Der Teufel in uns - Mord in Bonn
,Carrie‘?“
„Natürlich nicht“, seufzte Andreas.
„Also, es geht um eine alleinstehende Frau, die ihre Tochter Carrie mit viel Religion und Gewalt großgezogen hat. Ist ja klar, dass das in einer Katastrophe enden muss. Unsere Sektenmitglieder kommen also entweder aus einem ähnlichen Elternhaus...oder sie haben in der Kindheit irgendwas anderes Schreckliches erlebt.“
„Ich muss dich enttäuschen, Sascha, aber das ist nichts Neues.“
„Mist!“ Noch ein paar Schlucke Cola. „Na ja, wenn es auf alle zutrifft, hilft es uns sowieso nicht weiter.“
„Musstest du auch was über deine Kindheit erzählen?“
„Bisher nicht. Gezwungen wird da niemand. Soll ich am Mittwoch noch mal hingehen?“
„Wenn du meinst, das bringt was.“
„Kann ich nicht sagen. Ein paar Leute würde ich gerne noch genauer unter die Lupe nehmen. Vielleicht krieg ich auch noch ein paar Namen raus. Im Moment deutet jedenfalls nichts von dem, was Kirch gesagt hat, auf irgendeine Art von Fanatismus oder so was hin.“
„Vielleicht hat er geahnt, dass wir jemand bei ihm einschleusen wollen und ist vorsichtig geworden. Und dein Auftritt war ja nicht gerade unauffällig.“
„Dafür kann ich nichts!“
„Ich weiß... Ok, du solltest wieder hingehen, das ist weniger verdächtig, als wenn du jetzt einfach wegbleibst. Und versuch mal, noch was aus dieser Ramona rauszuquetschen.“
Andreas sah ein paar Blätter durch, die auf dem Tisch lagen. „Hinweise aus der Bevölkerung.“ Plötzlich stutzte er. „Hier hat jemand am Abend des Mordes an Manfred Baum einen weißen Wagen am Straßenrand stehen sehen...und hier gibt ein Mann aus Sankt Augustin an, ihm sei am Abend des Mordes an Voss ein weißes Auto am Straßenrand aufgefallen.“
„Das ist ja interessant“, kommentierte Sascha. „Rate mal, womit Jonas Kirch gestern Abend den Parkplatz des Restaurants verlassen hat.“
Andreas lehnte sich zufrieden zurück. „Der Kerl wird ab sofort überwacht.“
*
Bonn, Polizeipräsidium
Sascha hatte Andreas noch ein Weilchen bei Recherchen im Internet und in den Polizeiakten geholfen, die nur ergaben, dass seltsamerweise nichts, aber rein gar nichts über diesen Jonas Kirch herauszufinden war.
Mit diesem Problem beschäftigte sich Sascha auch noch auf dem Weg in die Kinderklinik. Als er dort ankam, ließ er jedoch Kirch und Konsorten gedanklich vor der Tür und kaufte einen Strauß roter und weißer Rosen für Annika. In ihrem hellgrünen Zimmer lag sie im pinkfarbenen Bademantel auf dem Bett und stillte Gabriel, was nach anfänglichen Schwierigkeiten jetzt besser zu klappen schien. Ihre Mutter war auch schon da.
Begrüßung von Annika, Gabriel und Verwandtschaft. Diskussion über Dinge, die unbedingt noch gekauft oder erledigt werden mussten. Mittagessen im krankenhauseigenen Restaurant. Dann stand für Annika und Gabriel ein Mittagsschläfchen auf dem Programm.
„Und du fährst jetzt nach Hause und baust endlich das Regal und die Wickelkommode auf!“ ordnete Annika an. „Ich möchte, dass morgen alles fix und fertig ist! Wollte Max dir nicht dabei helfen? Oder hat der wieder nur ’ne große Klappe gehabt?“
Nein, Sascha war sicher, dass Max, ein Nachbar, mit dem er sich oberflächlich angefreundet hatte, da sein und helfen würde, weil es nach getaner Arbeit ,Black Swan‘ mit Pizza gab. Davon musste Annika natürlich nichts wissen.
Gegen 13.30 Uhr verließ Sascha leise pfeifend die Klinik, setzte sich in seinen Wagen und vermisste plötzlich sein Handy. Also eilte er zurück in Annikas Zimmer, aber dort war der Apparat nirgends zu finden. Auch im Restaurant nicht. Hatte er das Ding etwa im Büro liegen lassen?
Mist, das bedeutete einen unnötigen Umweg! Hoffentlich hatte er dann noch genug Zeit, Wohnzimmer und Bad von den Spuren seines viertägigen Junggesellendaseins zu befreien und anschließend einen netten Horrorfilm zu gucken, bevor er Max zum Möbelaufbau antreten ließ.
Es half alles nichts: Sascha raste über die Autobahn zum Präsidium, wo sein Handy tatsächlich auf dem Schreibtisch lag, warf Andreas nur ein „Bin schon wieder weg!“ zu und fuhr zwei Minuten später auf der Königswinterer Straße durch Oberkassel. Dort fiel ihm der Wagen zum ersten Mal auf. Er schien ihm durch den ganzen Ort zu folgen. Ein kleiner, grauer Wagen, der nie nahe genug herankam, als dass Sascha den Fahrer oder das Kennzeichen hätte erkennen können.
Als er nach links in die Langemarckstraße abbog, passte er genau
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