Polizei? Als Benjamins persönlicher Beschatter? Oder waren sie eher hinter Jakob her, der wie wild Spiralen auf seinen Bierdeckel kritzelte?
Das war alles nicht gut. Benjamins linkes Ohr begann zu jucken. Unauffällig – wie er hoffte – bohrte er mit dem linken, kleinen Finger im Gehörgang herum, bis sein Blick auf Gottfried fiel, der zu ihm herübersah, mit einem eigenartigen Ausdruck im Gesicht.
Der Kerl konnte einen mit seinen schwarzen Augen anstarren, dass einem angst und bange wurde.
*
Bonn, Altstadt - 19.00 Uhr
Andreas traf sich mit Udo Philipp in einer Kneipe im Norden Bonns. Da die paar Tische vor der Tür bereits alle mit Rauchern besetzt waren, suchten sie sich ein Plätzchen im Innern des Lokals. Sie bestellten sich ein Bier und Käseschnittchen, und Andreas erzählte Udo ausführlich, wie er den Tag damit verbracht hatte, seine Mutter zum Essen einzuladen und mit ihr Altersheime zu besichtigen.
„Ich sage dir, die Frau ist mit nichts zufrieden! Wahrscheinlich stirbt meine Oma, bevor wir was Passendes gefunden haben!“
Udo hatte sein Käsebrot auf die Hand genommen. „Andererseits siehst du jetzt mal, worauf es in Altenheimen ankommt, wenn’s mal bei dir so weit ist.“
„Um Himmelswillen! Ich hoffe doch, ich werde vorher im Dienst erschossen!“
Udo schüttelte kauend den Kopf. „Unsinn! Wir sterben alle an der Grippe!“
„Komisch. Jetzt, wo du’s sagst: Ich hab dieses Frühjahr noch gar nichts von einer Grippe-Epidemie gehört.“
Udo trank einen Schluck Bier, stellte sein Glas ab und machte ein erstauntes Gesicht. „Bitte? Du hast noch nichts von der Känguru-Grippe gehört?“
Andreas aß das Käsebrot mit Messer und Gabel und schnitt ein Stück ab. „Ist das so was Ähnliches wie die Pharma-Pest...oder die Medien-Seuche?“
„Genau. Verbreitet sich rasend schnell und verursacht Panik-Zustände.“
Udo wirkte, als habe er einige Kilo zugenommen. Prall wölbte sich sein Kugelbauch unter dem dunkelgrünen Polo-Shirt. Einen Hals hatte er immer noch nicht. Und jetzt wechselte er abrupt das Thema.
„Wie kommt ihr denn mit den Ritualmorden voran?“
Ja, das Thema gefiel ihm. Aber Andreas erzählte ihm nur das, was schon in den Zeitungen gestanden hatte. Das gefiel Udo nicht.
„Habt ihr keine DNA-Spuren gefunden?“, bohrte er nach.
„Nein, der Täter war leider nicht blöd genug, sich in den Finger zu schneiden.“
Udos Augen wirkten im Kneipenlicht noch dunkler. „Die Mörder haben’s aber auch schwer heutzutage - an was die alles denken müssen! Aber DNA-Tests sind ja nicht unfehlbar.“
„Du redest von verunreinigten Wattestäbchen? So was gibt’s in Bonn nicht.“
Udo lachte, vertilgte weiter sein Schnittchen, redete aber beim Kauen weiter. „Ja, ja, Mensch und Technik. Es ist gar nicht gut, wenn man der Maschine an sich komplett ausliefert ist! Da brach doch kürzlich ein Flugzeugcomputer während des Landeanflugs die Landung einfach ab: weil nämlich ein kaputter Höhenmesser behauptete, die Maschine befände sich bereits zwei Meter +unter+ der Landebahn! Schön, dass der Pilot Augen hatte und in letzter Sekunde einen Absturz verhindern konnte!“
„Können wir über was anderes reden als über Flugzeugabstürze? Ich will vielleicht nach Italien fliegen.“
„Was? Du bist doch noch nie aus Bonn rausgekommen!“
Andreas erläuterte die Hintergründe, und sie unterhielten sich eine Weile über die ungewöhnlichen Manipulationsfähigkeiten der Frau an sich und wie man sich erfolgreich dagegen wehren könne.
„Hältst du es für möglich, dass euer Killer eine Frau ist?“, fragte Udo unvermittelt und war wieder da, wo er vermutlich die ganze Zeit hingewollt hatte.
Andreas bestellte sich eine Cola und meinte vage: „Möglich ist
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