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Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Titel: Der Teufel kommt raus: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blair S. Walker
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auch drei Jobs gleichzeitig gehabt, um ihren männerlosen Haushalt mit drei Kindern zu ernähren, weshalb der Hauptanteil der Hausarbeit Dillard und seinen jüngeren Brüdern zugefallen war.
    Dieser Trend setzte sich fort, als Dillard zur Armee ging, wo er in seinen zwölf Dienstjahren so manche Latrine gesäubert und mit militärischer Präzision Bettlaken zusammengefaltet hatte. Er scherzte gern, dass er nach all den Jahren, in denen er gezwungenermaßen als Domestik gearbeitet hatte, jetzt im Putzstreik sei.
    Doch der wahre Grund für sein staubiges Haus war nicht Rebellion. Eigentlich ging es um Jenny.
    Dillard hatte Jennifer Langston kennengelernt, als er in Fort Bragg, North Carolina, stationiert war. Sie hatte im The Warrior Bar & Grill, das nur einen Katzensprung vom Haupttor entfernt war, als Getränkekellnerin gearbeitet. Jenny war sechs Jahre jünger als Dillard und stammte aus einem winzigen Kuhdorf etwa 20 Kilometer westlich von Fayetteville, wo Fort Bragg liegt.
    Selbst wenn Dillard hundert werden sollte, würde er nie mehr eine Frau treffen, die so lustig, klug, optimistisch und mutig wäre wie Jenny. Acht Monate nach ihrer ersten Verabredung hatten sie in der Kapelle von Fort Bragg geheiratet. Ihre Verbindung war nie mit Kindern gesegnet, weil Dillard von jeher gewusst hatte, dass er keine Kinder wollte, und sich schon lange vor seiner Ehe von einem Arzt den entsprechenden Schnitt hatte verpassen lassen.
    Deshalb überhäuften er und Jenny einander mit der Aufmerksamkeit, die sonst ihren Sprösslingen zuteil geworden wäre. Sie hatte so eine Art, mit liebevollen, bewundernden Blicken zu ihm aufzusehen, die Dillard davon überzeugten, dass er der patenteste, virilste Mann auf der Welt war.
    Jenny förderte eine Seite von ihm zutage, von deren Existenz er nie etwas gewusst hatte, die Seite, die über alberne Witze lachte und im Kino gern Händchen hielt. Und die in Menschen etwasanderes sah als nur austauschbare Schachfiguren, mit denen man Krieg führen konnte.
    Süße, wunderschöne Jenny.
    Dillard liebte es, dass sie ihn mit all seinen Fehlern akzeptierte und lieber seine guten Eigenschaften hervorhob und förderte, statt sich mit den negativen aufzuhalten. Klar, manchmal zog sie ihn mit seiner Kriegsbesessenheit auf und bezeichnete ihn als größeren Eiferer als Archie Bunker aus der Sitcom »All in the Familiy«.
    Als er zwei Anläufe brauchte, um vom Feldwebel zum Oberfeldwebel befördert zu werden, hatte Jenny stets ermutigende Worte und ein aufmunterndes Lächeln für ihn übrig und verspottete und kritisierte ihn nie. Und als er nur durchschnittliche, oft sogar nur unterdurchschnittliche Leistungsbeurteilungen bekam, fühlte Jenny mit ihm und zeigte Verständnis für seine Version der Dinge.
    Das hieß aber nicht, dass sie ihm immer Recht gab. Wenn sie richtig sauer war, brach der selbstbewusste Wildfang aus dem ländlichen North Carolina mit aller Macht aus ihr heraus, und sie steigerte sich in Schimpftiraden, die bis zu einer Stunde dauern konnten. Doch wenn sie ihre Meinung gesagt und ihrem Ärger Luft gemacht hatte, war Jenny niemals nachtragend und genauso lieb und gut wie vorher.
    Auf ihr Betreiben hin hatte er sogar begonnen, sonntags in die Kirche zu gehen und ganze Bibelverse auswendig zu lernen!
    Es war jetzt zweiundzwanzig Monate her, seit der Gebärmutterhalskrebs Dillard seinen Engel entrissen hatte. Sie waren erst vier Jahre verheiratet, und ihr Tod war so etwas wie eine grausame Botschaft von Gott gewesen, ein übler Scherz, den Dillard auch nach zahllosen versoffenen Nächten noch nicht verstand. Aber eines war sonnenklar. Und zwar, dass er dem Herrn niemals vergeben würde. Niemals.
    Derselbe Gott ließ zu, dass unverheiratete, schwarze Mütter, die Sozialhilfe bezogen, ewig lebten und wie Zuchtsauen ein Baby nach dem anderen warfen. Dillard und seine Frau hingegen waren der Gesellschaft nie zur Last gefallen und hatten als Mann und Frau zusammengelebt. Wie es die Bibel lehrte.
    Warum war ihm seine Jenny genommen worden? Wo war Jesus, als sie nur noch eine auf 36 Kilo abgemagerte, morphiumabhängige atmende Leiche gewesen war? Wo blieb da die Gerechtigkeit? Das Haus sah immer noch mehr oder weniger so aus wie vor Jennys Tod. Wenn es allzu haarsträubend wurde, attackierte Dillard den Staub mit dem Staubsauger, doch ansonsten war 4503 Baker Street ein unberührter Schrein der Erinnerung für Jennifer L. Dillard.
    Im Schlafzimmerschrank hingen noch immer ihre Kleider. Ihre

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