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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Manfred ins Siegburger Krankenhaus.“
    Eine halbe Stunde später standen Manfred und Andreas am Krankenbett von Elfriede Esser, einer Frau von 84 Jahren, mit schneeweißem, gewelltem Haar, totenbleich, mit müdem Blick und tiefen Schatten unter den Augen. Sie lag allein im Zimmer und schien ins Leere zu starren.
    Doch nachdem sich Andreas vorgestellt und gefragt hatte, ob sie sich in der Lage fühle, über ihr furchtbares Erlebnis zu berichten, kam Leben in die wie ausgebleicht wirkenden, blauen Augen der Frau. Trotz der starken Medikamente war ihre unterschwellige Entrüstung nicht zu überhören, als sie berichtete: vom Vorgarten, von der Frau, die plötzlich auftauchte, von ihrem Misstrauen, vom Eindringen der Verbrecherin in ihr Haus, vom Klopfen und Klingeln von Nachbarin Hildegard, vom ,Kampf‘ und dem brutalen Tritt in ihre Kniekehle, von dem Sturz und dem Mordversuch, und wie sie sich totgestellt hatte.
    „Frau Esser, es ist absolut bewundernswert, wie Sie sich geschlagen haben! Sie haben alles richtig gemacht. Mein Kompliment“, lobte Andreas die alte Frau, deren Gesicht jetzt sogar ein bisschen Farbe bekam. „Können Sie die Täterin beschreiben?“ Das allerdings brachte keine neuen Erkenntnisse. „Wissen Sie, wie viel Geld Ihnen die Täterin gestohlen hat?“
    „Ich könnte mich so ärgern!“, schimpfte Frau Esser und bekam richtig rote Wangen. „Warum hab ich auch so viel Geld im Haus! Ich wollte die Rechnung für die neue Heizung bar bezahlen! So was Dummes! Jetzt sind die 7.000,- € weg!“
    „Wenn wir die Täterin fassen, kriegen Sie Ihr Geld ja wieder“, versuchte Andreas die Frau zu beruhigen. Und schon erklärte der Arzt die Befragung für beendet. 
    Manfred und Andreas verließen das Gebäude und machten sich auf den Rückweg ins Büro.
    Während Andreas über die Autobahn fuhr, fragte er: „Weißt du, was mich stutzig gemacht hat?“
    „Nein.“ Manfred untersuchte gerade den Inhalt des Handschuhfachs.
    „Warum erscheint die Täterin am Tatort in der gleichen Aufmachung wie bei den Raubmorden vorher? Wieso hat sie keine Angst, erkannt zu werden?“
    „Vielleicht denkt sie, alte Damen wie die Esser sehen sich im Fernsehen keine Nachrichten an.“ Er drückte die Klappe zu. „Oder vielleicht weiß die Frau noch gar nichts von ihrem Phantombild in den Medien.“ 
    „Gut, halten wir das mal fest. Hast du Saschas Bericht über seinen Besuch bei der Sekte gelesen?“
    „Nein, noch nicht. Ich hab nur von seinem ,heldenhaften‘ Einsatz bei der Verhaftung von Zorn gehört.“ Manfred lachte.
    Warum eigentlich? Neid? Andreas kam zum zweiten Punkt. „Aber ich habe den Bericht gelesen. Da gibt’s ein interessantes Detail, wie Sascha den Kerl zu Fall gebracht hat – er hat ihm in die Kniekehle getreten. Und jetzt bring mal Punkt eins und Punkt zwei zusammen, klingelt da was bei dir?“
    „Mein lieber Andreas, solche Fragen zu stellen, ist eine sehr nervige Angewohnheit von dir geworden! Weißt du das eigentlich?“
    „Ja, ich scheine überhaupt neuerdings sehr unbeliebt zu sein! Warum eigentlich?“
    Zuerst druckste Manfred herum, dann kam ein vorwurfsvolles: „Du hättest zum Beispiel deinen 50sten mit uns feiern können.“
    „Mein Gott, das mach ich schon noch!“
    „Wann denn? Wenn du 60 wirst?“
    „Quatsch. Im Sommer!“ Andreas riss sich zusammen. „Und jetzt zu meiner Vermutung: Gehen wir doch mal davon aus, dass die Täterin deshalb nichts von ihrem eigenen Phantombild weiß, weil es in der Sekte eine Regel gibt, die es verbietet, Nachrichten zu gucken oder Zeitung zu lesen. Gehen wir zweitens davon aus, dass sich jemand von Sascha abgeguckt hat, wie man Menschen von hinten auf die Knie zwingt... Was sagt uns das?“
    Ein böser Blick von Manfred, doch plötzlich kam ihm die Erleuchtung. „Die Raubmörderin stammt auch aus der Sekte!“
    „Ja.“
    „Vielleicht ist sie sogar gleichzeitig unser Ritual-Mörder!“
    „Auch das wär möglich.“ 
    „Aber das reicht nicht, um was gegen die Sekte zu unternehmen.“
    „Stimmt.“ Andreas überholte einen Laster. „Aber wir haben ja jetzt unseren verdeckten Ermittler. Die nächste Versammlung ist morgen Abend, da schicke ich Sascha hin. Wir brauchen noch mehr Informationen.“

    *

    Bonn - Mittwoch,  14. Mai, 14.00  Uhr
    Tina hatte einen Entschluss gefasst: Heute würde sie die Karten auf den Tisch legen! Sie wollte wissen, wie Jonas zu ihr stand! Sie hatte keine Nerven mehr, zu warten und zu warten!
    Sie fuhr

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