Der Teufel in uns - Mord in Bonn
Richtung Innenstadt, nachdem sie sich wieder einmal unter Vortäuschung von Kopfschmerzen früher aus dem Büro abgemeldet hatte. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie das noch den Job kosten. Aber im Moment war ihr auch das egal.
Um 14.15 Uhr war sie mit Jonas in einem Café auf dem Remigiusplatz verabredet.
Als sie sich dem Café näherte, hatte sie ein flaues Gefühl im Magen. Eine komische Mischung aus Freude und Angst. Sie hatte keine Ahnung, was Jonas eigentlich von der körperlichen Liebe hielt. Dazu hatte er noch kein Wort fallen lassen, noch keine Regel aufgestellt. War Sex etwas Negatives? Tina selbst konnte das nicht beurteilen, sie hatte noch nie Sex gehabt. Was einen tieferen Sinn ergab, denn so, wie es aussah, hatte sie sich extra für Jonas aufgehoben. Der stand bereits vor der Tür und winkte ihr lächelnd zu. Ein bisschen wirkte er wie nicht von dieser Welt, mit seinem hellen Anzug und dem offen zur Schau getragenen, großen Silberkreuz.
Das Wetter spielte nicht so recht mit, es nieselte. Also setzten sie sich drinnen an einen kleinen Tisch und bestellten Kaffee. Dann holte Tina mit gerunzelter Stirn das Spendenbuch aus ihrer Tasche und legte es geöffnet auf den Tisch.
„Hier, sieh mal, in letzter Zeit ist nicht mehr so viel reingekommen“, murmelte Tina und deutete auf ein paar Zahlen. „Da mal 500,-, hier 250,- und da sogar nur 100,- €. Ich frage mich, was mit den Leuten los ist?“
„Ich vermute mal, die meisten müssen sparen. Aber wir finden schon noch den einen oder anderen, der uns mehr spendet.“ Jonas machte ein ernstes Gesicht.
Was hatte er doch für schöne Augen! Alles an ihm war so positiv, er strahlte einfach Hoffnung und Güte aus, wo er ging und stand. Eine große Sehnsucht schmolz das flaue Gefühl in Tinas Magen hinweg. Der Zeitpunkt war da.
Sie zog einen Umschlag aus ihrer Tasche und reichte ihn Jonas. „Hier, das ist für unser Zentrum. Ich hab meine Ersparnisse abgehoben und ein paar Schmuckstücke verkauft. Da sind 9.000,- € zusammengekommen. Und die 5.000,-, die letzte Woche angeblich in meinem Briefkasten steckten, die waren auch von mir.“ Tina schaute Jonas erwartungsvoll an.
Der warf einen Blick in den Umschlag und sah ihr dann überrascht in die Augen. „Aber Tina, das ist ja...das... Hast du dir das auch gut überlegt?“
„Ja. Es ist mir wichtig, dass du dich hier niederlässt.“ Sie hielt seinem Blick stand. So, und jetzt sagst du es ihm! „Ich bin überzeugt davon, dass wir beide von Gott füreinander bestimmt sind. Ich habe mich extra für dich aufgehoben, Jonas...und ich möchte, dass du die Nacht mit mir verbringst.“
Ihr Herzschlag schien sich glatt verdoppelt zu haben, und ihr Gesicht fühlte sich heiß an. Wahrscheinlich war es rot wie eine reife Tomate. Heute würde es passieren, heute würde sie ihre Jungfräulichkeit verlieren. Sie freute sich darauf, sich Jonas zu schenken, aber natürlich hatte sie auch Angst vor dieser…Sache. Und ausgerechnet jetzt brachte die Bedienung den Kaffee. Tina griff sofort zur Tasse, aber als sie merkte, wie sehr ihre Hand zitterte, stellte sie sie rasch wieder ab.
Jonas’ Gesicht hingegen wirkte seltsam unbewegt. Was mochte er denken? Herrgott, was dachte er? Er legte den Umschlag mit dem Geld neben seiner Tasse ab, faltete die Hände und ließ seinen Blick langsam durch das Café wandern, als suche er dort nach der passenden Antwort.
„Tina, erst mal möchte ich mich bedanken“, begann er vorsichtig, und Tina wusste plötzlich, dass sie seine Antwort nicht hören wollte. „Ich danke dir für das Geld, und ich danke dir für deine Zuneigung und dein Vertrauen.“ Er schaute sie nicht an. Er lächelte nicht. „Aber ich bin hier, um mich um viele Menschen zu kümmern, nicht nur um dich. Trotzdem bin ich sicher, wir werden uns im Lauf der Zeit näherkommen, denn du bist schon was Besonderes. Wenn unser Zentrum erst –“
Sie fiel ihm ins Wort, ihre Stimme erst ein Flehen, dann ein Zischen. „Ich will heute Nacht mit dir zusammensein, Jonas, und ich finde, ich habe es verdient!“
Jonas schien irritiert. „Aber Tina, du kannst dir meine Liebe doch nicht kaufen. Du hast dich da in was reingesteigert, das sehr negative –“
„Heißt das, du willst nicht?!“ In ihrem Inneren tat sich so etwas wie ein Abgrund auf.
„Tina, das kann ich nicht machen, das wäre unfair gegenüber –“
„Du bist ein Schwätzer!“, spuckte sie ihm entgegen und stand auf. Sie stopfte das Spendenbuch in
Weitere Kostenlose Bücher