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Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Titel: Der Teufel kommt raus: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blair S. Walker
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Enthaarungscreme, ihr Damenhygienespray und ihre Bluthochdruck-Medikamente lagen noch im Medizinschränkchen für sie bereit, falls sie morgen zur Tür herein käme. In einer Ecke des kleinen Schlafzimmers stand noch Jennys Nähmaschine, die Nadel mitten im Stich über einem schlichten weißen Kleid angehalten, das sie sich gerade genäht hatte, als der Krebs sie zu sehr schwächte, um es fertig zu schneidern.
    Die einzige Veränderung bestand darin, dass sich Dillard ein neues Bett gekauft und das alte an Goodwill gespendet hatte. Allein die Vorstellung, in dem Bett, in dem er und Jenny einander verzaubert hatten, eine andere Frau zu vögeln, grenzte an ein Sakrileg. Einmal hatte sich ein dämliches Flittchen nach dem gerahmten Bild von Jenny erkundigt, das immer noch an der Wohnzimmerwand hing. Obwohl er ordentlich einen in der Krone gehabt hatte, war Dillard sofort nüchtern geworden und hatte die Frage mit einem vernichtenden Blick und einem wütenden Rausschmiss beantwortet.
    Manchmal, wenn er ganz nah vor Jennys Porträt stand, hätte Dillard schwören können, dass er ihre Anwesenheit spürte, fast ihr Lachen hören konnte, das ihn an ein klimperndes Windspiel erinnerte. Es war ein beruhigendes, wenn auch ungemein trauriges Gefühl, das er seit ihrem Tod schon mehrere Male verspürt hatte.
    »Ich werde dich immer von ganzem Herzen lieben, Süße«, rief er traurig. »Warum musstest du gehen? Warum?«
    Dillard wusste, dass seine verstorbene Frau gegen seine NAACP-Mission gewesen wäre. Jenny hätte es nicht geduldet. Manchmalsprach er bis in die frühen Morgenstunden mit ihr und erklärte es ihr: Wenn die weiße Rasse nicht irgendwann Widerstand leistete, wäre es sonst vielleicht für immer zu spät.
    »In fünf oder sechs Jahren wird es dir vollkommen einleuchten, Süße«, gurrte Dillard mit tiefer, beruhigender Stimme, während er sich die Krawatte vom Hals zerrte und sein weißes Hemd auszog. »Dann wirst du verstehen, warum ich es tun musste.«
    Ein dreimaliges Wummern an der Haustür störte ihn, das in dem stillen Haus wie ein Überschallknall widerhallte. Als Dillard die Tür aufriss, stand Allen derangiert und schwitzend davor.
    »Mit wem sprichst du, Mann?«, fragte Allen und spähte misstrauisch an Dillard vorbei.
    »Habe ich dich nicht gebeten, im Wagen zu warten?«
    »Da drin ist es verdammt heiß, Mann«, schoss Allen aufsässig zurück. Dillard sah, dass die Beifahrertür des Camaro sperrangelweit offen stand und der Schlüssel noch in der Zündung steckte. Nichts hätte Dillard größere Genugtuung bereitet, als Allen einen solchen Arschtritt zu versetzen, dass er der Länge nach die Treppe runterfiel.
    Die Hitze, die in Wellen von der Asphaltstraße aufstieg, spiegelte den Ärger, der in Dillard brodelte. Er senkte den Blick auf seine Schuhe und versuchte, die Wut zu beherrschen, die sich in ihm zusammenbraute wie ein rasch heraufziehendes Sommergewitter. Es hatte keinen Sinn, das einzige Mitglied der Gruppe zu verprellen, das ohne zu zögern für ihn durch eine Backsteinmauer rennen würde, wenn es sein Wunsch wäre.
    Andererseits war Allen nur von begrenztem Nutzen, wenn er nicht mal schlichte Anweisungen befolgen konnte. Wie zum Beispiel: »Warte im Wagen.«
    Als sein Zorn ein wenig verraucht war, verschränkte Dillard die Arme und sah Allen strafend an, ein aufgebrachter Erziehungsberechtigter, der in Versuchung kam, seinem dickköpfigen Nachwuchs mit dem Gürtel den Hintern zu versohlen.
    »Wo sind meine Schlüssel, Rick?«, zischte Dillard mit zusammengebissenen Zähnen.
    Nachdem Allen vergeblich beide Hosentaschen danach abgetastet hatte, zuckte er verlegen mit den Schultern. Dann trollte er sich zurück zum Wagen wie ein reumütiger Hund, den sein Herr zur Strafe angeschrien hatte, stieg ein und schloss die Tür.
    Dillard schüttelte den Kopf und knallte die Haustür so heftig zu, dass in der Küche das Essbesteck klirrte und Allen sich fast zu Tode erschreckte. Dillard klaubte die Krawatte und das Hemd vom Boden auf, joggte die Treppe hinauf ins Schlafzimmer und zog auch die restlichen Klamotten aus.
    Schon bald würden die regionalen Fernseh- und Radiosender mit Berichten darüber überflutet werden, dass der Wagen eines Beamten der U.S. Park Police auf der Schnellstraße zwischen Baltimore und der Washington Parkway von einem Anzug tragenden Weißen entführt worden war. Etwas größer als 1,80. Mit ordentlich geschnittenen rötlichen Haaren.
    Ich hätte den Anzug schon ablegen und

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