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Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Titel: Der Teufel kommt raus: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blair S. Walker
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könnte Gardner knutschen, weil er mir nicht mit Schimpftiraden oder Schuldzuweisungen kommt.
    »Kann man wohl sagen«, erwidere ich und werfe ihm einen dankbaren Blick zu. »Ich dachte, das wäre wieder so einer, aber offenbar habe ich mich geirrt.«
    »Sie würden nicht glauben, wie viele Morddrohungen jede Woche bei uns eingehen. Und auf wie viele davon können wir reagieren? Keine einzige, es sei denn, der Name des Präsidenten fällt. Wann kam der letzte Blumberg-Anruf?«
    »Ungefähr vor fünfzehn Minuten.« Ich frage Gardner, was er mir offiziell mitteilen kann, und er rasselt nüchtern das Wenige herunter, was er weiß.
    »Irgendwas, das Sie mir inoffiziell sagen können?«
    »Nur, dass ich morgen wahrscheinlich beim
Herald
vorbeischaue, um ein Arbeitsgesuch aufzugeben, wenn ich in den nächsten fünfzehn Minuten keinen Verdächtigen auftreibe.« Er lacht. Er nimmt’s mit Humor. Eine der Eigenschaften, die ich an Gardner schätze.
    Ich befrage ein paar von Blumbergs Nachbarn und einige namhafte Gemeindeoberhäupter, die vor Ort sind, und fahre zurück in die Innenstadt.
    Als ich mit großen Schritten wieder die Redaktion betrete, blicken alle auf. Wie wenn der Dirigent mit dem Taktstock in der Hand vor sein Orchester tritt. Zeit, 1A-Musik zu machen. Aber zuerst bitte ich eine Redaktionsassistentin, in die Bibliothek zu gehen, dort die Clip-Mappe über Blumberg zu holen und sie mir an den Schreibtisch zu bringen.
    »Was haben Sie in Roland Park herausgefunden?« Das ist Merriwether, der nervös und beklommen wirkt. Er mag in einem stressigen Metier arbeiten, konnte aber noch nie besonders gut mit Druck umgehen.
    »Sie wissen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht viel. Keine möglichen Verdächtigen und noch kein Motiv, aber in seinem Wagen haben sie eine 9-Millimeter-Patronenhülse gefunden.«
    »Das wussten wir schon«, sagt Merriwether abwesend und überlegt fieberhaft. »Okay, wir machen Folgendes. Irving Beatty wird eine Retrospektive über Blumberg schreiben, die sein Leben kurz zusammenfasst. Statt den jüdischen Blickwinkel in Ihre Story mit einzubauen, wird Jim Smilow einen Info-Kasten schreiben, der das abdeckt.
    Sie werden sich auf die Geschehnisse von heute beschränken. Ich will wissen, ob er je mit einem Nachbarn in Fehde lag, ob er je Todesdrohungen erhalten hat und warum sein Sicherheitsdienst nicht im Einsatz war. Soweit es Ihnen angesichts der begrenzten Zeit möglich ist, finden Sie heraus, ob es vielleicht einen verärgerten ehemaligen Angestellten gibt, der aus einem von Blumbergs Unternehmen gefeuert wurde.
    Reaktionen vom Bürgermeister, von Wohlfahrtsorganisationen, die von der Blumberg-Stiftung finanziert wurden, und von Politikern, die er mit Geldmitteln ausgestattet hat, müssen Sie auch in die Story einbauen. Unser Parlamentsberichterstatter in Annapolis schickt Ihnen ein paar Sachen, und ich veranlasse, dass ein weiterer Reporter Sie mit Stimmen von der Straße versorgt.«
    Ich kritzele das alles auf meinen Notizblock und komme nur mit Mühe hinterher.
    »Sind wir uns da einig?«, fragt er.
    »Sie wissen aber schon, dass wir bereits gestern von den Todesdrohungen gegen Blumberg wussten, oder?«
    Zu Tode erschrocken schlägt Merriwether die Hand vor den Mund. »Wovon sprechen Sie?«
    »Ich habe gestern Barbara Rubenstein darüber informiert. Und der Anrufer hat sich heute wieder gemeldet.«
    Merriwether rennt buchstäblich zu Rubensteins Schreibtisch, und ich hinterher.
    »Barbara«, sagt er mit einer Stimme, die vor Angst schrill ist. »Hat Darryl Sie gestern informiert, dass ein Anrufer davor gewarnt hat, dass Blumberg ermordet wird?«
    Unglaublicherweise leugnet sie es.
    »Wissen Sie nicht mehr, dass Sie zu mir gesagt haben, Sie wären gerade beschäftigt und würden mich zurückrufen?«, frage ich fassungslos.
    »Das stimmt, aber Sie haben eindeutig nichts davon gesagt, dass Blumberg erschossen wird, Darryl!«, widerspricht Rubenstein laut, die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Ich habe genug gehört«, schreit Merriwether. »Widmen wir uns den anstehenden Aufgaben.«
    Viel Wut und Adrenalin sind im Spiel, als ich mich daran begebe, eine Reportage zu schreiben, die 230 000 Menschen mit Spannung lesen werden, wenn sie morgen ihre Zeitung bekommen. Wie immer vergeht die Zeit vor Redaktionsschluss wie im Fluge. Nach drei Stunden, die mir wie fünfzehn Minuten vorkommen, habe ich einen gut geschriebenen Artikel mit umfassender Berichterstattung fertig.
    Nachdem ich ihn mir

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