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Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Titel: Der Teufel kommt raus: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blair S. Walker
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mir eine Jeans und ein T-Shirt anziehen sollen, bevor ich Allen überhaupt reingelassen habe, dachte Dillard und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Dafür war es jetzt zu spät. Er warf den zerknitterten Anzug aufs Bett und zog sich eine verwaschene Blue Jeans, ein Budweiser-T-Shirt und Laufschuhe an.
    Als Dillard zurück zum Wagen kam, saß Allen zusammengesunken da, schwitzte heftig und schmollte wie ein bockiges Kind. Was war bloß in den Jungen gefahren? Vielleicht lag es am Wetter. Was auch immer nicht stimmte, es musste behoben werden, und zwar fix.
    »Irgendein Grund dafür, dass du dich heute aufführst wie eine gottverdammte
bitch

    Allens Mund formte ein perfektes
O
, als hätte man ihm unerwartet einen Schlag versetzt. Er erholte sich schnell wieder und ersetzte seinen bestürzten Gesichtsausdruck durch ein streitlustiges, höhnisches Lächeln. Er verdrehte die Augen, wandte den Kopf aber vorsichtshalber zum Gehsteig, um Dillard dabei nicht anzusehen.
    Er betrachtete Dillards direkte Nachbarin, eine stämmige, auf Sozialhilfe angewiesene alleinerziehende Mutter, die mit einergelben Bluse und einer abgefahrenen, zwei Nummern zu kleinen blauen Hose auf den Marmorstufen vor ihrem Haus hockte. Sie hielt sich an einem Glas Limonade fest, während sie sich träge Luft zufächelte und unter der glühend heißen Mittagssonne mit jeder Sekunde röter wurde.
    Ihr Gesichtsausdruck ließ keinerlei Regung erkennen, als sie dumpf auf Allen und ihren Nachbarn starrte, der seit dem Tod seiner Frau das Sprechen verlernt hatte.
    Nicht dass es Dillard, der es sich in seinem ichbezogenen kleinen Universum bequem gemacht hatte, überhaupt aufgefallen wäre. Ihm ging gerade durch den Kopf, dass er weder die Kontrolle über seinen Vorgesetzten, über die Armee, den Krebs, der Jenny dahingerafft hatte, die U.S. Park Police noch über sein eigenes Schicksal hatte. Und jetzt konnte er nicht einmal genug Kontrolle über Allen ausüben, um sich den Respekt zu verschaffen, den er verdiente – nein, nach dem er lechzte.
    Wenn er jetzt die Beherrschung verlöre, wäre sein Kontrollverlust vollkommen. Das konnte er sich nicht leisten.
    Leicht nach vorne gebeugt und das Lenkrad fest umklammernd, saß Dillard eine gute Minute lang in der unerbittlichen herabbrennenden Sonne. Seine Wut erfüllte den Wagen mit einer fast mit Händen zu greifenden Präsenz, die Allen an die Tür drängte. Allen saß völlig regungslos da, weil er fürchtete, dass ihn Dillards Wut verschlingen würde, sobald er sich rührte.
    Einmal tief durchatmend, startete Dillard den Wagen, trat die Kupplung durch und fuhr elegant los. Er ignorierte die leise Stimme, die ihm vorschlug, einen Kavalierstart hinzulegen, um seinem Ärger Ausdruck zu verleihen.
    In zügigem Tempo, aber nicht zu schnell, um die Aufmerksamkeit der Polizei nicht auf sich zu ziehen, machte sich Dillard auf den Weg in Allens Wohngegend, eine vorwiegend von Weißen bewohnte Arbeiter-Enklave namens Dundalk südlich von Baltimore.
    Mr. Ungedulds bisherige Zurückhaltung überraschte Dillard. Wo blieb das Bombardement mit Fragen, warum er Allen von derArbeit wegbeordert hatte und warum in seinem Hosenbund eine Handfeuerwaffe steckte?
    Bis sie an einer Ampel vier Blocks von Dillards Haus entfernt hielten, gab es keinerlei Erklärungen. Sie hatten kein einziges Wort gewechselt. Nur der lärmende Motor des Z28 war zu hören, der fröhlich hochoktanigen Kraftstoff schlürfte.
    Nach zwei Kilometern Fahrt hielt Allen es nicht mehr aus. Er wartete ab, bis sie hinter einem blauweißen Stadtlinienbus stehen blieben, der Fahrgäste zusteigen ließ. Auf eine riesige grüne Comic-Kakerlake aus einer Insektenspray-Werbung am Heck des Busses starrend, holte Allen tief Luft.
    »Du hast doch gesagt, du wolltest mich ins Bild setzen«, sagte er vorsichtig, darauf bedacht, nicht penetrant zu wirken. »Was ist los?«
    Mit aller Kälte, zu der er fähig war, fixierte Dillard Allen sekundenlang und wandte sich wieder ab. Als er endlich sprach, bediente er sich der ruhigen, leisen Stimme eines Mannes, der sich mit Mord und Totschlag auskennt.
    »Irgendwer in dieser Gruppe kann sein großes Scheißmaul nicht halten. Weißt du was darüber?«
    »W-w-wovon redest du, Mark?«, stammelte Allen. »Hast du mir was vorzuwerfen?«
    Der Bus fuhr von der Haltestelle weg und spie dunklen Rauch aus, der durch die offenen Fenster des Camaro waberte. Die Klimaanlage des Wagens funktionierte einwandfrei, doch Dillard

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